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Wenn es fußballerisch um Leben oder den Tod
geht, ist es an der Zeit, aus den Löchern gekrochen zu kommen.
Beim KSV Hessen Kassel dürfte man sogar recht froh sein, dass
man nach 10 Punkten aus den letzten vier Spielen überhaupt in
der Lage ist, die Rettung aus eigener Kraft zu schaffen. Vor dem
35. Spieltag standen die Nordhessen über dem Strich in der Zone
der Tabelle, in der der Regionalliga-Verbleib vom Abschneiden
der beiden Play-Off-Teilnehmer (Saarbrücken und Mannheim)
abhängt. In dieser hoffnungsvollen, jedoch weiterhin kritischen
Lage, kamen auch Fabian und ich aus unseren Löchern. Mit ein
paar abgeschriebenen Überstunden und einer kurzen ICE-Fahrt ging
es zuerst in Richtung Frankfurt, von wo aus es per Auto nach
Worms ging. Die vermeintlich älteste Stadt Deutschlands, im
Südosten von Rheinland-Pfalz, ist nicht zu verwechseln mit dem
Computerspiel-Klassiker aus den 90ern, der mich durch meine
Kindheit begleitete. Statt mit Raketenwerfern, Brandbomben und
Ninja-Seilen, wartetet die 82.000-Einwohner-Stadt mit schicken
historischen Gebäuden und einem Regionalligisten auf. Mein
erster Besuch im Wormatia-Stadion geht auf meine Anfangsjahre
als Hopper zurück. Es wurde also wieder Zeit.
Bis zum Stadion oder besser gesagt, zum
Gästeblock, war es jedoch noch ein weiter Weg. Dieser führte uns
vom Parkplatz aus, vorbei an einem Schwimmbad und einem
Rugbyplatz, fast wie in einem Labyrinth zum Eingang. Dort
angekommen stärkten wir uns in der Abendsonne mit Wurst und Bier
und nahmen am rechten Rand des eng bemessenen Gästesektors
Platz. Auch hier waren die Ordner und Imbissverkäufer gewohnt
freundlich und hatten stets einen flotten Spruch auf den Lippen.
Der anfangs nur spärlich gefüllte Block wurde nach 15 gespielten
Minuten von den verspäteten Ultras zum Leben erweckt. Die Jungs
hatten eine 80er-Jahre-Mottofahrt ins Leben gerufen und
präsentierten Vokuhilas, Retro-Shirts und Fischerhüte. Nachdem
die ersten Pöbeleien in Richtung Heimanhang auf den Weg
geschickt wurden, wurde der KSV recht durchgängig und lautstark
von 250 Fans unterstützt. Der Heimanhang, der sich im Schatten
der Haupttribüne postierte, konnte indes nur phasenweise
überzeugen.
Das Spiel selbst lässt wenig Umschreibung
zu. Es war ein typisches Spiel zwischen zwei Mannschaften im
Tabellenkeller, die keine Fehler machen wollten. Trotzdem
schlichen sich vor allem im Offensivspiel einige Patzer ein, die
keinen echten Spielfluss aufkommen lassen wollten. In der Pause
spielten sich hingegen echte Dramen im Block ab. Eine „nur
leicht aufgedrehte“ Wasserflasche im Rucksack eines Kasseler
Ultras löste glücklicherweise schlussendlich keine Staatskrise
aus. Man raffte sich zusammen und sowohl auf den Rängen, als
auch auf dem Platz ging es weiter. Irgendwie wurschtelten sich
die leicht überlegenen Gäste nach dem Wiederanpfiff zu einem
Foulelfmeter, den Albrecht souverän verwandelte (51.). Der
Anhang aus Nordhessen stand Kopf und hatte den Sieg und vor
allem die lebenswichtigen drei Punkte vor Augen. Die
Gesamtsituation zerrte jedoch an einigen Nerven, sodass nicht
wenige das halbe Spiel intensiv kommentierten und den Spielern
Anweisungen gaben, so wie ein Gamer in einer Rennsimulation
leicht mit seinem Körper mitlenkt als würde dies das virtuelle
Auto beeinflussen. Genützt hat es alles nicht. Während Worms
drückte, verpassten die Löwen jegliche Möglichkeiten zum Kontern
und fingen sich durch einen fragwürdigen Freistoß den Ausgleich
(89.). Es bleibt spannend und so lotete man auf dem Rückweg zum
Parkplatz mit Vorstandsmitglied Rose die Situation aus. Noch ist
alles drin.
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