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Vor dem Duell zwischen der Borussia aus
Mönchengladbach und den blau-weißen Knappen nutzte S04-Coach
Tedesco die Pressekonferenz um sich zum verkorksten Saisonstart
seiner Mannschaft zu äußern. Mir fällt es durchaus schwer
nachzuvollziehen, warum er diesen nach zwei Niederlagen aus zwei
Spielen als „irgendwie geil“ bezeichnet. Ich verstehe ja
durchaus, dass unser junger Cheftrainer die Herausforderung
sucht und beweisen will, dass er auch im Sturm stabil steht und
sich wieder in die Erfolgsspur windet. „Geil“ war das, was wir
da vor der Länderspielpause geboten bekamen jedoch zu keinem
Zeitpunkt. Würde man den West-Schlager im Borussia-Park am
Samstagabend gewinnen kräht kein Hahn mehr nach dieser Aussage.
Allerdings war ich ziemlich pessimistisch was das anging. Ich
gebe selten den Optimismusbeauftragten, sodass ich ohne
königsblaue Brille ein 2:0 für die Fohlen erwartete und tippte.
Mein Wunsch war natürlich ein anderer und so fand ich mich
nachmittags mit Andre und Christoph im Auto auf dem Weg nach
Mönchengladbach wieder. Nach einer launigen Fahrt erreichten wir
unseren Parkplatz, dessen Praktikabilität Andre zuvor ausgiebig
testete. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht erahnen, dass
dieser Geheimtipp die einzige positive Erkenntnis des Abends
sein sollte.
Nach einer wirklich guten Krakauer auf
Bodenlevel erklommen wir die Stufen zum Oberrang des
Gästeblocks, in dem wir zwischen unsereins Platz nahmen. Bei
aufdringlicher Dauerbeschallung probierten wir uns noch ein
wenig zu unterhalten und nahmen die ersten Infos rund ums Spiel
auf. Nach der durchaus denkwürdigen Aufstellung gegen die Hertha
überraschte uns Tedesco diesmal mit Di Santo und Neuzugang
Mendyl. Sagen wir es mal so, ich war gespannt. Während ich
Mendyls Nominierung nachvollziehen konnte, blieb mir die
Entscheidung für Di Santo und gegen den U21-Dreifachtorschützen
Teuchert ein Rätsel. Für die Trikotwahl, die sich mit dem
Warmmachen der Teams offenbarte, hatte ich dann keinerlei
Verständnis. Gegen die in weiß spielende Borussia spielten wir
im grässlichen Textmarker-grünen Ausweich(!)trikot.
Nachdem sich meine
Aufregung über die Neonleibchen gelegt hatte, brachte mich die
erste Aktion nach dem Anpfiff erneut zum Verzweifeln. Kurz
nachdem die Gladbacher ihr schickes Chaos-Intro in der Nordkurve
beendet hatten, traf ausgerechnet die Ex-Zecke Ginter früh zum
1:0 (3.). Beim Eckball muss der Verteidiger selbst überrascht
gewesen sein, wie frei er trotz der 4-Meter Innenverteidigung um
Sane und Naldo zum Kopfball kam. Ein Schelm, wer sich an das
erste Gegentor gegen Wolfsburg erinnert fühlt.
Die ach so intakte Schalker Mannschaft, die
von sich selbst als Familie spricht, gab das Spiel in der Folge
komplett aus der Hand. Gegen keinesfalls fehlerfreie Hausherren
hatte man über mehrere Minuten keinen nennenswerten Ballkontakt
und versagte in den wenigen Aktionen vorm gegnerischen Tor
kläglich. Klar waren die letzten fünf Minuten der ersten, sowie
der Start in die zweite Halbzeit etwas besser als der Rest der
Partie – mehr aber auch nicht. Zwischenzeitlich war ich so
frustriert, dass ich das Geschehen schweigend zur Kenntnis nahm.
In die zaghafte und erfolglose Druckphase der Schalker nach der
Pause setzten die Hausherren in der 75. Minute das 2:0 und
sorgten somit für die vermeintliche Vorentscheidung. Torschütze
nach einem Konter war Patrick Herrmann, der nicht unbedingt als
Killer in der Box bekannt ist. Es ist schon bezeichnend, dass
sich der Chancentod an uns aufbaut. Der Anschlusstreffer durch
den eingewechselten Embolo in der Nachspielzeit war dann
geschenkt und versaute mir zudem den Tipp. Ich bedauerte auf dem
Rückweg ein wenig, dass ich die Spiele meiner Knappen nüchtern
verfolge und hoffe nun inständig auf den Effekt des neuen
Wettbewerbs, wenn am Dienstag die Champions League-Gruppenphase
mit einem Heimspiel gegen Porto startet. Ich habe keine Lust auf
eine höhepunktlose Weinzierl-Saison. Dann doch lieber ein neues
2010/2011 mit vielen tollen Europapokal-Nächten und dem
DFB-Pokalsieg.
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