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Meine Spielbesuche plane ich meist
langfristig. Für die nächsten Wochen und Monate habe ich mehrere
Kalender, in denen ich die möglichen Partien notiere und
probiere diese halbwegs vernünftig in meinen Alltag zu
integrieren. So hatte ich auch die Begegnung zwischen Beerschot
und Westerlo seit einigen Wochen auf dem Schirm. Trotzdem kamen
am Freitag leichte Zweifel auf, ob ich gen Antwerpen aufbrechen
sollte. Aufgrund der Wettervorhersage hielt sich der Gastgeber
lange offen, ob das Spiel aufgrund des zu erwartenden
Schneefalls wirklich stattfinden könnte. Zumindest verwundert
nahm ich zudem zur Kenntnis, dass man laut Soccerway beim Spiel
gegen Cercle Brügge im Olympisch Stadion ausverkauftes Haus
meldete. Ein letzter Punkt war der Stress, der mir an diesem
Wochenende bevorstand. Während ich noch an Montag, gemeinsam mit
Andre, die Pläne fürs Spiel Bielefeld gegen Union über den
Haufen warf, war die Aussicht, meine Bilanz in der zweiten
belgischen Liga in Antwerpen auf sieben von acht zu schrauben,
zu verlockend. Somit kam es wie es kommen musste und ich fand
mich mal wieder auf der Route Duisburg – Venlo – Eindhoven –
Antwerpen wieder.
Die Parkplatzsituation im Stadtteil Kiel
erwies sich als katastrophal. Der Mangel an Stellplätzen
resultierte dank meiner frühen Ankunft scheinbar nicht aus dem
bevorstehenden Spiel und stellt somit wohl den Normalzustand
dar. Wie kann man so leben? Mit etlichen anderen Suchenden
schlich ich durch die engen Straßen bis ich schlussendlich ein
sehr schönes Plätzchen fand. Von hier aus war es nicht weit zum
Hauptstadion der Olympischen Spiele 1920 und – fast noch
wichtiger – auch nicht weit zur nächsten Frituur. Diese
vermochte mich dann gleich zu Schocken. Die von mir bestellte
große Pommes Spezial erwies sich als Matterhorn der
Frittenkultur. Ein wahrhaftiger Berg fettiger Pommes stellte
mich vor eine neue Herausforderung, die ich natürlich mit
Bravour und eisernem Willen bestand. Mit grummelndem Darm setzte
ich mich anschließend in Bewegung. Die Flutlichtmasten des
altehrwürdigen, aber geschmackvoll renovierten Stadions waren
noch aus. Der Ticketverkauf versorgte mich indes bereits mit
einer Karte für die Gegengerade. Nach etwas Wartezeit öffneten
auch die Drehkreuze und ließen mich ca. 45 Minuten vor
Spielbeginn mal wieder als einer der ersten Besucher auf die
Tribüne. Während die fleißigen Helfer den letzten spärlich
gefallenen Schnee vom Platz schoben schoss ich meine
obligatorischen Fotos und schloss diesen coolen Ground sofort in
mein Herz. Hier sah aller nach gutem alten Stadionbau aus und
ließ etwas Atmosphäre der fast 100-jährigen Geschichte der
Spielstätte erahnen.
Die anstehende Begegnung im bedeutungslosen
Mittelfeld der zweiten Liga lockte bei leichtem Schneefall und
Temperaturen rund um den Gefrierpunkt nur knapp 4.000 Zuschauer
ins Stadion (ca. 200 Gäste). Ich verfluchte bereits die Kälte
und hoffte, dass die Zeit möglichst schnell vorbeigehen würde.
Das Ziel der anstehenden Komplettierung der ersten beiden
belgischen Ligen hatte ich dabei stets vor Augen (Roeselare, du
fällst als nächstes!). Um ehrlich zu sein war das Gekicke auf
den Rasen anders auch kaum zu ertragen. Die Torhüter hatten
einen ruhigen Abend und froren somit wahrscheinlich nicht
weniger als ich. Wenigstens konnte ich mich hinter einer der
Begrenzungsmauer etwas wind- und vor allem regengeschützt
zusammenkauern. Im ersten Durchgang verbuchte ich genau eine
Chance für die Gäste. Da auf dem Rasen auch weiterhin wirklich
wenig passierte, folgt ein kleiner Ausflug in die Geschichte der
Hausherren. Diese zeichnet sich vor allem durch Auflösungen,
Neugründungen und Fusionen aus. Nachdem der zweimalige
Beker-Gewinner Beerschot 2013 Insolvenz anmeldete, nahm der KFCO
Wilrijk die Identität des Sorgenkinds samt Fans und Farben an.
Die Verschmelzung erwies sich als Erfolgsgeschichte, die den
Club im vergangenen Sommer bis in die zweite Liga führte. Trotz
des torlosen Ausgangs der Partie bewertete auch ich meine kleine
Tour als Erfolg und erholte mich in einer kurzen Nacht für die
anstehende Fahrt in die Heimat.
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