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Nach der wirklich kurzen Nacht im Anschluss
an die Partie in Antwerpen saß ich bereits um kurz nach sieben
in der Früh im Zug Richtung Berlin. Eine spontan hinzugekaufte
Sitzplatzreservierung verhinderte, dass ich im Zug auf dem Schoß
eines Düsseldorfer Jecken Platz nehmen musste. Wie zu erwarten,
war der ICE mit etlichen Fortuna-Fans gefüllt, die ihren
karnevalesken Freudentaumel ins zum Glück noch karnevalsfreie
Berlin importieren wollten. Die Fans des Spitzenreiters der
zweiten Liga verkleideten sich peinlich, tranken Altbier und
sangen Karnevalslieder und Schmähgesänge auf die Stadt mit dem
Dom. Nach der gemeinsamen Ankunft am Hauptbahnhof verstaute ich
zuerst mein Gepäck und fuhr anschließend mit der S-Bahn in
Berlins Südwesten. Am Forum Köpenick warteten in Mitten des
Spieltagstrubels bereits Rico und Eisi. Gemeinsam ging es
entlang der Wuhle zur Alten Försterei. Zweieinhalb Jahre nach
meinem letzten Besuch bei den Eisernen wurde es auch mal wieder
Zeit. Nach acht Spielen ohne Sieg sollte der FCU hier und heute
zudem tunlichst gewinnen, um den aufkommenden negativen
Grundtenor unter den Fans aufzufangen.
Die Köpenicker haben sich vor dieser Saison
sowohl mit Worten als auch mit Taten das eindeutige Ziel
Aufstieg auf die Fahnen geschrieben. Selten schien dieses Ziel
realistischer als in dieser Saison, in der es im Unterhaus
keinen unumstrittenen Aufstiegsaspiranten gab. Mit den heutigen
Gästen aus dem Rheinland sowie dem FCN haben sich nach etwas
mehr als der Hälfte der Spielzeit zwei Teams in eine sehr gute
Ausgangsposition gebracht. Trotzdem tat sich der Tabellenführer
in den ersten Minuten der Begegnung bei den angeschlagenen
Unionern schwer. Vor ausverkauftem Haus beobachteten wir von der
Gegengerade aus wie die Heimelf von Beginn an mächtig drückte.
Es schien nur eine Frage der Zeit, bis der FC Union hier in
Führung gehen würde. Die Fortuna kam nicht ins Spiel und
präsentierte sich, wie auch die eigene Fanszene, harm- und
ideenlos. Vom Ligaprimus hätte man sich schon mehr erwartet, als
ein paar lächerliche Kostüme auf den Rängen und peinliche
Treterei und Jammerei auf dem Rasen. Leider verpasste es das
Schiedsrichtergespann von Beginn an, dem Spiel eine akzeptable
Richtung zu geben. Kurz vor der Pause schockte Düsseldorfs
Neuhaus mit dem einfachen, aber unverdienten Treffer zum 0:1
(41.).
Während der Halbzeitpause verkam das
Gegentor jedoch zur Randnotiz. Das Stadion feierte mit Damir
Kreilach einen Spieler, der mit seinem Spiel und seiner
angenehmen Art zum Publikumsliebling wurde und die Eisernen nun
Richtung USA verlässt. Der Abschied brachte beim Kroaten
ehrliche Tränen zum Vorschein. Ein „Lebewohl“ das sich Spieler
der Kategorie Neuer oder Geldretzka selbst verbau(t)en. Nach
diesen emotionalen Momenten musste die rot-weiße Elf die eigene
Überlegenheit in etwas Zählbares ummünzen. Union begann abermals
stark und ließ den Gästen kaum Luft zum Atmen. Just in dem
Moment, als die Sonne erstmals die Wolkendecke durchbrach,
nutzte Skrzybski einen Handelfmeter souverän zum
Ausgleichstreffer (67.). Vier Minuten später drehte Polter die
Partie, trotz einer spektakulären Rettungstat von Ayhan, im
Nachschuss und stellte auf 2:1 für Union. Jetzt brannte die
Hütte und die Hausherren gaben weiter Gas. Geblendet von der
Sonne begutachteten wir den völlig verdienten Siegeslauf des
FCU, der nach etlichen weiteren vergebenen Chancen mit
Skrzybskis 3:1 in der Nachspielzeit endete. Die Freude muss groß
gewesen sein. Im Forum Köpenick begegnete uns ein Unioner der
beim Torjubel mit dem Ehering im Zaun hängenblieb und blutete
wie ein Schwein. Aua.
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