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Mitte Februar spielte das Wetter in
Deutschland verrückt und Alex und ich hatten Schtev und Chrissi
übers Wochenende zu Besuch, was sogleich bedeuten sollte, dass
sich der FC Union im Ruhrgebiet die Ehre geben sollte. Bei
offiziell gemessenen 17 Grad und strahlendem Sonnenschein
machten wir uns somit am späten Samstagvormittag auf den kurzen
Weg von Meiderich nach Wedau. Hier begegneten wir zahlreichen
Schlachtenbummlern in Shorts und T-Shirt und fühlten uns ein
wenig wie im falschen Film. So öffnete auch der Imbiss am
Gästeblock spontan und kredenzte den Gästen aus der Hauptstadt
notgedrungen kühles 5,0 Premiumbier. Ich sollte mein erstes
Spiel im Wedau-Stadion als eingetragener Duisburger mit Alex von
der Gegengerade aus erleben. Somit verabschiedeten Alex und ich
uns von Schtev, Chrissi und den anderen bekannten Gesichtern und
nahmen in unmittelbarer Nähe zum Gästeblock Platz. Während Alex
zum MSV hielt und auch ich mir etwas Besseres als einen Abstieg
der Zebras vorstellen könnte, schlug mein Herz für den FCU
deutlich schneller. In dieser Hinsicht war unser
Sitzplatzbereich gewohnt heterogen aufgestellt.
Für beide Clubs ging es heute um sehr viel.
Die Gastgeber befinden sich, wie vielfach vorausgesagt, im
knallharten Abstiegskampf und brauchen jeden Punkt um die Rote
Laterne endlich abzugeben. Die Eisernen stehen am anderen Ende
der Tabelle und wollen sich neben den schier übermächtigen
Konkurrenten aus Hamburg und Köln im Aufstiegsrennen beweisen.
Apropos Rennen, bei den nebeneinander auf dem Parkplatz
abgestellten Mannschaftsbussen hatte der Bus aus Berlin die Nase
vorn. Ebenso knapp wie auf dem Asphalt sollte es auch auf dem
Rasen zugehen. Hier erhofften sich die aktiven Fans der Zebras
mithilfe einer abermals (man ist es in Duisburg mittlerweile
gewohnt) nur mäßig gelungenen Choreo das nötige Fünkchen
Siegeswillen auf das oftmals zahnlose Team zu übertragen. Auf
der Gegenseite legte der ostdeutsche Anhang einen guten und
kreativen Auftritt hin. Die Umstände waren auch und vor allem
dank des frühlingshaften Wetters großartig, sodass einer tollen
Begegnung nichts im Wege stehen sollte.
Die erste Hälfte war sogleich sehr umkämpft
und ausgeglichen. Über weite Teile der Anfangsphase hatten die
Gäste mehr vom Spiel und gingen nach starker Mane-Vorarbeit
schon in der elften Minute in Führung (Zulj). Ich wähnte mich
dem selbstbewusst getippten 3:0 für den FCU recht nahe. Bis zur
Pause passierte jedoch nicht mehr allzu viel, was einem
Torerfolg nahe kam. Nachdem der MSV einen ersten Freistoß aus
aussichtsreicher Position liegen ließ, machte man sich bei einem
weiteren Versuch kurz vor dem Halbzeitpfiff wenig Sorgen. Das
änderte sich, als Duisburgs Nielsen den ruhenden Ball passgenau
ins kurze Eck zimmerte. Das 1:1 stellte die Uhr somit
sprichwörtlich auf Null. Ein weiterer Freistoß bescherte dem MSV
zehn Minuten nach Wiederanpfiff die Führung. Fröde verwertete
Nielsens Kopfballverlängerung und schockte damit die Gäste. Es
wäre aus fatalistischer Sicht typisch gewesen, als Spitzenteam
beim Schlusslicht zu verlieren. Der Pessimist in mir machte
seine Rechnung aber ohne Unions Hartel und Andersson. Hartel
schloss in der 64. Spielminute einen schönen Spielzug überlegt
ab und ebnete damit den Weg für den Schweden, der per Kopf zum
Sieg einnickte (89.). Der Sieg des FCU war natürlich schön und
hart zugleich. Während die Gäste ausgelassen feierten und vom
Aufstieg sangen, gab es für die Mannen in blau und weiß
Liebesentzug aus der Kurve.
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