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Der Drittligist Preußen Münster scheint
derzeit in mehreren voneinander gelösten Realitäten zu leben.
Auf der einen Seite träumen die Münsteraner im bereits siebten
Drittligajahr vom Aufstieg, planen seit geraumer Zeit eine neue
Spielstätte und reden offen über die Ausgliederung der
Profiabteilung. Die derzeitige Situation zeigt jedoch, dass es
bei den Preußen wichtigere Baustellen gibt. Die sportliche
Situation ist äußerst prekär, sodass der stolze Sportclub sich
derzeit in gefährlicher Nähe zu den Abstiegsrängen wiederfindet.
Neu-Trainer Marco Antwerpen verlor in Meppen sein Auftaktspiel
und steht vor seiner Heimpremiere gegen Absteiger Würzburg unter
Zugzwang. Die aktive Fanszene verweigert zudem aufgrund der
Ausgliederungspläne den Support. Zumindest füllte sich das
altehrwürdige Stadion an der Hammer Straße an diesem
Freitagabend mit mehr als 6.000 Zuschauern recht ansehnlich. Mit
Andre und mir durfte man zwei seltene Gäste dazuzählen. Für
Andre war es der erste Besuch im Preußenstadion, ich besuchte
den Ground nach 2011 zum zweiten Mal. Aufgrund unserer frühen
Feierabende gestaltete sich die Anreise in den Norden sehr
entspannt, sodass wir bereits 90 Minuten vor dem Anpfiff in
Stadionnähe parken konnten. Vor den Kassenhäuschen bot uns ein
Zuschauer seine Stadtwerke-Freikarten an, die wir gerne annahmen
und uns ein paar Taler beim Eintrittsgeld sparten.
Uns begrüßte ein leeres, aber noch immer
weites Rund, aus dem bereits das Tageslicht gewichen war. Hinter
der Fiffi-Gerritzen-Kurve füllten wir unsere Mägen im Schein der
Flutlichter mit Fettwurst aus dem umfangreichen Cateringangebot.
Recht zeitnah zogen wir jedoch auf die teilweise überdachten
Stehplätze der Gegengerade um. Im Stadion der Preußen ist es
mitunter nicht einfach einen Platz mit freier Sicht aufs
Spielgeschehen zu finden. Sowohl die Pfeiler der
Beschallungsanlage als auch die Stützen der Bedachung stellten
Sichtbehinderungen dar. Aufgrund des wirklich auserlesenen
Geschmacks des Stadion-DJs akzeptierten wir zumindest die
Beeinträchtigungen durch die Musikanlage. Während noch immer
etliche Fans ins Stadion strömten, pfiff Schiri Kampka die erste
Partie des 22. Spieltags der 3. Liga an. Es entwickelte sich ein
zu Beginn recht unterhaltsames Spiel mit Chancen auf beiden
Seiten. Man konnte früh leichte Vorteile auf Seiten der
Gastgeber ausmachen. Die Kickers, die von einer Busladung Fans
sowie den Freunden aus Wattenscheid unterstütz wurden, fanden
schwer ins Spiel und hatten ihre beste Möglichkeit dank
Preußen-Keeper Körber, der einen eigentlich ungefährlichen
Freistoß durch die Handschuhe flutschen ließ. Die nötige
Sicherheit eines Schlussmanns ließ Körber über die gesamte
Spieldauer vermissen.
Für die Preußen avancierte Kapitän Scherder
zum Matchwinner. Der nicht immer gesetzte Innenverteidiger aus
der eigenen Jugend verwertete nach einer halben Stunde einen
Eckball per Kopf zum 1:0. Nach dem Heimspiel gegen Chemnitz
entschied Scherder mit seinem Treffer bereits die zweite Partie
in dieser Saison zu Gunsten des SCP. Somit tragen vier der nun
21 Punkte auf dem Konto des SC die eindeutige Handschrift des
Verteidigers. Auf die Sprechchöre für den Torschützen folgte
eine nun ideenlose und oft ruppige Partie. Die Schiedsrichter
standen des Öfteren im Mittelpunkt und mussten einige knifflige
Aktionen im Strafraum sowie mehrere halsbrecherische Grätschen
bewerten. Hierbei waren die Zuschauer logischerweise nicht immer
mit den Entscheidungen des Gespanns einverstanden. Nachdem man
sich an den Offiziellen abgearbeitet hatte, verleitete das
Gekicke auf dem Rasen die Zuschauer um uns herum dazu, sich mit
den Einwechselspielern der Gäste zu beschäftigen. Uns gefiel vor
allem der „Ihr lauft euch warm – wir saufen Bier“-Chorus, den
wir so bisher auch noch nicht gehört haben. Eine ziemlich
entspannte Tour, ohne den ganz großen Fußballkracher, fand am
späten Abend ihr Ende. Für mich sollte die Reisetätigkeit nur
kurz unterbrochen werden - am nächsten Morgen wartete die Tour
zum Auswärtsspiel der Knappen in Stuttgart.
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