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Ich machte mich am Freitagabend aus
mehreren Gründen auf den Weg ins Stadion Niederrhein. Der erste
Grund ist naheliegend, ich hatte an diesem Freitagabend noch
nichts vor. Ein weiterer Antrieb für einen Besuch beim RWO ist
die vorzügliche Currywurst, mit der nur wenige Stadionwürste
mithalten können. Ein weiterer Grund war der fortschreitende
Neubau der Tribüne in der ehemaligen Emscherkurve, den ich mir
gerne live angucken wollte. Somit brach ich gegen halb sieben,
eine Stunde vor Spielbeginn, Richtung Oberhausen auf und fand
mich wenig später Wurst essend vor der Haupttribüne des
Niederrheinstadions wieder. Während mich das Essen von innen
wärmte pfiff ein kalter Wind zwischen Kanal und Emscher. Aus mir
unempfindlichen Gründen meldete sich der Winter Mitte März
zurück und sorgte für gefühlte Temperaturen von bis zu minus 10
Grad. Trotzdem fanden sich gut 1600 Zuschauer für die Partie
zwischen RWO und der Reserve von Fortuna Düsseldorf im Stadion
ein. Noch bevölkerte ein Großteil der Besucher die Stehplätze
auf den Randbereichen der Geraden, ehe zum letzten Heimspiel
dieser Saison die neue Stehplatztribüne hinter dem Tor eröffnet
werden würde. Der Rohbau wirkte bereits nahezu fertig, sieht
aber derzeit noch sehr trostlos aus. Ich hoffe, dass sich hier
noch etwas tut und man der Tribüne mit etwas Farbe eine bessere
Optik verpasst.
Auf dem altehrwürdigen Platz fanden sich
die Hausherren in rot sowie die in schwarz spielenden Gäste aus
der Landeshauptstadt ein. Während die Profis der Fortuna daheim
gegen Bielefeld zeitgleich am Projekt „Aufstieg“ arbeiteten und
mit 4:2 gewannen, startete die U23 denkbar gut in die Partie. In
der vierten Minute setzte der japanisch-US-amerikanische
Spielgestalter Kinjo einen Fortunen-Freistoß sehenswert in den
Knick. Spätestens jetzt begann um mich herum das
leidenschaftliche Gemecker der RWO-Fans. Ich kenne kaum einen
Ort wo – unabhängig vom Spielstand – mit so viel Enthusiasmus
gezetert wird wie im Stadion Niederrhein. Die favorisierten
Oberhausener, die nach seiner kürzlich erfolgten
Vertragsverlängerung bis 2020 weiterhin von RWO-Legende
Terranova gecoacht werden, waren nun unter Zugzwang. Der weitere
Spielverlauf wurde zur Freude der Heimelf durch das nun völlig
passive Auftreten der Gäste begünstigt. Innerhalb einer knappen
Viertelstunde drehten die Rot-Weißen die Partie zwischen der 15.
und 30. Spielminute zu ihren Gunsten. Manchmal ist es selbst für
mich noch immer unverständlich, wie schnell ein Spiel kippen
kann.
Den Beginn machte ein Treffer von Ben
Balla, der auf eine kleine Meckertirade folgte. Die Hausherren
hatten gerade aus einer Ecke einen Einwurf „herausgeholt“ und
ernteten dafür von meinen Nachbarn verständliche Kritik. Diesen
Einwurf verlängerte Gödde in den Strafraum zu Ben Balla, der den
F95-Keeper per Bogenlampe etwas glücklich überwand (15.). Der
Jubel war gerade abgeklungen, da gingen die Arme wieder nach
oben. Wenige Sekunden nach dem Anstoß verwertete Gödde seinen
eigenen Abpraller im Nachsetzen zum 2:0. Gästetorwart Schijns
sah bei dieser Aktion alles andere als glücklich aus und hatte
so seinen gehörigen Anteil am Gegentreffer. Mit der Führung im
Rücken spielte Oberhausen weiter stark auf und krönte eine
wunderschöne Passstafette in der 28. Minute zum 3:1. Im
restlichen Spielverlauf versuchte sich die Fortuna nicht mehr an
einem Comeback. Stattdessen ließ der RWO nicht locker und
erarbeitet sich etliche ungenutzte Chancen. Natürlich zur
Verärgerung der restlichen Fans. Die zweite Hälfte war alles in
allem wenig ansehnlich und so fror man im eisigen Wind vor sich
hin. Ich sah bei meinem vierten Spielbesuch in Oberhausen
endlich mehr als ein Tor in einer Partie und scheine so etwas
wie ein Glücksbringer für das Malocherteam zu sein. War ich im
Stadion Niederrhein, hat der RWO noch nicht verloren und zehn
von zwölf möglichen Punkten geholt. Ein Schnitt mit dem wohl
mehr drin wäre, als die derzeitige Lauerstellung hinter dem
Spitzenduo aus Köln und Krefeld-Uerdingen.
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