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Nach dem Spiel traf ich Lanker und Henne am
Bahnhof Gesundbrunnen. Zwei Herthaner und ein Schalker, die nach
einem 2:2-Unentschieden im Olympiastadion gemeinsam auf die Bahn
Richtung Norden warten. Ein schiedlich friedliches Remis gibt
dabei durchaus Konfliktpotential her. So unterhielten wir uns
über alles Mögliche, aber nicht wirklich über das Spiel an sich.
Wir waren uns einig, dass es arschkalt war und ist, der
Schienenersatzverkehr nervt und die Stimmung auf beiden Seiten
höchstens durchschnittlich war. Bei Minusgraden verirrten sich
nur 43.000 Zuschauer in das weite Rund. Ein Negativwert, den es
so seit 15 Jahren nicht mehr bei diesem (ach so…) brisanten
Duell gab. Klar lag das am Freitagabendtermin, den Temperaturen
und an dem nicht ganz so riesigen Ansturm aus dem Pott (aus eben
jenen Gründen). Es zeigt sich aber, dass man bei der Alten Dame
derzeit sogar problemlos Tickets für die vermeintlichen Schlager
gegen Bayern oder die Zecken kaufen kann. Wie auch immer, hätten
wir über die Leistung beider Teams gesprochen, hätte ich wohl
gesagt, dass der S04 in Berlin drei Punkte verdient gehabt
hätte. Das Remis geht trotzdem in Ordnung.
Da ich bereits am Donnerstag anreiste,
konnte ich mich bereits am frühen Freitagabend mit Marc, Chris,
Andre und Mariano am Bahnhof Zoo zu treffen. Wir stimmten uns
auf eher ungewöhnliche Weise beim Chinesen auf die Partie ein
und aßen Nudel, Reis und Ente statt Bratwurst im Brötchen.
Lieber so, als den Berliner Sport Club und/oder Aramark in
irgendeiner Art zu unterstützen. Wir nahmen unsere Plätze im
oberen Bereich des Unterrangs ein und blickten auf das
gespenstisch leere Stadion, das erst langsam in Wallung kam.
Frank Zanders Hymne, die jeden Fan von Rod Stewart und den
Altmeister persönlich beleidigt, markierte den Startschuss in
eine intensive Partie. Vor allem die erste Hälfte, in der die
Knappen auf die Ostkurve spielten, sollte es in sich haben. Es
dauerte nicht lange, ehe es erstmals klingelte. Gerade als ich
Marc davon überzeugen wollte, dass Handball ein recht
überflüssiger Sport ist, da es größtenteils darum geht abwartend
und geduldig um einen Halbkreis herum zu spielen, fiel das erste
Tor. Kono tat genau das Beschrieben, nahm sich den Ball, lief um
den halben Strafraum und knallte den Ball ins Tor der Herthar
(17.). Ich ließ mich hier gerne eines Besseren belehren und
feierte den Treffer euphorisch mit den Jungs.
20 Minuten durfte man wieder von der
Meisterschaft singen und träumen. Der Titel war zum Greifen
nahe, ehe Herthas Duda und Grujic die Schalker Defensivreihe
simpel aushebelten. Hierzu reichten ungestörtes direktes
Kurzpassspiel und ein abschließender Hackentrick auf die
serbische Leihgabe des FC Liverpool. Grujic musste nun nur noch
einschieben (39.). Allerdings durfte man nicht allzu lange
meckern, da Uth den S04 in der 44. Minute wieder in Front
brachte. Bis dahin wurden bereits Stambouli und Schöpf
verletzungsbedingt ausgewechselt. Eine weitere negative
Nachricht folgte zugleich. In der langen Nachspielzeit der
ersten Hälfte durfte Ibisevic nach einer abermals grausigen
Vorstellung der Schalker Abwehr per Kopf (gegen den Hünen Sane)
ausgleichen. Zwei Mal geführt, zwei Mal die Führung aus der Hand
gegeben. Nachdem wir uns in der Pause ein bisschen über die
behämmerte Werbekampagne der Hertha wunderten: „In Berlin kannst
du alles sein. Auch Herthaner.“ (Hä?), spielte der
ersatzgeschwächte S04 einen guten zweiten Durchgang. Vorne
fehlte jedoch das nötige Glück, sodass am Ende das besagte 2:2
stand. Immerhin. Wir sind damit seit mehr als einem Monat
ungeschlagen!
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