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Neuer Wettbewerb, neues Glück. Das sollte
und musste der Leitspruch für meine Knappen zum Start der
Champions League-Saison 2018/19 sein. Nach drei Jahren und sechs
Monaten Abstinenz konnte sich Königsblau als Vizemeister für die
Königsklasse qualifizieren. Unvergessen unser letztes Spiel in
Europas wichtigstem Vereinswettbewerb, in dem wir in Madrid 4:3
gewannen und kurz davor waren, die Königlichen zu eliminieren.
Ich war indes kurz vorm Kollaps. Trotz aller berechtigten Kritik
an den korrupten und geldgeilen Strukturen der UEFA bleibt die
Champions League das höchste der Gefühle für die Spieler und
Fans. Obwohl ich hier mehr Erfahrung habe als die meisten
Spieler im Schalker Kader, war meine Vorfreude riesengroß.
Nachdem etliche Tabellen mit möglichen Gruppengegnern erstellt ,
Wahrscheinlichkeiten berechnet und Wünsche formuliert wurden,
erwischte der S04 eine sportlich machbare Gruppe mit weit
entfernten Reisezielen. Während meines USA-Urlaubs geht es nach
Moskau, dann reisen Steven und ich nach Istanbul und
schlussendlich mit Andre nach Porto um die Hafenstadt mit einem
Haufen asozialer Schalker einzunehmen. Nach drei Niederlagen zum
Auftakt der Bundesliga waren die Portugiesen sogleich der erste
Europapokal-Gast in der Arena. Die Eurofighter sind wieder da!
Vor unserem Jahresurlaub zeigte ich mich
indes etwas verpeilt und beging ungewohnte Fehler. So weilte die
Dauerkarte, ebenfalls im Urlaubsmodus, bereits bei Henry. Dieser
Fauxpas fiel mir leider erst zwei Tage vor dem Porto-Spiel auf,
sodass ich mich kurzfristig über den offiziellen Ticketverkauf
versorgen und später von Steven auf die billigen Plätze
schleusen lassen musste. Der Kauf war leider kein Problem, da
fast 10.000 Plätze in der Arena leer blieben. Ich probiere erst
gar nicht irgendwelche Erklärungen dafür zu suchen, da ich dafür
wenig Verständnis habe. Verdammte Axt, es ist Europapokal,
andere würden dafür alles stehen und liegen lassen. Der Stimmung
tat dies zum Glück keinen Abbruch und es herrschte die viel zu
oft herangezogene „Europapokalatmosphäre“. Zumindest alle
Anwesende hatten richtig Bock hier was zu holen und die
Portugiesen zurück an die Atlantikküste zu schießen. Dafür
musste man jedoch erst einmal die Legende Iker Casillas
überwinden. Der Spanier stand an diesem Abend in seiner 20.
Champions League-Saison in Folge zwischen den Pfosten und trug
sich somit zum wiederholten Male in die Geschichtsbücher ein.
Leider sollte weder Casillas noch ein
anderer Akteur beider Teams im Mittelpunkt des Geschehens
stehen. Stattdessen beanspruchte das spanische
Schiedsrichtergespann alle Aufmerksamkeit für sich. Die Iberer
hielten zueinander, sodass wirkliche jede Entscheidung, die zu
treffen war, zu Gunsten der Portugiesen ausfiel. Eine zwar
spielerisch stark limitierte, aber dafür aufopferungsvolle
Schalker Mannschaft wurde Dank der spanischen Pfeife um ihren
gerechten Lohn gebracht. Wir rieben uns anfangs verwundert die
Augen und wüteten uns spätestens beim zweiten Elfmeterpfiff, der
schlussendlich zum 1:1 (75.) führte, in Rage. Diese
Schiedsrichterleistung war fern von jeder Unabhängigkeit und
gelinde gesagt eine Frechheit. Begünstigt durch Portos abartige,
schindende „Spiel“weise ergab sich ein erbärmliches Bild des
Bundes aus Gästeteam und Referees. Ralles parierter Elfer und
Embolos Führungstreffer wurden, ebenso wie der überraschend
starke Auftritt der Gästefans in der Innenstadt und in der
Arena, leider zu Randnotizen degradiert. Was bleibt ist das
Gefühl verschaukelt worden zu sein und ein laut schallendes:
UEFA MAFIA!
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