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Im April 2011 besuchte ich mit Mariano die
Bielefelder Alm. Wir sahen ein 3:3 zwischen der Arminia und RWO
und ich konnte in der „Hauptstadt“ Ostwestfalens meinen 70.
Ground abhaken. Wie selbstverständlich guckten wir uns bei
unserem Aufenthalt auch das zweitgrößte Stadion der Stadt, das
Stadion Rußheide, ohne Spiel an. Wir betrieben also sogenanntes
„Groundspotting“. In der Anfangszeit gehörte dieses
„Trockenhoppen“ irgendwie zum guten Ton, mehr als 350 Grounds
später kann ich diesen halben Besuchen nichts mehr abgewinnen.
Nun eröffnete sich mir die Möglichkeit zur BZA Rußheide
zurückzukehren. Die Terminierung der Nachholpartie zwischen der
Bielefelder U23 und der Paderborner U21 auf den Mittwochabend
passte mir hierbei gut in den Kram. Es bestand sogar die
Möglichkeit, dass sich für dieses kleine „Ostwestfalen-Derby“
ein paar Zuschauer im Stadion einfinden und die Partie zwischen
den Tabellennachbarn ein launiges Duell wird. Somit machte ich
mich nach dem Feierabend mit dem Zug auf den Weg nach Bielefeld.
Ab dem Bahnhof ging es vorbei an den Lungerern im Zickzackkurs
zum Stadion, das östlich der Innenstadt zwischen Bahnstrecke und
dem Flüsschen Lutter liegt.
Bevor ich mich anderen Dingen widmete,
gönnte ich mir am Imbiss des VfB Fichte, dem eigentlichen
Hausherren des Stadions, eine Mantaplatte. Der leicht ritterlich
aussehende Kerl am Grill pendelte zwischen einem Skizzenblock
mit der halbfertigen Zeichnung einer Frau und der Fritteuse und
zauberte mir schlussendlich eine erstaunlich leckere
Currywurst-Pommes-Combo. Nun konnte ich mich dem Ground widmen,
der dem Vorbild einer typischen Bezirkssportanlage folgt. Sieben
Laufbahnen, alle erdenklichen Leichtathletikeinrichtungen,
überdachte Tribüne mit sieben Sitzreihen und Stehränge im Oval –
alles da. Der Stadionsprecher begrüßte die Zuschauer angenehm
kreativ und trotzdem unaufgeregt um bei der
Musikauswahl leider
komplett daneben zu liegen. Auf den Rängen sah es leider nicht
nach Stimmung aus. Neben einigen „Normalos“ fielen mir einige
sportliche Jungs der Arminia sowie vier Paderborner Vollnasen
auf. Hinter diesen positionierte ich mich mit etwas Abstand, da
ich ahnte, dass es mit diesen Strategen durchaus lustig werden
könnte. Mit dem Trainer der Paderborner Profis, Steffen
Baumgart, der sich das Spiel seiner U21 anschaute, durchwehte
die Spielstätte sogar noch etwas Bundesliga-Glanz.
Nach dem etwas verspäteten Anpfiff dauerte
es eine gute Viertelstunde bis es erstmals klingelte. Auf einen
Freistoß folgte ein Treffer aus dem Gewühl und der Mann am
Mikrofon erkannte Pascal Itter als Torschützen der Gäste. Der
ehemalige Schalker, der nach einem Kreuzbandriss bei den
Amateuren des SCP aufgebaut wird, war jedoch nicht der
Vollstrecker, sodass sich der Stadionsprecher wenig später
korrigierte. Die Bielefelder U23 präsentierten sich
katastrophal, sodass dem Keeper in der 25. Minute ein haltbarer
Ball durch die Finger und anschließend durch die Beine flutschte
– 0:2. Dabei blieb es bis zur Halbzeit und damit konnten sich
die Hausherren noch glücklich schätzen. In der ersten Hälfte kam
man nur zwei Mal vors gegnerische Tor und scheiterte jeweils
kläglich. Daran änderte sich auch später wenig. Es folgte die
endgültige Entscheidung durch einen wunderschönen Treffer aus
spitzem Winkel (55.). Die vier Jungs aus Paderborn quatschten
nun nur noch Paste, beklebten das Umfeld mit Stickern und
überlegten ernsthaft eine Zaunfahne zu klauen. Schlussendlich
traute man sich feixend einen Blinker hinter die Absperrung zu
werfen. Auf beiden Seiten fiel noch jeweils ein Treffer, sodass
ich nach fünf Toren und 90 Minuten Bahnfahrt kurz vor
Mitternacht im Bett lag.
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