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Die Insolvenz des KSV Hessen Kassel in der
Sommerpause 2017 war nicht das erste Mal, dass der Pleitegeier
seine Kreise über Nordhessen zog. Die Ligenpyramide sowie
wirtschaftliche Fehlentscheidungen sorgen im deutschen Fußball
vielerorts für finanzielle Engpässe. In die
Regionalliga-Spielzeit 2017/2018 musste der Vorjahreszehnte aus
Kassel durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens mit neun
Punkten Abzug gehen. Ein schwerer Rucksack, den man lange Zeit
tragen muss und zumeist erst sehr spät abschütteln kann.
Scheinbar sind die Löwen derzeit dabei, sich dieser Last zu
entledigen und zum Saisonende vielleicht erstmals in dieser
Saison über dem Strich zu stehen. Wo dieser Strich genau liegen
wird, hängt vom Abschneiden der beiden Teilnehmer an den
Aufstiegsspielen zur 3. Liga ab. Hier wünscht der KSV den beiden
Südwest-Teams sicherlich Glück, sodass nur drei Clubs aus der
Staffel absteigen würden. Die Formkurve zeigt nach oben. Jetzt
müsste es beim KSV auswärts nur noch so gut flutschen wie
daheim. Vielleicht konnten Fabian und ich an diesem
Mittwochabend beim TSV Steinbach in Haiger als Glücksbringer
fungieren.
Wir verabredeten uns nach dem Kasseler
3:0-Sieg über die Stuttgarter Kickers zur Wiederholung unserer
Tour aus dem Frühjahr 2016. Fabian startete aus Frankfurt,
während ich den etwas längeren Weg aus Essen auf mich nahm. Dank
meines frühen Feierabends traf ich etwas früher in Haiger ein,
besuchte noch den örtlichen Baumarkt und wartete als erster
Gästefan im Stadion auf Fabian. Abermals fiel mir am Eingang die
fast schon überbordende Freundlichkeit der Ordner auf. So wurde
ich nach meiner Anreise und nach meinem Befinden gefragt.
Allzulange dauerte das Warten schlussendlich nicht und wenig
später war der Kasseler Block mit 200 Fans gut gefüllt. Es ging
hier um viel. Pathetische Menschen würden sagen es ging um
alles. Die Zeichen standen nicht schlecht. Der KSV hat gegen den
Emporkömmling aus Haiger noch nie verloren – bei unserem letzten
Besuch endete die Partie nach einer 2:0-Führung für die Löwen
2:2. Kassels damaliger Doppeltorschütze Feigenspan spielt
mittlerweile bei Gladbachs U23, während Steinbachs Doppelpacker
Trkulja von Anfang an für den TSV auf dem Platz stand.
Während wir die ersten Spielminuten am
Imbiss verbrachten, gab es in unserem Rücken die ersten
Schockmomente. Der KSV startete alles andere als gut und hätte
sich über einen frühen Rückstand nicht beschweren dürfen. Den
zweiten Schock verursachte der beste Freund der Currywurst. Ich
hoffe die labbrigen Pommes waren einfach talentfrei frittiert
und sind nicht auf die neue „Matschfrittenverordnung“
zurückzuführen. Sollten die fettigen Kartoffelstäbchen in
Zukunft nur noch so serviert werden sehe ich schwarz. Zurück zum
Spiel. Schön war’s im ersten Durchgang nicht. Beide Teams
überzeugten durch eine fahrige und wenig strukturierte
Spielweise. Dazu kam immer wieder eine etwas plumpe Härte. Trotz
der augenscheinlichen Vorteile für die Heimelf konnten die Gäste
nach 21 Minuten Vollzug melden und durch einen Foulelfmeter in
Führung gehen. Da man im Anschluss engagiert um den Ausgleich
bettelte, tat der TSV den Löwen den Gefallen und setzte in
Person von KSV-Schreck Trkulja einen fragwürdigen Foulelfmeter
zum 1:1 in die Maschen (56.). Bei recht erfrischender und
ungezwungener Stimmung im Gästeblock gaben sich Mannschaft und
Fans nicht auf und so befand man sich wenige Minuten nach dem
Gegentreffer wieder auf der Siegerstraße. Brandner aus dem
Gewühl (62.) und Schmeer in der Nachspielzeit krönten den
mittlerweile spielstarken Auftritt der schon totgesagten Gäste.
Der Mob feierte, wir waren zufrieden und in Kassel nimmt die
Hoffnung langsam Form an.
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