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Nach dem attraktiven Tweede
Divisie-Schlagabtausch im niederländischen Maasluis, führte
meine Planung mich über die Grenze nach Belgien. Hier bin ich
mittlerweile ebenfalls in der dritten Liga gelandet und hatte
dort eine reiche Auswahl an Abendspielen. Am meisten Sinn machte
ein Abstecher nach Tessenderlo im nördlichen Teil des
Königreichs. Die 20.000-Einwohner-Stadt lag halbwegs auf der
Strecke und konnte zudem mit dem KVV Thes Sport überzeugen – dem
Tabellenführer der obersten belgischen Amateurklasse. Nachdem
ich das städtische Sportzentrum bereits passiert hatte, visierte
ich wie gewohnt zuerst die örtliche Frituur an. Ob Carla in der
gleichnamigen Pommesbude auch selbst das Frittensieb ein-tauchte
weiß ich nicht. Jedenfalls bediente eine Dame den recht großen
Andrang allein und machte das ganz gut. Mit prallem Magen ging
es zurück zum zweiten Ground dieses Tages. Dieser war aufgrund
der mächtigen Haupttribüne etwas imposanter als das Stadion in
Maasluis zuvor. Des Weiteren gab es einen Party-Pavillon und ein
ziemlich riesiges Club-Haus in Form eines überdimensionierten
Frachtcontainers.
Was vielleicht etwas irre klingt, ergibt
sich aus dem Sponsoring der ortsansässigen Container-Firma Maes,
die auf dem Gelände omnipräsent war. Ob und inwiefern das
Container-Geld für den rapiden Aufstieg des KVV Thes Sport
verantwortlich ist, lässt sich nur vermuten. Immerhin spielten
die Blau-Gelben vor drei Jahren noch im sogenannten
„Provinz-Fußball“ und sind nun Spitzenreiter der belgischen
Amateure. Vielleicht wird der ganze Spaß auch einfach durch die
happigen 12 Euro Eintritt finanziert. Während die Hausherren an
der Spitze einsam ihre Runden drehen, befindet sich der Gast aus
Heist in akuter Abstiegsnot. 2009/10 gehörte Heist letztmals
nicht der obersten Amateurklasse Belgiens an. Somit ging es für
den einen ums nackte Überleben und für die anderen um die
Festigung oder gar den Ausbau des Platzes an der Sonne. Nach
einigen Minuten am Platz vermisste ich indes die wärmenden
Sonnenstrahlen des Nachmittags und machte mich hinter der Bande
auf einen bitterkalten Januarabend gefasst. Das Spiel begann
nach einer Schweigeminute recht gemächlich und ohne große
Anstrengungen des Favoriten. Diese Passivität kam den Gästen aus
Heist zu Gute, die sich zu keiner Zeit hinter dem Spitzenreiter
verstecken mussten.
Stattdessen beobachtete ich den
Gäste-Trainer dabei, wie er sich die Haare raufte, wenn mal
wieder einer seiner Angreifer im letzten Moment die falsche
Entscheidung traf. Von der Heimelf war ich recht enttäuscht, da
sie mein Torkonto nicht wie erwartet in die Höhe schnel-len
ließ. Glücklicherweise wurde ich vom beiderseitigen Support
überrascht. An beiden Enden der Haupttribüne fanden sich im
unteren Stehplatzbereich ein paar Dutzend Fans ein, die links
den KSK Heist und rechts Thes Sport mit Trommeln, Gesängen und
Fahnen ordentlich unterstützten. Anscheinend tut sich da bei
unseren Nachbarn etwas. Nach einer über weite Strecken recht
ereignislosen ersten Hälfte wärmte ich mich im Mega-Container
auf. Im Inneren war der Bau jedoch wenig spektakulär. Während
das Erdgeschoss wohl als Lagerraum dient, ist die obere Etage
ein klassisches Vereinsheim mit einer breiten Fenster-front
Richtung Spielfeld. Ob hinterm Fenster oder davor – auf dem
gefrorenen Rasen blieb der Unterhaltungsfaktor gering. Auch dank
eines verschossenen Strafstoßes der Hausherren konnte Heist
einen Punkt entführen und sich das nötige Selbstbewusstsein für
die kommen-den Aufgaben holen. Für den Ligaprimus bedeutet das
torlose Unentschieden einen unnötigen Punktverlust.
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