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In der ersten Aprildekade wurde Deutschland
von einem rapiden Wetterwechsel heimgesucht. Aus Winter wurde
schlagartig Sommer, aus Frost in der Nacht wurde Sonnenbrand in
der Mittagssonne. Alex und mir sollte das recht sein, als wir am
Samstagmorgen in Richtung Hannover aufbrachen. Im Filmtierpark
Eschede lösten wir Alex‘ Geburtstagsgeschenk ein und ließen uns
von scharfkralligen Waschbären zerkratzen. Mit entsprechenden
Wunden an den Gliedmaßen, wie sie sonst nur bei frustrierten
Teenagern zu finden sind, führte uns die nächste Station des
Tages ins benachbarte Celle. Die nördlich von Hannover gelegene
Stadt konnte uns auf Anhieb überzeugen und bot die Gelegenheit,
einen schmackhaften halben Liter in der Abendsonne zu genießen.
Auf der Fahrt zum Hotel im Messeviertel der Landeshauptstadt
freute ich mich über eine entspannte Stunde auf dem mit
Sky-Anschluss ausgestatteten Zimmer. Die Freude währte jedoch
nur kurz, da Schalke das Abendspiel bestritt und mit einer
lustlosen Leistung schon fast standesgemäß dem Bundesliga-Dino
die drei Punkte im Abstiegskampf überließ. Von wegen Waschbären,
beim Duell HSV gegen S04 grüßt jährlich das Murmeltier.
Nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück
starteten wir am noch sonnigeren Sonntagvormittag in Richtung
Hildesheim. Da Alex die Domstadt noch nicht kannte und ich sie
bei einigen Besuchen kennen und schätzen gelernt habe, war
Hildesheim sicherlich eine bessere Wahl als die hippe Metropole
Hannover. Celle und Hildesheim schenkten sich auf hohem Niveau
in Sachen Schönheit nicht viel. Nach einem umfassenden
Spaziergang durch die Stadt schmeckte das Weizen auf dem
Marktplatz großartig. Am altehrwürdigen Hohnsensee entspannten
wir, bis es an der Zeit war die wenigen Meter bis zum
Friedrich-Ebert-Stadion in Angriff zu nehmen. Bei meinen
Besuchen bei Bill hatte ich es zuvor nicht geschafft den schönen
Oldschool-Ground im Rahmen einer Begegnung des VfV Borussia 06
Hildesheim abzuhaken. Heute bot sich beim Heimspiel gegen die
U23 des BTSV Eintracht endlich die passende Gelegenheit.
Sportlich versprach die Partie durchaus Spannung, da der VfV als
Tabellenschlusslicht seinen letzten Trumpf ausspielte und im
Saisonendspurt den Trainer wechselte. Die Zweitligamannschaft
der Braunschweiger trat zeitgleich zu Hause gegen Dynamo Dresden
an.
Der 8.000 Zuschauer fassende Ground
begrüßte uns mit Sonne und familiärer Atmosphäre. Die
Hildesheimer Regionalligatruppe ist trotz der sportlich schweren
Lage ein Beispiel dafür, wie eine Fusion zweier Platzhirsche gut
gelingen kann. Zumindest konnte ich als Außenstehender keine
Abgrenzung zwischen den Stammvereinen VfV und Borussia 06
feststellen, wie man sie beispielsweise vom Fürther Kleeblatt
kennt. Mit dem neuen Trainer schien vor stolzen 600 Zuschauern
und einigen aktiven Halbstarken („Fanszene Hildesheim“) neues
Leben durch die Adern der Heimelf zu fließen. In einer
ausgeglichenen ersten Halbzeit hatte Hildesheims Ibekwe das
Glück des Tüchtigen und setzte sich zum psychologisch wichtigen
Zeitpunkt vor der Pause gegen den gegnerischen Keeper durch und
erzielte das 1:0 (42.). Ibekwe wurde nach 68 Minuten durch
Sonntag ersetzt. Der Eingewechselte machte nach einer
verunglückten Kopfballabwehr des Braunschweiger Schlussmanns in
der Nachspielzeit alles klar und traf gegen die aufgerückten
Gäste zum 2:0-Endstand. Scheinbar gibt es neue Hoffnung für die
Domstadtelf. Zum Schluss möchte ich eine Empfehlung für die
Hildesheimer Käsekrakauer aussprechen. Sonne, Fußball, Bratwurst
- ein toller Abschluss des ersten Sommer-Wochenendes des Jahres.
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