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Der Gründonnerstag hat sich, ebenso wie der
Ostermontag, als Spieltag in den Oberligen Nordrhein-Westfalens
etabliert und bietet dem geneigten Fußballreisenden somit
interessante Möglichkeiten für einen Spielbesuch. Mit nur noch
vier fehlenden Grounds am Niederrhein und in Westfalen sondierte
ich das Restprogramm der betroffenen Teams und änderte meine
Planungen bis zum Osterwochenende mehrfach. Schlussendlich fiel
meine Wahl für den Donnerstag auf eine Fahrt in den Siegener
Stadtteil Kaan-Marienborn. Der Arbeitstag wurde länger als
erwartet, sodass ich etwas nervös die Verkehrsdichte auf Google
Maps verfolgte. Mittlerweile war es so spät, dass der Großteil
der Reiselustigen sich längst auf der Piste befand, sodass sich
meine Fahrtzeit letztendlich in Grenzen hielt. Mit einem
gesunden Polster von 20 Minuten bis zum Anpfiff erreichte ich
die Sportanlage Breitenbachtal, die neuerdings den Namen einer
finanzkräftigen Maschinenfabrik aus Siegen trägt. Deren Namen
gleicht sich mit dem eines griechisch mythologischen Helden. Wie
Herkules müssen sich derzeit auch die Spieler, Verantwortlichen
und Fans des 1. FC Kaan-Marienborn fühlen. Es sieht alles danach
aus, als wäre man mit dem bevorstehenden Abstieg des TuS
Erndtebrück, der Resignation bei den Sportfreunden Siegen und
dem anstehenden eigenen Aufstieg die angehende Nummer 1 im
Siegerland.
Während man am Breitenbach auf einer Welle
des Erfolgs reitet, hat der heutige Gegner seine besten Zeiten
bereits hinter sich. Rot Weiss Ahlen spielte 2009/2010 noch in
der 2. Bundesliga, ehe es mit dem endgültigen Ausstieg des
Geldgebers recht stetig bergab ging. Am Ende der gleichen Saison
stieg Kaan-Marienborn von der siebtklassigen Landesliga in die
Westfalenliga auf. Trotz einer kleinen Schwächephase in den
letzten Partien, sieht es derzeit danach aus, als könnte man in
diesem Sommer den direkten Aufstieg in die Regionalliga West
feiern. Dementsprechend begutachtete ich die Sportanlage nach
meiner Ankunft auch im Hinblick auf ihre
Regionalligatauglichkeit. Der Kunstrasenplatz bietet von der an
einen Hang angelehnten Stehplatztribüne einen netten Ausblick,
der wohl jedoch nicht ausschlaggebend für die Lizenzerteilung
sein dürfte. Mit einigen kleinen Ausbauten und einem separaten
Gästeeingang könnte man hier jedenfalls die unkritischen Spiele
gegen Verl, Wiedenbrück und Co. austragen. Heute standen die ca.
30 ultraorientierten Ahlener etwas Abstand haltend, aber
trotzdem inmitten der Kaaner Anhänger, auf den Stehrängen.
Während ich mir eine schmackhafte Currywurst-Pommes-Kombo
gönnte, beließen es die Gästefans vorerst beim kühlen Blonden.
Mit dem Anpfiff verschwand die wärmende
Sonne hinter den Bergen und es wurde schlagartig kalt. Ich
positionierte mich direkt hinter der Bande und beobachtete
vorerst den mir bekannten Linienrichter. Mit Oliver Ruhnert, dem
ehemaligen Trainer der Schalker U23 und späterem Leiter der
Knappenschmiede, winkte ein ehemaliger Schalker an der
Seitenlinie. Allzu schwer hatte es Ruhnert an diesem Abend
nicht. Auf dem Platz erkämpften sich die Hausherren die
erwarteten Vorteile. Bis zur Pause reichte es jedoch nicht für
einen Treffer, auch da der 1. FC allein in einer Situation
slapstickmäßig mehrfach am Aluminium scheiterte. Im zweiten
Durchgang witterten die Ahlener Fans nun biergeschwängert ihre
Chance und stiegen in einen zaghaften Support ein. Für ihr Team
gab es jedoch wenig erfreuliches. Erst überquerte der Ball in
Billardmanier wohl knapp die Linie (54.), ehe wenig später ein
Foulelfmeter für die 2:0-Führung der Heimelf sorgte. Während ich
noch den auf den Elfmetertreffer folgenden Torjubel
begutachtete, setzten sich die Cops neben mir in Bewegung und
rannten auf den Gästemob zu. Ich könnte über den Auslöser nur
vage spekulieren (lasse es deswegen sein) und sah wenig später
wie die Blauen mehrere Ahlener zu Boden drückten. Die Aufregung
unten auf dem Kunstrasen hielt sich indes in der Folgezeit in
Grenzen, sodass das Spitzenteam aus Siegen den erwarteten Erfolg
letztendlich recht ungefährdet ins Ziel brachte.
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