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Fünf Aufsteiger brachten im Sommer 2018
frischen Wind in die Oberliga Niederrhein. Mir blies dieser
heftig um die Ohren, da ich in den vergangenen Jahren bis auf
den TSV Meerbusch noch keinen der Neuankömmlinge besucht hatte.
Nach Union Nettetal und dem FSV Duisburg stand nun, in der sich
dem Ende nähernden Saison, ein kurzer Trip nach Kleve auf dem
Plan. Die Kicker aus der deutsch-holländischen Grenzregion
spielten lange Zeit erfolgreich in der Landesliga, ehe es vor
dieser Saison endlich mit dem Aufstieg klappte. Mit der Ratinger
Germania empfing man an diesem milden Sonntag ein
Oberliga-Urgestein, das sogleich klar favorisiert sein sollte.
Ich freute mich im Vorfeld auf die Partie, da ich zuvor noch nie
in Kleve war und der dortige Ground anhand einiger Fotos schon
lange mein Interesse geweckt hatte. Das sah auf den Bildern
schon recht regionalligareif aus. Nachdem ich auf dem
Bresserberg angekommen war, durfte ich mir selbst ein Bild vom
6.000-Zuschauer-Stadion machen. Und hier musste ich recht
schnell feststellen, dass der Schein hier und da trügt.
Schon vom provisorischen Parkplatz aus
konnte man sehen, dass sich die Tribüne noch im Rohbau befindet.
Und das laut meiner Recherche schon seit mehreren Jahren.
Scheinbar ist man sich in der Klever Lokalpolitik alles andere
als einig, wie man mit der multifunktionalen Haupttribüne
umgehen möchte. Für die Möglichkeit „fertig bauen“ konnte sich
scheinbar niemand begeistern. Neben der zumindest Richtung
Spielfeld Eindruck schindenden Tribüne sind auch alle anderen
Seiten des Stadions mit einem mehrstufigen Ausbau versehen. Ein
Teil der Gegengerade ist zudem überdacht. Warum man das
Spielfeld jedoch völlig sinnfrei mit zwei Meter hohen Zäunen
schützt, konnte ich mir bei diesem Besuch nicht erklären. So
konnte man im gesamten Stehplatzbereich keinen Platz finden, der
keine Sichtbehinderung durch das Monstrum von Zaun aufwies.
Später musste ich zudem noch feststellen, dass man die 200
Zuschauer bei bestem Grillwetter tatsächlich hungern ließ. Da
kenne ich Kreisklasse-Clubs die für weniger Fans Würste aufs
Rost packen. So sah ich eine äußerst mäßige Partie und musste
zudem noch Hunger leiden. Über die Stadionunterhaltung mit Hits
der Kategorie „Die immer lacht“ hülle ich den Mantel des
Schweigens. Kurzum, ich habe schon angenehmere Nachmittage auf
Deutschlands Fußballplätzen erlebt.
Auf dem Rasen standen sich zwei Teams
gegenüber, die sich heute scheinbar wortlos auf das Credo
„Rumpelfußball“ einigten. Ich war zumindest froh, wenn mich kurz
die Sonne blendete und mir somit der Blick auf das Gebolze
genommen wurde. Das einzige Tor des Tages fiel nach vier
Minuten. Somit versprach Cinars früher Treffer für die Gäste
mehr, als das Spiel schlussendlich halten konnte. Ich hätte
jedoch schon anhand des besagten 0:1, für das der RSV in der
Situation mehrere Versuche benötigte, bis das Netz
schlussendlich zappelte, merken können, dass das eine ganz zähe
Partie wird. Vor dem Pausenpfiff hatte Ratingen zwar diverse
Großchancen, ohne jedoch vom nötigen Quäntchen Glück zu
profitieren. Im zweiten Durchgang fehlte die Offensivpower der
Gäste, sodass das Spiel komplett verflachte. Ich lief ein wenig
umher, genoss den Blick vom Berg ins Tal und zählte die Minuten
bis zum Spielende. Da das Gesamtpaket nicht stimmte, wird es für
mich wohl „Einmal und nie wieder heißen“. Auf dem Weg zur
erneuten Komplettierung fehlt jetzt nur noch der SC Velbert, dem
es dahingehend am Gründonnerstag an den Kragen geht.
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