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Nach dem Rennsteiglauf am Samstagmorgen,
stand ich am Sonntag mit wackeligen Beinen vor einer brisanten
Entscheidung. Im Anschluss an meine Rückkehr aus Thüringen boten
sich mir zwei fußballerische Möglichkeiten den Sonntagnachmittag
im Pott zu verbringen. In Oberhausen sehnte sich die Schalker
U19 im Finale um die Deutsche Meisterschaft nach meiner
Unterstützung, während in Krefeld-Fischeln die Komplettierung
der Oberliga Niederrhein lockte. Nach einigen Gedankenspielen
schlug das Pendel schlussendlich Richtung Oberliga-Tristesse
aus, auch da ich diesen verdammten Gammel-Ground schon eine
gefühlte Ewigkeit vor mir herschleppte. Im Nachhinein ist man
meist klüger und so stellte sich meine Entscheidung schon bei
der bloßen Betrachtung der Ergebnisse als nicht so verkehrt
heraus. Während die A-Junioren überraschend gegen die Berliner
Hertha mit 1:3 verloren und somit die Vizemeisterschaft der
Profis bestätigten, sah ich bei der Partie zwischen dem VfR
Fischeln und dem FSV Vohwinkel ein lockeres 3:5. Wo es im
Stadion Niederrhein um nicht weniger als den wichtigsten
Nachwuchs-Titel des Landes ging, hatte die Begegnung auf dem
Kunstrasenplatz an der Kölner Straße im Südwesten Krefeld
höchstens symbolische Bedeutung. Sowohl Fischeln als auch der
Wuppertaler-Stadtteilclub standen bereits als Absteiger in die
Landesliga fest.
So wollte mich der nette Herr an der
„Stadion“-Kasse bereits zum Abstiegs-Sonderpreis auf das Gelände
lassen. Ich bezahlte jedoch brav den angeschlagenen
Ermäßigungstarif und machte mich mit dem Gelände vertraut.
Dieses bestand aus einem Rasenplatz, einem Kunstrasenplatz und
dem obligatorischen Vereinsheim. Auf dem Rasenplatz finden
meines Wissens so gut wie nie Spiele statt, sodass das
künstliche Geläuf de facto als Hauptplatz fungiert. Einen Grill
suchte ich vergebens. Während die Familie des Platzwarts es sich
beim fast zeitgleicht stattfindenden Relegationsspiel des KFC im
Garten gemütlich machte, lungerte ich beim Aufwärmprogramm der
beiden Oberligaabsteiger gelangweilt im Schatten am
Spielfeldrand herum. Zum Einlauf beider Teams gab es, mit der
amateurhaft auf die TNT-Melodie gesungenen Vereinshymne des VfR,
das erste Highlight des Tages. Es sollte nicht der einzige
Höhepunkt bleiben. In einer Partie ohne jeglichen Druck legten
beide Trainer wenig Wert auf Taktik und ließen den Spielern
freien Lauf. Diese bedankten sich dafür mit einem nicht immer
schönen, aber überaus torreichen Spiel.
Ich beobachtete von einem freien Platz an
der Bande wie sich die beiden Japaner Kanahashi (0:1, 0:2 und
1:3) und Terada (2:4 und 2:5) für den FSV Vohwinkel in den
Spielbericht meißelten. Meinen Standort wählte ich dabei
vorsichtig, da viele Bereiche rund ums Spielfeld als Stammplätze
markiert wurden. So gab es eigene Sektoren für die „Edelfans“,
die „Torauslinie Nord“ oder die „Gegengerade“ Ost. Insgesamt
sahen heute 37 Zuschauer die Partie. Räusper. Wer sich für das
Spiel begeistern konnte, durfte zumindest viel erleben. Da wäre
beispielsweise die Anekdote rund um Schiedsrichter Andre Berger.
Dieser kam mir nicht ganz unbekannt vor und verlor seine
peinliche, oberlehrerhafte Art nur kurz, als er zwischenzeitlich
nach einem Zusammenprall K.O. ging. Danach pfiff er zur
„Begeisterung“ aller Anwesenden ziemliche Paste zusammen und
durfte sich zu Recht einiges anhören. Neben drei
Abseitstoren fielen in
Halbzeit eins vier Treffer. Die schönste Bude markierte dabei
Kanahashi mit seinem Tor zum 3:1 (32.), dem eine tolle
Kombination der Gäste voraus gegangen war. Ein „strammes Ding
aus spitzem Winkel“ – ja, so steht es in meinen Notizen –
brachte dem VfR nach 50 Minuten den zwischenzeitlichen
Anschlusstreffer, ehe Japaner Nummer zwei, Terada, jegliche
Hoffnungen der Hausherren auf einen versöhnlichen Heimabschluss
zerstörte. Wer jedoch, wie vor dem 2:4, ein Kopfballduell gegen
einen zwei Köpfe kleineren Japaner verliert, hat es auch nicht
wirklich anders verdient. Ich machte einen Haken hinter den Tag
und das kräftezerrende Wochenende und fuhr aus der brütenden
Hitze dem drohenden Unwetter entgegen.
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