|
Spielausfälle sind in den ersten beiden
Ligen Deutschlands eine echte Seltenheit. Moderne Stadien mit
allerhand Technik im und unter dem Grün sorgen dafür, dass man
nahezu bei jeder Witterung kicken kann. Daher kann man die
Absage der Partie zwischen Duisburg und dem FC durchaus als
Kuriosum bezeichnen. Wenige Stunden vor dem ursprünglichen
Austragungstermin am 26. Spieltag haben die Mieter aus Krefeld
den Rasen des Wedaustadions im Rahmen ihrer eigenen
Drittligabegegnung dermaßen umpflügt, dass eine Verschiebung
unausweichlich war. Nun ist das Duell zwischen dem MSV und den
Kölnern kein 0815-Spiel. Hier gibt es schon einen gewissen
Derbycharakter und das Spiel zwischen dem Spitzenreiter aus
Kölle und dem Schlusslicht bürgt natürlich großen Raum für
Sensationen. Somit kaufte ich drei Tickets für Alex, Andre und
mich. Das ganze ganz klassisch am Kiosk um die Ecke, so wie es
wohl in der guten alten Zeit gewesen sein muss. Bevor es am
frühen Mittwochabend in den Duisburger Süden ging, brutzelte ich
in der Nachmittagssonne auf unserem neuen Grill ein paar Würste.
Jeder, der das abscheuliche Catering beim MSV kennt, wird diesen
cleveren Schachzug nachvollziehen können.
Mit leichten Anzeichen eines Sonnenbrands
ging es per Auto Richtung Stadion. Wir kämpften uns durch den
unerwartet zähen Verkehr und bestaunten vor Ort die riesige
Polizeipräsenz. Etwas abseits der Cops fanden wir einen
annehmbaren Parkplatz und machten uns schließlich zu Fuß auf den
Weg. Mit uns zog es die Gästefans Richtung Spielstätte. Gute
6.000 Kölner unter den 26.000 Zuschauern sorgten für eine ganz
nette Atmosphäre. Auch wenn ich mit den Domstädtern wenig bis
gar nichts anfangen kann, macht es schon Spaß, wenn sich zwei
ambitionierte Fangruppen gegenüberstehen. Wir saßen im Oberrang
zwischen den Fronten und hatten eine gute Sicht auf beide
Kurven. Noch vor dem Anpfiff sorgten die Heimfans für
Kopfschütteln, als sie mal wieder eine Choreo vergeigten. Zu
spät, ein völlig verzerrtes Bild und eine zweite Blockfahne, mit
der die halbe Kurve nicht mehr rechnete. Ich glaube, dass sich
etliche Ultra-Gruppierungen nach so vielen versemmelten
Kurvenbildern bereits aus Scham aufgelöst hätten. Die Gegenseite
sorgte ebenfalls für Fremdschämen, als ein Fan im Oberrang ein
einzelnes Bengalo zündete und sich ungeschützt von dutzenden
Kameras aufnehmen ließ. Das war an Fahrlässigkeit oder gar
Dummheit eigentlich nicht mehr zu Überbieten.
Nach 90 Minuten ließ uns auch das Spiel
ungläubig zurück. Hatten wir hier gerade wirklich ein 4:4
erlebt? Sahen wir hier tatsächlich ein munteres Hin und Her bei
dem der Tabellenletzte schlussendlich einen zwei-Tore-Rückstand
gegen den Klassenprimus wettmachte und am Ende dem Sieg näher
war als die Geißböcke? Ja und ja. Wir wurden Zeuge einer
überraschend umkämpften, intensiven und vor allem ausgeglichenen
Partie. Der bockstarke MSV-Kicker Stoppelkamp rief seine beste
Saisonleistung ab und steuerte neben dem vielumjubelten
Führungstreffer in der zweiten Minute ein weiteres Tor zum
Schützenfest bei. Der Außenstürmer konnte seine Kritiker hinter
uns trotzdem nicht von seinen durchaus sichtbaren Qualitäten
überzeugen. Auf Seiten der Kölner trug sich Jhon Cordoba
ebenfalls doppelt in die Torschützenliste ein. Wir konnten das
Spiel in vollen Zügen genießen und nach dieser furiosen
Darbietung fragte ich mich, wie ich eigentlich die mauen 0:0s,
die es natürlich ebenso gibt, überlebe. Das heutige Remis half
letztendlich den fast sicher aufgestiegenen Kölnern mehr als den
Außenseitern vom MSV. Trotzdem war das eine bockstarke Leistung
der Zebras.
|
|