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In der Saison 2015/16 hatte ich letztmals
die 3. Liga komplett. Was dann geschah? Mit dem FSV Zwickau
stieg ein altehrwürdiger Ostklub aus der Regionalliga auf und
belegte sogleich in seiner ersten Spielzeit einen beachtlichen
fünften Platz. Ein Jahr später folgte mit dem FC Carl Zeiss Jena
der zweite Aufsteiger, dessen Ground ich bisher noch nicht
besucht hatte. Sowohl Zwickau als auch Jena liegen schlichtweg
im Niemandsland der Republik und waren sowohl aus Bernau als
auch aus dem Pott nie so wirklich gut zu erreichen. Innerlich
hatte ich beide Ziele schon auf die lange Bank geschoben, wenn
nicht sogar abgehakt. Am Samstag nach dem Schalker Gastspiel in
Berlin fand ich jedoch Gefallen an der Paarung Jena gegen
Münster und freute mich über ICE-Tickets für 30 Euro hin und
zurück. Somit plante ich einen Trip in die Lichtstadt an der
Saale. Dieser begann schon am Morgen, sodass meine Nacht recht
kurz ausfiel. Trotzdem konnte ich die unbeschwerte Fahrt über
Berlin und Halle genießen und machte es mir mit einem guten Buch
gemütlich. Draußen plätscherte indes der Regen gegen die
Fensterscheiben des Schnellzugs.
Vielleicht sorgte auch das trübe Wetter für
meinen tristen ersten Eindruck von Jena. Die zweitgrößte Stadt
des Freistaates war bei mir und meinen Jungs nie wirklich
beliebt, da mein Freundeskreis schon immer zum RWE hielt. Dieser
stieg jedoch bekanntlich im Sommer ab und machte den FCC
plötzlich zu „Thüringens Nummer 1“. Wie auch immer, in Jena
selbst ging an diesem verregneten Tag nicht viel. Ich
schlenderte ein wenig durch diverse Einkaufszentren, aß eine
Currywurst mit Country Potatoes und ging dann zum
Ernst-Abbe-Sportfeld. Das Stadion der Blau-Gelb-Weißen liegt
strategisch ungünstig direkt an der Saale und wird somit alle
Nase lang überflutet. Ohne jeglichen Komfort ausgestattet,
bietet das EAS den Zuschauern nur auf der Haupttribüne ein Dach,
während die übrigen flachen Ränge hinter der blauen Laufbahn
ohne Überdachung auskommen müssen. Da es in den fünf Minuten vor
meiner Ankunft am Tickethäuschen nicht regnete, entschied ich
mich für einen Platz auf der Gegengerade. Sobald ich die Karte
in der Hand hatte fing es natürlich sofort an zu nieseln. So
sollte es dann auch - mal mehr, mal weniger stark - in den
nächsten 90 Minuten weitergehen.
Die paar Zuschauer, die sich zum Duell
zwischen den abstiegsbedrohten Hausherren und den chronisch
enttäuschten Preußen ins Stadion verirrten, mussten hart im
Nehmen sein. Unter dem neuen Coach Kwasniok präsentierte sich
der FCC in den letzten Spielen vor allem defensiv stabiler. Das
hatte heute jedoch zur Folge, dass die durchaus gefürchtete
Offensivreihe der Münsteraner einen schweren Stand hatte. Beide
Mannschaften kamen trotzdem zu Chancen, die sie jedoch unter den
Unmutsbekundungen des Publikums nicht nutzen konnten. Zumindest
die Südkurve, die sich die Heim- und Gästefans traditionell
„teilen“, wusste zu überzeugen. Sowohl der gut gefüllte Jenaer
Fanblock als auch der harte Kern des Münsteraner Anhangs machte
durchweg Radau im Rahmen des Möglichen. Es zeichnete sich
bereits früh im zweiten Durchgang ab, dass hier wohl kein Tor
mehr fallen würde. Man hatte sich bereits damit abgefunden, als
der letzte Angriff der Gäste in der Nachspielzeit am Pfosten
landete und ich ein erleichtertes Raunen um mich herum vernahm.
Es blieb also torlos, sodass ich mit dem Abpfiff etwas
enttäuscht den Weg zurück zum Bahnhof antrat.
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