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Am Freitagnachmittag landeten Fabian und
ich, aus Frankfurt bzw. Düsseldorf startend, annähernd
zeitgleich in Manchester. Die Stadt im Nordwesten Englands ist
das „Home of Football“ und beherbergt mit United und City zwei
unglaublich erfolgreiche Clubs. Ein Besuch der fünftgrößten
Stadt Englands war somit überfällig. Der Hauptgrund unserer
Reise war natürlich der anstehende Besuch bei ManU am
Samstagnachmittag. Die klassische Suppe vorm Hauptgang sollte
uns jedoch bereits an diesem Abend im wenige Kilometer
entfernten Horwich serviert werden. Dort steht mit dem Macron
Stadium die Heimstätte des Zweitligisten Bolton Wanderers. Viel
Zeit blieb uns nicht, zwischen der Ankunft am Hotel und der
Abfahrt zum Ground. Glücklicherweise reichte das Polster für
erste Kaltgetränke und eine Portion Cod and Chips in der
Piccadilly Tavern. Nachdem Christoph zu uns stieß, zogen wir ein
Pub weiter und wurden im Eingangsbereich der Bar von leicht
säuerlichem Kotz-Geruch begrüßt. Welcome to Manchester! Das Pint
Pale Ale schmeckte natürlich trotzdem.
Der letztmögliche Bummelzug brachte uns
kurz vor Spielbeginn gen Nordwesten zur Station Horwich Parkway.
Von hier waren es nur noch ein paar Schritte zum vor 20 Jahren
eröffneten Ground der Trotter. Der derzeitige Zweitligist
durchlebte vor zehn Jahren eine Hochphase und durfte sich gar im
Europapokal beweisen. Im Rahmen der europäischen Missionen
wurden mit Fenerbahce, Sevilla, OM und den Bayern einige der
ganz Großen Clubs im damals noch Reebok Stadium heißenden Ground
vorstellig. Nachdem man bis in die drittklassige League One
durchgereicht wurde und im Sommer den Wiederaufstieg feiern
konnte, empfing man an diesem Abend Bristol City. Die
Rotkehlchen haben ebenfalls eine lange Geschichte, die den Club
jedoch noch nicht in die Premier League führte. Dies könnte sich
im Sommer ändern, da City sich fest in den oberen Regionen der
Championship festgebissen hat. Da die Wanderers Mühe haben den
Anschluss im Tabellenkeller zu halten, war die Favoritenrolle
klar auf der Seite der Gäste.
Das Spiel begann dementsprechend mit
leichten Vorteilen für Bristol. Wir verfolgten die Partie von
guten Plätzen auf der Gerade, in einem Stadion, das an diesem
Abend genau zur Hälfte gefüllt war. Vor dieser recht trostlosen
Kulisse sollte sich über die gesamte Spieldauer kein ernsthafter
Support aus einem der beiden Fanlager einstellen. Somit galt
unsere ungeteilte Aufmerksamkeit dem Geschehen auf dem Rasen.
Hier tat sich vor allem Boltons Sammy Ameobi hervor. Der
nigerianische Stürmer erinnerte Christoph an Choupo-Moting (an
seinen besseren Tagen) und auch ich konnte mit der Zeit einige
Parallelen erkennen. In der ersten Halbzeit konnte jedoch auch
Ameobi nichts daran ändern, dass die Torhüter auf beiden Seiten
nicht ernsthaft geprüft wurden. Wenn es bis zur Pause Vorteile
für eine Farbe gab, dann meine ich leichte Vorteile bei den in
weiß spielenden Hausherren erkannt zu haben. In der Pause gab es
für uns eine Pint and Pie-Kombo, die wir stilecht vor der
Damentoilette genossen. Der Verkäufer überzeugte zudem mit der
Antwort „du“ auf meine Frage, wer denn all die Pies gegessen
hätte. 20 Minuten vor Spielende sorgte dann Ameobi dafür, dass
uns die Partie nicht nur aufgrund des kulinarischen Angebots in
Erinnerung blieb. Der Angreifer sicherte sich den Ball in der
eigenen Hälfte, schüttelte seine Bewacher ab und drosch den Ball
für den Siegtreffer aus der Distanz ins untere Eck. Für uns gab
es noch einen Absacker in Manchester - der morgige Tag im
Theatre of Dreams konnte kommen.
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