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Auf dem Rückweg aus der brandenburgischen
Heimat zurück in den Pott, plante ich natürlich Schalkes
Gastspiel in Hannover mit ein. Ich rechnete mit einem fiesen
Kater am Sonntagmorgen, nachdem am Samstag beim Sportfest in der
Hauptstadt ein Dutzend Bier meine Kehle herunterflossen. Während
der Kater überraschenderweise ausblieb, plagte mich ein anderes
Problem. Im letzten Spiel, bei einem Schuss, der sogar zu einem
Tor führte, zerschoss ich mir meine Bänder im rechten
Sprunggelenk. Wie so oft waren die obligatorischen Schmerzen am
Folgetag und somit am Spieltag größer als zum Zeitpunkt der
Verletzung selber. Dementsprechend zerstört saß ich im
verspäteten ICE gen Westen. In der niedersächsischen
Landeshauptstadt warteten Andre und Chris auf ihren humpelnden
und dummerweise zudem noch schwer beladenen Mitstreiter. Ich
konnte mir trotz des formidablen Wetters und der angenehmen
Gesellschaft irgendwie Besseres vorstellen, als die kommenden 90
Minuten stehend einer Mannschaft zuzujubeln, die sich weniger
den Arsch aufreißt als man selbst beim Freizeit-Kick. Trotzdem
stand man nach einem kurzen Fußweg in der Gästekurve des
Niedersachsenstadions und fieberte wie gewohnt dem Anpfiff
entgegen. Die Bedeutung der kommenden Partie war nicht zu
unterschätzen, da man im Falle einer Niederlage richtig tief in
den Abstiegsstrudel gerissen werden würde.
Dafür, dass es erst gar nicht so weit
kommen sollte, sollten heute mehrere tausend Schalker vor Ort
sorgen. Offizielle Zahlen reden von 10.000 Königsblauen, ich
glaube es waren eher 15.000. Die gesamte Kurve sowie weite Teile
beider Geraden waren blau und weiß und im Rahmen des Möglichen
bester Dinge. Auch wenn der Support während des Spiels keine
Bäume ausreißen konnte (was in der derzeitigen Situation
irgendwie auch verständlich ist), war der Auftritt der Schalker
Knappen doch beachtlich. Auch wenn ich gerne nur über das
Drumherum, meine Gefühlslage, das Wetter, die Bratwurst und so
weiter schreiben würde - es wurde auch Fußball gespielt. In
dieser Saison ist dieser Fakt zumeist kein Anlass für
Freudensprünge sofern man dem S04 folgt. Beim heutigen Spiel
gegen den Tabellenletzten hätte sich das gerne ändern können.
Eigentlich habe ich es nämlich satt meinen Verein mit den Augen
zu sehen, mit denen man seinen alten und senilen Großonkel
betrachtet. Man liebt ihn sicherlich, da er ein wichtiger Teil
der Familie ist und trotzdem denkt man sich, es wäre für alle
Beteiligten besser wenn es bald zu Ende wäre. Dieser Eindruck
sollte sich auch heute nicht ändern. Anders als bei den letzten
Partien unter Tedesco spielte die Mannschaft phasenweise ganz
ansehnlich und zeigte durchaus ihren Willen. Trotzdem ist es
eigentlich zu wenig, wenn man aus elf Spielern ganze zwei
Lichtblicke herausfiltern kann.
Der Erste ist einer der jüngsten im Kader
und stand zwischen den Pfosten. So leid es mir um Ralle tut –
Alex Nübel ist eine Granate und derzeit zu Recht erste Wahl im
Tor des S04. Einige Paraden, insbesondere im zweiten Durchgang,
waren schier unglaublich. Trotzdem hoffe ich nicht, dass Alex so
wird wie die Heulsuse Manu. Sportlich gerne, charakterliche
erwarte ich da mehr. Der zweite Knappe, der an diesem Tag
herausragen konnte, war Suat Serdar. Schalkes Mittelfeldmotor
ist nun endlich der so vermisste Antreiber im Mittelfeld. Zudem
war Serdar gegen Hannover der Torschütze des wichtigen, da
entscheidenden 1:0 im ersten Durchgang. Langsam muss ich Andre
(Serdars größter Fan seit der ersten Stunde) durchaus zustimmen
und hoffe, dass man um den Jungen ein hungriges und
leidenschaftliches Team aufbauen kann. Obwohl ich durch die
Schmerzen im Fuß nie so ganz bei der Sache war und mir teilweise
sogar die einfachsten Liedtexte entfielen, blieb mir alles
andere rund um Alex und Suat nicht verborgen. Da konnte man
schon Angst bekommen, wenn man sah wie der lächerlich schlechte
Tabellenletzte den S04 dominierte und nur mit Pech nichts
Zählbares verbuchen konnte. Man musste heute trotzdem mit dem
Ergebnis zufrieden sein und sehnt sich einfach nach dem
Saisonende. Vorher freute ich mich jedoch auf zuhause und ein
Kühlakku.
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