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Betrachtet man nicht den Fußball im Hier
und Jetzt und richtet sein Augenmerk indes auf Vergangenheit und
Tradition, stand an diesem Donnerstag ein sehr ungleiches Duell
in der Oberliga Niederrhein an. Auf der einen Seite der
Gastgeber SC Union Nettetal, der unter der Woche seine
Heimpremiere in der Oberliga feiern sollte. Der Aufsteiger aus
dem Kreis Viersen an der holländischen Grenze wurde erst vor 22
Jahren gegründet und ging aus einer Fusion der Stadtteilclubs
aus Lobberich und Breyell hervor. Als Außenstehender wage ich
es, den Zusammenschluss als Erfolg anzusehen. Einerseits
menschelt der Verein stark, sodass man sich von der Ankunft am
Kartenhäuschen, über die Versorgung mit Grillgut bis zum leisen
„Tschüss“ zum Spielende in familiärer Atmosphäre wohlfühlte. Die
kleinen Probleme in Nettetal bestehen aus Kindern, die den Weg
zum Sportplatz wie gewohnt über eine Mauer abkürzten, die heute
blöderweise frisch gestrichen war oder aus dem fehlenden
Wechselgeld am Wurststand. Andererseits spielt man seit dieser
Saison in der sportlich attraktiven Oberliga und hat zudem eine
der schicksten Sportanlagen der kleineren Clubs am Niederrhein.
Hier, kurz vor den Niederlanden, ist die Welt noch in Ordnung.
Bei den Gästen vom ETB Schwarz-Weiß Essen
sind die Vorzeichen etwas anders. Die ewige Nummer 2 der
Ruhrmetropole gewann 1959 den DFB-Pokal und kann auf eine fast
140-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken. Anders als bei den
Nettetalern geht der Blick des traditionsreichen Clubs vom
Essener Uhlenkrug jedoch nach unten. Als Gründungsmitglied der
heutigen Oberliga Niederrhein (2012) ist man durch seine
Geschichte per se immer ein hochgehandelter Aufstiegsaspirant,
ohne diesem Status jedoch wirklich gerecht werden zu können.
Nach der Auftaktniederlage gegen den Aufsteiger SC Velbert war
der ETB nun bereits früh in der Pflicht. Union Nettetal
erkämpfte sich indes bei den Sportfreunden Baumberg ein 2:2. Mit
ordentlich Hunger ausgestattet, begutachtete ich die großzügig
ausgebaute Anlage, bevor ich mir kurz nach dem Anpfiff eine
Currywurst gönnte. Scheinbar blieb ein Teil meiner Currywurst im
Schneider hängen, sodass sich mein Nachfolger über eine
Extra-Portion freuen durfte, während ich ein eher mickriges und
geschmacklich ausbaufähiges Exemplar vorgesetzt bekam.
Das Spiel begann indes recht intensiv. Da
der Wille und Einsatz noch nicht so richtig in Bahnen gelenkt
werden konnte, blieb es jedoch vorerst bei einem munteren, aber
wildem Gekicke, das vor allem zwischen beiden Strafräumen
stattfand. Ich meinte leichte Vorteile auf Seiten der
etablierten Gäste erkannt zu haben, ehe Nettetal den ersten
erwähnenswerten Angriff gleich zum Tor nutzte (16.). An dem
ansatzlosen Dropkick von Popovic gab es mal so gar nichts zu
meckern. Die Unioner waren, ob der unerwarteten Führung,
natürlich aus dem Häuschen, während die recht zahlreich
mitgereisten schwarz-weißen Fans haderten. So richtig wollte das
einfach nicht klappen beim ETB mit dem Tore schießen. Befand man
sich mal in guter Position, spielte man meist überflüssigerweise
ab und fand nur das lange Bein des Verteidigers. Die Partie
wurde recht hart geführt, blieb jedoch ohne ganz große Aufreger
in diesem Bereich. Blöd nur, wenn man die Härte im eigenen
Strafraum ausübt und den völlig berechtigten Elfmeter zum 2:0
verschuldet (64.). Der späte Anschlusstreffer der Essener fiel
nicht mehr ins Gewicht und so darf sich Neuling Nettetal über
beruhigende vier Punkte nach zwei Spielen freuen.
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