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Mein wohl letztes Spiel der Saison 2017/18
führte mich am ersten Juni-Wochenende ins Bergische Land. Hier
versprach die Partie zwischen dem TV Herkenrath und dem SV
Bergisch Gladbach nicht nur einen neuen Ground, sondern sogleich
ein packendes Derby, da es für den Stadtteilclub Herkenrath um
nicht weniger als den ersten Aufstieg in die Regionalliga ging.
Bei noch zwei ausstehenden Spielen hatten die Hausherren bei
einem deutlich besseren Torverhältnis drei Punkte Vorsprung auf
den Verfolger Hennef 05. So war es nicht verwunderlich, dass an
diesem Sonntagnachmittag zur besten Fußballzeit der halbe Ort
auf den Beinen war. Ich fand einen Parkplatz an der Hauptstraße
und kämpfte mich durch die Menschenmassen zum Eingang, der
bereits von einer beachtlichen Zuschauertraube belagert wurde.
Bei prallem Sonnenschein sollte sich die Schlange erst 30
Minuten nach Anpfiff aufgelöst haben. Ich hatte also Glück, dass
ich pünktlich zum Anpfiff das Kassenhäuschen passierte, an dem
die etwas überforderten Helfer so langsam den Überblick
verloren. Immerhin begrüßt der Sportplatz Braunsberg nicht alle
Tage 1.000 zahlende Zuschauer. Da sowohl die Stehstufen auf der
einen sowie der Hang auf der anderen Gerade bereits gut gefüllt
waren, nahm ich auf einem etwas abseits gelegenen Grashügel
Platz.
Von dort aus konnte ich ein buntes Treiben
auf und neben dem Platz beobachten. Da man weit und breit keine
Ordner sah, liefen die Besucher kreuz und quer, sodass man von
Glück reden konnte, dass niemand auf die Idee kam, seinen Weg
zum Bierwagen über das Spielfeld abzukürzen. Auf dem künstlichen
Geläuf schenkten sich die Lokalrivalen nichts. Es knallte hin
und wieder und so lebte die Begegnung vor allen vom
unerbittlichen Kampf um das runde Leder. Die Wachablösung im
Fußballgeschäft der rheinisch-bergischen Großstadt wurde schon
früh auch auf Platz sichtbar. Der TVH hatte deutliche
Spielvorteile. Als sich die meisten Spieler gedanklich schon in
die Pause verabschiedet hatten, nutzten jedoch die Gäste einen
Eckball zum späten 0:1. Die Gastgeber waren nun für den zweiten
Durchgang unter Zugzwang. Es dauerte nach dem Wiederanpfiff
keine zehn Minuten ehe Lo Iacano einen Foulelfmeter zum
Ausgleich nutzen konnte. Der Torwart war in der richtigen Ecke
und wird sich noch heute ärgern, den platzierten Schuss nicht
erwischt zu haben. Vor dem schönen Panorama des Bergischen Lands
fing man in der zweiten Halbzeit also wieder von null an.
Nach dem Ausgleich entwickelte sich eine
echte Achterbahn der Gefühle. Das Spiel war nun richtig ruppig
und ließ zu keiner Zeit den erwünschten Derby-Charakter
vermissen. Mittlerweile war auch das Ergebnis des
TVH-Konkurrenten Hennef durchgesickert, der sein Spiel gegen
Siegburg mit 2:1 gewinnen konnte. Es musste also ein Sieg für
die Gastgeber her, um den Aufstieg zumindest theoretisch klar zu
machen. Zehn Minuten vor dem Spielende bot ein fragwürdiger
Handelfmeter eine tolle Möglichkeit zum Siegtreffer. Diese
nutzte abermals Lo Iacano mit einem strammen Schuss in die
gleiche Ecke wie beim 1:1. Torwart Stümer ahnte abermals die
Ecke und berührte den Ball sogar. Auf den furiosen Torjubel
folgte in der 84. Minute die Ernüchterung. Bergisch Gladbachs
Steiger nagelte einen Freistoß direkt ins Netz und sorgte
seinerseits für einen kleinen Platzsturm der Gästefans und
Wechselspieler. Die Spannung war geboten und entlud sich dann
mit Ablauf der 90. Minute. Der erst im Sommer vom SV 09
gekommene Kanli erzielte per Hacke den späten 3:2-Siegtreffer
für Herkenrath. Was hier jetzt los war muss ich sicher nicht
beschreiben. Ich beobachtete das Geschehen von meiner erhöhten
Position aus und genoss die letzten Momente meines
nervenaufreibenden Saisonabschlusses.
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