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Der Spielplan der spanischen Profiligen
hatte es wirklich gut mit mir gemeint. An meinen drei kompletten
Tagen in Andalusien konnte ich nach der perfekten Terminierung
in Malaga und den beiden obligatorischen Spielen in Gibraltar
sogar noch eine dritte Partie in Sevilla mitnehmen. Hier sollte
die Mannschaft der Stunde, der Tabellenzweite Sevilla FC, zur
Mittagszeit den katalanischen Vertreter Girona FC empfangen. Ich
schlief an diesem Sonntagmorgen ordentlich aus, frühstückte
reichlich, packte meinen Rucksack, verstaute diesen im Auto und
machte mich mit einem netten Zeitpolster zu Fuß auf den Weg zum
Stadion. Die in den letzten Jahren aufwendig renovierte
Heimstätte des Rekord-UEFA-Cup-Siegers war fußläufig ungefähr
eine Dreiviertelstunde von meinem Hotel entfernt und liegt
östlich der Innenstadt in einem Wohn- und Geschäftsviertel. Dank
der eher unchristlichen Anstoßzeit waren die Straßen noch sehr
leer und zeigten sich erst direkt vor dem Stadion etwas
belebter. Ich konnte auf meinem Weg sogar den Mannschaftsbus der
Heimelf auf seinem kurzen Weg vom Hotel zum Stadioneingang
beobachten. Die Fassade über diesem ist mit einem
beeindruckenden Mosaik versehen, das neben dem eigenen Wappen
die Logos etlicher nationaler und internationaler Clubs ziert.
Für mich war es an der Zeit dieses
Musterbeispiel südländischer Stadionarchitektur zu betreten. Die
Sevillistas können auf ein wirkliches Schmuckstück stolz sein.
Ein echter Kessel mit roten Sitzen, die sich steil in die Höhe
fressen und so manchem Besucher den Schwindel in die Knie
trieben. Ich genoss indes schwindelfrei die tolle Aussicht aus
meinem Eckblock, der neben dem eigentlichen, heute nicht als
dieser genutzten, Gästebereich lag. Die ca. 100 Anhänger aus
Girona fanden sich auf der Haupttribüne neben den Trainerbänken
ein. Ich freute mich auf die Partie meines spanischen
Lieblingsvereins, den ich spätestens dank der vom S04
übernommenen Melodie zu „Vamos mi Sevilla“ in mein Herz
geschlossen habe. Die Stimmung war jederzeit ganz passabel aber
nie wirklich berauschend, was wohl auch an der hohen Zahl von
(Fußball-)touristen lag. So saßen über mir Deutsche und unter
mir Holländer. Gemeinsam sahen wir einen anfangs recht frechen
Gast, der sich in seiner zweiten Saison in der Primera Division
durchaus etabliert hat. Sicher ist hierbei auch das Geld der
City-Group hilfreich, die die Hälfte am Club hält.
Die beherzte Leistung des Underdogs reichte
auch, um die erste Hälfte des Spiels unbeschadet zu überstehen.
Das 0:0 zur Pause täuschte jedoch nicht über die eindeutige
Überlegenheit der Heimelf hinweg. Angetrieben von dem offensiv
zügellosen Ex-Schalker Escudero rollten die Angriffswellen auf
das Tor der Gäste zu. Der für den großen FC Schalke zu schwache
Außenverteidiger war auch an der größten Chance nach einer
halben Stunde beteiligt, als Gironas Keeper nach einem Pass in
die Spitze in die kurze Ecke abtauchte und das sichere Gegentor
verhinderte. Mittlerweile vergoss auch der Himmel seine ersten
Tränen bezüglich meines fünften torlosen Unentschiedens zur
Pause in Folge. Das erste Tor der Partie war dann einem durchaus
mutigen Elfmeterpfiff zuzuschreiben. Der Strafstoß wurde von
Banega sicher verwandelt (55.) und zehn Minuten später nach
einem schönen Zusammenspiel von Ben Yedder und Sarabia durch den
Spanier gekrönt (64.). Der 2:0-Führung hatten die Gäste dann
wenig entgegenzusetzen. Das Stadion verabschiedete den kurz vor
Schluss ausgewechselten Escudero mit donnerndem Applaus und ich
machte mich glücklich auf dem Weg zum kleinen Fiat, der mich
durch das wunderschöne Hinterland zurück nach Malaga brachte, wo
ich dem Topspiel des spanischen Basketballs entgegenfieberte.
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