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Die Kozakken Boys aus dem niederländischen
Ort Werkendam haben mit Sicherheit einen der aufregendsten Namen
im dortigen Fußball-Zirkus. Unter einem Kosaken kann man sich
durchaus etwas vorstellen. Allerdings fehlt einem zuerst jede
Verbindung der „freien Reiterverbände, zu denen sich flüchtige
russische und ukrainische Leibeigene zusammenschlossen“ (Danke,
Wikipedia) nach Holland. Auch hier hilft das Online-Lexikon und
sagt, dass Werkendam im 19. Jahrhundert von den Donkosaken aus
der französischen Besatzung befreit wurde. Somit heißt der
örtliche Drittligist, der 1932 gegründet wurde, Kozakken Boys.
Ob schön oder nicht, mit diesem Namen fällt man auf. Somit ist
dem sportlich eher unbedeutenden Team aus der Provinz
Nordbrabant eine gewisse Grundaufmerksamkeit garantiert. Hat
man, wie ich, die 170 Kilometer zwischen dem Nordwest-Ruhrpott
nach Werkendam zurückgelegt, wird man im Eingangsbereich des
Sportpark De Zwaaier von einem überdimensionalen mit Luft
gefüllten Kosaken-Aufsteller in rot-weißem Outfit begrüßt.
Der weitere Weg führt einen um den
Hauptplatz der typisch niederländischen Sportanlage. Diese
besteht aus sechs Sportplätzen, deren Schmuckstück der bebaute
Kunstrasenplatz in der Mitte des Geländes ist. Unter der
Haupttribüne befinden sich die Umkleiden, daneben ein
Vereinsheim für die VIPs sowie ein Imbiss für das Fußvolk. An
diesem Samstag war jedoch die mit einigen Stufen und einem Dach
versehene Gegengerade der einzig windgeschützte Ort am
(Kunst-)rasen. Da ich das Wetter mal wieder zu mild einschätzte,
freute ich mich über den spartanischen Schutz vor Wind und
Wetter. Rechts von mir und somit in Spielrichtung ihres Teams,
positionierten sich die Schlachtenbummler aus Maasluis. Ohne
dahingehende Ambitionen, sehe ich die Jungs von Excelsior damit
zum dritten Mal in diesem Kalenderjahr. Heute erwartete ich
aufgrund der Tabellensituation beider Teams und nur vier Punkten
Unterschied zueinander eine recht spannende und hoffentlich
torreiche Partie. Hätten die Gäste gleich mit dem ersten Angriff
etwas mehr Glück gehäbt, hätte es auch hier bereits nach wenigen
Sekunden geklingelt. Stattdessen retteten die Hausherren in
höchster Not auf der Linie. So blieb die Überlegenheit der in
dunkelblau spielenden Südholländer unbelohnt. Obwohl sich auch
die Kozakken Boys nach 15 Minuten erstmals in den Strafraum
trauten, endete die erste Halbzeit torlos. Dass das noch nichts
zu bedeuten hat, habe ich in Scheveningen und Wiltz erst
kürzlich gelernt.
Trotzdem wurde ich langsam etwas
unleidlich. Der Wind pfiff nun langsam an jeder Ecke. Hinzu kam
das lieblose Catering, das hier aus einer wässrigen Brühwurst im
Milchbrötchen bestand. Alternativen: Fehlanzeige. Sollte es hier
kein Schützenfest geben, konnte ich mir nur schwer vorstellen,
weitere komplette 45 Minuten bei den Kozakken Boys auszuharren.
Nachdem die Fans der Gäste, so wie ich es mittlerweile von ihnen
gewohnt bin, die Spielfeldseite wechselten, konnte der
Schiedsrichter die zweite Hälfte der Begegnung freigeben. Der
erste Treffer benötigte einen Strafstoß zur Hilfe. Diesen gab es
für Maasluis, nachdem Werkendams Heesakkers seinen mit dem
Rücken zum Tor postierten Gegenspieler plump in die Hacken trat.
Diskussionen blieben aus und wären überflüssig gewesen. Der
überlegt geschossene Elfmeter fand den Weg in die rechte untere
Ecke. Eine letzte Großchance zum Ausgleich in der zweiten Minute
der Nachspielzeit blieb ungenutzt und wurde stattdessen mit dem
entscheidenden Tor zum 0:2 beantwortet. Ich war ehrlich gesagt
froh, als das zähe Spiel
vorbei war.
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