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Es gibt deutliche bessere Pflaster für den
FC Union als Köln-Müngersdorf. Bei den bisherigen drei
Aufeinandertreffen zwischen dem Effzeh und Union in der
Domstadt, von denen ich die letzten beiden besuchte, gab es drei
deftige Niederlagen ohne Torerfolg für die Gäste. Im Oktober
2002 setzte es beim 7:0 im Müngersdorfer Stadion gar die höchste
Niederlage der eisernen Vereinsgeschichte. Auch wenn die Kölner
Torschützen Cichon, Kringe, Lottner, Scherz und Kurth von einer
anderen Zeit zeugen, bleibt hier ein gewisses Trauma. So machte
ich mich mit einem unguten Bauchgefühl nach Köln. Das lag auch,
aber nicht nur an der bevorstehenden Partie, da ich dieses
überflüssige Nest generell nur äußerst ungern besuche. Mit zu
viel Zeit ausgestattet parkte ich einige Meter vom Stadion
entfernt auf der Aachener Straße und lief mit einem Dosenbier
bewaffnet gen Spielstätte. Hier war noch nicht so viel los,
sodass ich mich entspannt in der kleinen Schlange vor der
Gästekasse einreihte. Aufgrund meiner recht spontanen
Entscheidung die Partie zu besuchen, konnte ich im Vorhinein
keine Karte bei Stev ordern. Ich war mir recht sicher, dass hier
am Montagabend schon was gehen würde. Immerhin liegen ja
fanfreundliche 550 Kilometer zwischen der Haupt- und der
Domstadt.
Die Kassen wurden professioneller Weise von
den beiden größten Vollnasen besetzt, die man in Köln finden
konnte. Und das hat wirklich was zu heißen. Der für mich
zuständige Experte hatte scheinbar den IQ einer Stehlampe und
brauchte pro Kaufvorgang knappe fünf Minuten. Etwas überrascht
nahm ich zur Kenntnis, dass es nur noch Sitzplätze gab und man
beim Kauf seinen (Berliner)-Ausweis vorzeigen musste. Trotzdem
verkaufte der nette Herr die Karten auch an einen Typen mit
Köln-Schal und –Trikot - ohne es überhaupt zu merken. Wohl oder
übel musste ich mich mit einem Sitzplatzticket ausstatten, da
die Ankunft von Stev nicht absehbar war. Glücklicherweise fand
ich jedoch Anschluss bei einer Gruppe um Kevin, den ich schon
ewig nicht mehr gesehen hatte. Bis zum Anpfiff blieb viel Zeit
zum Quatschen und so schwelgten wir in einigen Erinnerungen. Das
Stadion füllte sich gut, bis man beim Duell zwischen dem
Aufstiegsfavoriten und Absteiger aus Köln sowie dem langjährigen
Aufstiegsaspiranten aus Köpenick schlussendlich ausverkauftes
Haus vermelden konnte. Der lautstarke Union-Anhang, unter den
sich einige kurzentschlossene Touristen mischten, startete
ebenso wie die Mannschaft gut ins Spiel.
Es dauerte auch in diesem Spiel ein wenig,
bis der FC ins Spiel kam. Nachdem beide Mannschaften ihren
Saisonauftakt eher glücklich als verdient gewannen, lief hier
noch immer nicht alles rund. Trotzdem kamen die Gastgeber durch
ein recht ungewöhnliches Tor nach 41 Minuten durch den
Ex-Schalker Clemens zur Führung. Warum Unions neuer Schnapper
Gikiewicz den eigentlich unplatzierten, da ins kurze Eck
geschossenen, Ball nicht parieren konnte, erklärte sich mir auch
nicht durch die Wiederholung der Szene auf der Videowand.
Zumindest kurzzeitig keimte auch beim ach so euphorischen
Heimanhang so etwas wie Stimmung auf. Der Auftritt der Unioner
war gewohnt gut und trug die Mannschaft im zweiten Durchgang in
eine Druckphase, die schließlich zum verdienten 1:1-Endstand
durch Anderssons Instinkt-Tor führte (69.). Dabei blieb es, auch
da Union das Remis über die Zeit rettete, was dann doch noch
eindeutig zeigen sollte, dass der Effzeh weiterhin der
unangefochtene Favorit auf den Wiederaufstieg ist. Vom Angriff
der Kölner auf einen Union-Bus, der in den Folgetagen die
Medienlandschaft bestimmen sollte, bekam ich nichts mehr mit.
Dank meiner kurzen Anfahrt war ich da bereits zu Hause.
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