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Das zweite Auswärtsspiel meiner Knappen im
neuen Jahr führte den blau-weißen Anhang nach Stuttgart. Für die
Knappen und mich persönlich ist das Neckarstadion ein
durchwachsenes Pflaster. Während meine Bilanz zumindest
ausgeglichen ist (je ein Sieg und eine Niederlage mit dem Glubb
und dem S04), verlor Königsblau in diesem Jahrzehnt vier der
sechs Partien bei den Schwaben. Da man sich über die Leistung
meiner Knappen in dieser Spielzeit jedoch nicht beschweren kann,
stieg ich am Samstagmorgen mit einem guten Gefühl in den
pfeilschnellen ICE über Köln, Frankfurt und natürlich Stuttgart
in Richtung München. Der Zug spuckte mich zur Mittagszeit auf
der Großbaustelle des vieldiskutierten Bahnprojekts am Rande der
Stuttgarter City aus. Mit reichlich Zeit ausgestattet
begutachtete ich zuerst die Dimensionen von „Stuttgart 21“ und
flanierte anschließend ein wenig durch die Innenstadt. Leider
fand ich während meiner Erkundungstour keine Gründe, warum man
in dieser Stadt zwischen lauter Schwaben leben sollte. Auch den
Weg zum Ground absolvierte ich vor Kraft strotzend zu Fuß. Als
ich mich zwischendurch in einer Dönerbude mit Bier versorgte,
traf ich mit der türkischen Verkäuferin zugleich die erste
Einwohnerin der Stadt, die verständliches Deutsch sprach.
Rund um das Neckarstadion herrschte mal
wieder ein heilloses Verkehrschaos. Ich war unglaublich froh mit
der Bahn angereist zu sein und fand mich zügig in Block 60B ein.
Dieser grenzt im Oberrang an den Gäste-Sitzplatzbereich und war
dementsprechend eindeutig in Schalker Hand. Trotzdem fanden sich
wieder einige Stuttgarter Nasen im de facto-Gästeblock ein und
wunderten sich über die recht aktiven Gästefans im Umfeld. Es
macht immer wieder einen Heidenspaß sich Bier trinkend, nach
Schweiß stinkend und mit dem Schal winkend in die Köpfe der
spießigen Samstagsauflügler zu brennen. Dat is Schalke! Wenn man
dann noch drei Punkte mitnehmen kann und in diesem Fall die
VfB-Sympathisanten frustrierend abziehen sieht – noch besser.
S04-Trainer Tedesco schickte im Angriff Di Santo und Kono ins
Rennen, was nicht nur mich verwunderte. Währenddessen flackerten
Auszüge der PK mit VfB-Schlafmützen-Coach Wolf über die
Videoleinwände, in denen er mehrmals betonte, wie geil und
spielstark der FC Schalke ist. Gut erkannt, Zecke.
Wenn einen schon der gegnerische Coach
stark redet, muss man natürlich liefern. Angepeitscht von einem
der besten Auswärtsauftritte der Kurve in der laufenden Saison,
ließ sich die königsblaue Elf nicht lange bitten. Gerade als die
Cannstatter Kurve ihren zwölfminütigen Protest gegen
Materialverbote beendet hatte und ein ansehnliches Kurvenbild
zum Vorschein kam, köpfte Altmeister Naldo die Kugel zum 1:0 aus
Schalker Sicht ein (14.). Wenig später wurde die Nr. 8 im
Strafraum von einer ungelenken Ex-Zecke gefoult. Folgerichtig
bekam der S04 einen Elfmeter, den Harit eiskalt versenkte (19.).
Auch neben der besagten Treffsicherheit bewiesen Naldo und Harit
ihre Klasse und dürfen sich meiner Meinung nach den Titel des
„Man of the Match“ teilen. Naldo klärte hinten mit
traumwandlerischer Sicherheit die abermals vom S04 erbettelten
Chancen der Hausherren. Harit leitete vorne mehrere gefährliche
Konter ein, die vornehmlich Konoplyanka kläglich zu vergeben
wusste. Am Ende konnten wir mit der Mannschaft ein mehr als
verdientes 2:0 feiern, das VfB-Trainer Wolf zudem den Job
kostete. Zurück am Bahnhof traf ich beim Kaltgetränkkauf
zufällig auf Laui, mit dem ich den größten Teil der Rückfahrt
antreten konnte. Ein rundum gelungener Auswärtsauftritt. Ach ja,
verpiss dich Leon!
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