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Am letzten Märzwochenende zog mich das
Sportfest meines Dienstherren in die Heimat. Bevor ich jedoch
selbst am Samstag mit den Jungs aus Würzburg in Hohenschönhausen
kicken sollte, entdeckte ich schon vor einigen Wochen die
Freitagabend-Partie zwischen Herthas U23 und Erfurt im
Spielplan. Natürlich konnte ich Mariano und auch Tacki recht
schnell für dieses Duell begeistern, sodass wir uns gemeinsam am
Bahnhof Spandau trafen um im Anschluss gemeinsam zum
Olympiastadion zu fahren. Im Schatten der Heimspielstätte der
Berliner Hertha trägt die Regionalliga-Reserve der Weiß-Blauen
ihre Heimspiele im Stadion auf dem Wurfplatz aus. Im August 2004
war der damals schlicht als „Amateurstadion“ betitelte Ground
mein dritter Ground bevor ich wusste, dass es so etwas wie
Grounds gibt. Wie lange das mittlerweile her ist, ergibt sich
auch aus der von mir besuchten Erstrunden-Begegnung im DFB-Pokal
zwischen Hertha II und Schalke 04. Mittlerweile sind
Reserve-Mannschaften bekanntermaßen vom Landes- bzw. DFB-Pokal
ausgeschlossen. Ein nächster sinnvoller Schritt wäre es, die
U23-Teams aus der Ligenpyramide zu entfernen und in eine eigene
Liga zu packen. Stattdessen lässt man den Thüringer
Traditionsclub zum Sinnlosspiel bei der Berliner Zweitvertretung
antanzen.
Vor dem Gästeeingang trafen wir Papa Bernd
und hatten folglich eine recht angenehme Reisegruppe zusammen.
Von den 800 Zuschauern im Amateurstadion waren mindestens die
Hälfte den Gästen zuzuordnen. Die restlichen wenig
ambitionierten Zuschauer verfolgten die Partie von der
gegenüberliegenden Haupttribüne. Ich kannte drei Spieler auf dem
Platz. Die beiden schon im Profikader eingesetzten Herthaner
Marius Gersbeck und Palko Dardai sowie Rico Gladrow vom RWE, mit
dem ich vor zehn Jahren zusammen einen FSJ-Lehrgang im
brandenburgischen Lindow absolvierte. Rico war damals bei den
A-Junioren von TeBe und kam zu dieser Saison, nach mehreren
Zwischenstationen bei anderen Regionalligisten, in die rot-weiße
Landeshauptstadt. Damit ist er ein Teil des neu formierten
Kaders, den man nach Insolvenz und Abstieg in die Spielzeit
2018/19 schickte. Sowohl der RWE als auch die Hertha schlagen
sich in der Liga recht gut. Da diese jedoch vom Chemnitzer FC
eindeutig dominiert wird, spielt man ehrlicherweise nur noch um
die goldene Ananas. So verloren die heutigen Gäste vor kurzem
gegen das Schlusslicht aus Rathenow und spielten bei den
ebenfalls abstiegsbedrohten Bautzenern nur Unentschieden.
Auch heute tat man sich gegen die junge
Berliner Mannschaft schwer. Vor allem in der Anfangsphase
bekleckerte sich die Hintermannschaft des RWE nicht mit Ruhm.
Wir sahen viel zu wenig Gegenwehr gegen die forschen
Jung-Herthaner. Folgerichtig sorgte der permanente Druck aufs
Erfurter Tor nach 19 Minuten für das hochverdiente 1:0. Herthas
Roczen verwertete einen Abpraller souverän. Im Anschluss an den
Jubel der Hausherren folgte wenige Wimpernschläge später der
überraschende Ausgleich nach einem Gladrow-Standard. Der
Freistoß-Spezialist fand den Kopf eines Angreifers, von dem aus
der Ball zuerst am Pfosten und schließlich bei Kelbel landete –
1:1. Während wir quatschten, Wurst aßen und Bier tranken
passierte nicht mehr allzu viel. Die zu jeder Zeit etwas bessere
Mannschaft gewann schlussendlich knapp aber verdient mit 2:1 und
bleibt somit Tabellendritter. Wir ließen den Abend bei guten
Gesprächen in einer Spandauer Kiezkneipe ausklingen.
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