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Der Schreck und vor allem die Enttäuschung
über das bittere Ausscheiden im Pokal steckten mir noch immer in
den Knochen, als ich mich am frühen Sonntagnachmittag seelisch
und moralisch auf die Bundesliga-Partie in Köln vorbereitete.
Alex bracht mich nach Oberhausen, wo mich Andre einsackte und
wir uns zu viert auf den Weg in die Domstadt machten. Während
der erste Schauer des Tages über uns zog, nutzten wir die Fahrt
für eine Analyse der vergangenen Spiele und eine Vorausschau auf
das Duell mit dem Tabellenletzten. Als Zweiter erwartete man
beim „Letzten Fußballclub Köln“ nicht mehr und nicht weniger als
einen Sieg zum Abschluss dieses 31. Spieltags. Ein Schalker
Erfolg hätte zwei in Stein gemeißelte Entscheidungen
hervorgebracht. Für den S04 würde ein Sieg in Müngersdorf die
sichere Teilnahme in der Königsklasse bedeuten. Für den Effzeh
wäre indes der Relegationsplatz durch neun Punkte Rückstand
nicht mehr zu erreichen gewesen. Rechenspiele, die man mit den
Schalker Knappen zurzeit nicht anstellen darf. In dieser Saison
präsentierte man sich als „Retter der Armen“ und holte vier
Punkte aus drei Spielen gegen Köln und Hamburg, während man
gegen die Verfolger aus Dortmund und Leverkusen jeweils einen
Sieg und ein Unentschieden verbuchte.
Nach einer guten Stunde auf den Autobahnen
zwischen dem Ruhrgebiet und Köln parkten wir etwas abseits in
Köln-Weiden. Den restlichen Weg zum Müngersdorfer Stadion
absolvierten wir entspannt zu Fuß, während die vollgepackten
Trams an uns vorbeizogen. Der Stadionvorplatz begrüßte uns mit
einem heftigen Hagelschauer. Als dieser sich kurz beruhigte
sprinteten wir zum Gästeeingang und fanden uns wenig später im
Oberrang der Nordtribüne ein. Der vollbepackte Schalker Block
hatte eine Riesenlust, die Ziegenpopper in die zweite Liga zu
schießen. Wir hatten Glück, da die Mannschaft scheinbar die
gleiche Zielsetzung verfolgte. Vor allem Derby-Torschütze
Konoplyanka legte los wie die Feuerwehr und bescherte Embolo mit
einem Zuckerpass sein drittes Saisontor (4.). Auf dem Weg zum
nächsten Treffer wurde der Schweizer von Heintz im Strafraum
klar zu Fall gebracht. Schiedsrichter Marco Fritz weilte indes
mit seinen Gedanken irgendwo anders und auch im benachbarten
Video-Schuppen war man nicht ganz bei der Sache. Da der FC
jedoch gar nicht stattfand und Kono zeitnah das 2:0 aus dem Hut
zauberte (23.), schien alles halb so wild.
Blöd nur, wenn du gegen einen desaströs
schwachen Gegner im direkten Gegenzug den Anschlusstreffer
kassiert. Andre hatte Biittencourt zuvor als besten Spieler der
Kölner ausgerufen. Dieser traf dann sogleich (26.).
Ausgerechnet. Weitere Schalker Chancen blieben ungenutzt. Vor
allem Kono hätte seine Leistung gut und gerne mit zwei weiteren
Toren krönen können. Während ein Angriff, als fast perfekte
Kopie des 2:0, nur am Pfosten landete, vergab der Ukrainer eine
weitere Möglichkeit kurz vor dem Pausenpfiff fahrlässig. Nach
der wilden Anfangsphase gab es also wenig Erwähnenswertes auf
dem, nach etlichen Schauern durchnässten, Rasen. Schalke
kontrollierte das Spiel und die Stimmung. Immer wieder bekamen
die Kölner Fans einen mit und wurden mit Pathos an ihren
bevorstehenden Abstieg erinnert. Als die Pöbeleien gegen das
Kölsch saufende Pack ihren Höhepunkt erreichten, knallte es
natürlich im Schalker Kasten. Ein Risse-Freistoß flatterte sich
neben Ralle ins Tor und bescherte dem FC kurz vor Schluss den
Ausgleich (84.). Mit dem Adidas Tango wäre das nicht passiert.
Heute hatte jedoch nicht der Rasen, nicht der Ball und
schlussendlich auch nicht der Schiri Schuld. Die Knappen hätten
gegen den trotzdem so gut wie sicher abgestiegen FC gewinnen
müssen. Ohne Wenn und Aber.
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