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Noch immer gibt es unter der Woche genügend
Möglichkeiten, sich mit einer Nachholpartie aus dem Winter die
Zeit zu vertreiben. Somit nehmen die Tabellen in vielen
Amateurspielklassen erst jetzt Form an. Am 03.05. wurden zwei
der fünf verbliebenen Aufstiegskandidaten der Oberliga Westfalen
aktiv. Lippstadt trat auswärts bei Westfalia Herne an und der
ASC Dortmund reiste am Mittwochabend nach Ennepetal. Da mich der
Kunstrasenplatz am Bremenstadion nicht wirklich schockte,
entschied ich mich für einen kurzen Abstecher ins benachbarte
Herne. Auf dem Weg wurde mir erst wieder klar, wie nah Herne
eigentlich ist. Die Westfalia spielte jedoch nicht im
altehrwürdigen Stadion am Schloss Strünkede, welches derzeit
umgebaut wird, sondern auf der Anlage des DSC Wanne-Eickel. Die
„Mondpalast Arena“ kannte ich noch aus ihrer Zeit als
Spielstätte der Schalker U23. Dementsprechend sicher war ich in
der Anfahrt zum Sportpark und steuerte wenig später
zielgerichtet auf den Wurststand zu. Zwei rüstige Rentner
bedienten hier Grill und Fritteuse und zauberten mir die
klassische Kombination aus Currywurst und Fritten. Das war doch
schon mal ein guter Start.
Als ich meinen Blick kurz von der Wurst
wandte und mich umsah, fiel mir am Bierstand ein altbekanntes
Gesicht auf. Zumindest dachte ich, in dem glatzköpfigen Mann am
Bierstand Thorsten Legat erkannt zu haben. Als er jedoch von
jedem zweiten Zuschauer nahezu kumpelhaft begrüßt wurde, kamen
erste Zweifel in mir auf. Das war eher locker und entspannt als
„Kasalla“. Generell laufen beim SCW derzeit recht viele
fragwürdige Gestalten herum. Somit aß ich in sicherer Entfernung
meine Mantaplatte und googlete mich zu der Erkenntnis, dass
Legats Sohn Nico-Thorsten (sic!) für die Oberliga-Elf der
Westfalia spielt. Unter den Augen des ehemaligen
Bundesligaspielers, FC Reeeehmscheid-Trainers und
Dschungelcampers betraten beide Teams den Rasen. Mit dem Anpfiff
fand sich auch die Lippstädter Fanszene auf der Haupttribüne ein
und bezog Stellung. Mit dem gewohnt guten Support samt der
virtuosen Trommeln begleiteten die rot-schwarzen Jungs den
Auftritt ihrer Mannschaft. Diese spielte wieder in
gewöhnungsbedürftigen gelb-roten Trikots, die mich stark an eine
fiktive Betriebssportgruppe von McDonalds erinnern. Im ersten
Durchgang servierte Lippstadt den Zuschauern jedoch Schmalkost
statt eines saftigen McRibs. Der Favoritenrolle wurde der
Aufsteiger nicht wirklich gerecht.
Es war kein schlechtes Fußballspiel im
Sportpark und trotzdem fehlten natürlich die Tore. Es ließ sich
nicht sagen, wer den Türöffner an diesem milden Abend eher
verdient hätte, sodass ich eine offene zweite Hälfte erwartete.
Während ich einige Telefonate abwickelte, entwickelte sich die
Partie jedoch so langsam zu Gunsten der Gäste. Das 0:1 durch
Kaldewey, der eine Flanke per Kopf verwertete, war die Folge
(53.). Scheinbar ist die Kombination „Kaldewey per Kopf“ so
ungewöhnlich, dass sich etliche 08er beim Torjubel lachend und
erstaunt an den Kopf fassten. In Folge des Gegentreffers
wechselte der zweimalige Regionalliga-Torschützenkönig und
heutige Westfalia-Trainer Knappmann doppelt. Unter anderem
verließ der junge Legat nach einer unauffälligen Leistung den
Platz. Als Legat Junior bereits in der Kabine verschwunden war,
bekam sein Team durch einen Foulelfmeter die Chance zum
Ausgleich. Diese nutzte Mützel souverän und stellte die Uhr nach
60 gespielten Minuten auf 1:1. Die aufopferungsvoll kämpfenden
Hausherren trotzten der wütenden Schlussoffensive der
Lippstädter und rettenden das Unentschieden mit Mann und Maus
über die Zeit. Da die Konkurrenz aus Dortmund in Ennepetal
patzte (2:4-Niederlage) kann der Spielverein nach dem ersten
Ärger ganz gut mit dem Punktgewinn leben.
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