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Am Montagnachmittag meinte es der viel
gelobte norwegische Personennahverkehr nicht gut mit uns.
Planmäßig sollte es innerhalb einer guten Stunde recht entspannt
vom Stadion des KFUM in den Osloer Vorort Lilleström gehen.
Leider hatte bereits der erste Bus Richtung Oslo Hauptbahnhof
knappe zehn Minuten Verspätung. Alles halb so wild, hätten wir
dadurch nicht auch noch den Regio um wenige Augenblicke
verpasst. Der nächste Zug nach Lilleström hatte wiederum
ebenfalls fast zehn Minuten Verspätung. Trotzdem schafften wir
es durch die gelb-schwarz geschmückten Straßen pünktlich zum
Anpfiff ins Arasen Stadion. Dieses sieht von außen so wenig nach
Stadion aus, das wir mit der Bahn mehrmals an ihm vorbeifuhren,
ohne es als Stadion zu erkennen. Zumindest von innen war der
Ground ganz nett. Mit seinen ausklappbaren Flutlichtmasten hat
man sogar eine Besonderheit zu bieten. Diese ist aufgrund des
benachbarten Flugplatzes notwendig. Wir hatten gute Plätze auf
der Haupttribüne, nur wenige Meter über der Grasnarbe. Insgesamt
war die doch recht kleine Hütte beim heutigen Spiel gegen den
Vizemeister Molde FK nur zur Hälfte ausgelastet. Scheinbar
hatten viele Leute bei diesem Bombenwetter etwas Besseres vor.
So ganz schlecht war der Schatten des
Daches über unser Köpfen nach drei Tagen voller Sonnenschein
jedoch auch nicht. So saßen wir dort, schnauften kurz durch und
richteten unsere Blicke auf das Spielfeld. Dieses befand sich in
einen miserablen Zustand. Die braunen und grünen Farbanteile des
Geläufs hielten sich in etwa die Waage. So durfte man in
Kombination mit dem wenig hochwertigen norwegischen Fußball das
Schlimmste erwarten. Der Saisonstart verlief für die Gäste indes
besser als für die Hausherren. Molde mischt nach drei Spieltagen
vorne mit, während Lilleström im Mittelfeld rumdümpelt. So war
es zu erwarten, so sah es auch am Ende der 2018er Spielzeit aus.
Die Leistungen im ersten Durchgang ließen indes wenige
Rückschlüsse auf jegliche Qualitätsunterschiede zu. Beide Teams
hatten je ein bis zwei durchschnittlich gefährliche Versuche,
die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren. So musste
LSK-Mittelfeldman Brenden für Unterhaltung sorgen. Die Nummer 15
feiert nicht nur seine Tore gerne mit einem Salto-Jubel, sondern
wendet die artistische Figur auch beim Einwurf an und
schleuderte den Ball mehrfach gen Elfmeterpunkt. Live habe ich
diese, aus Youtube-Videos bekannte, Showeinlage noch nie
gesehen.
Nach dem Seitenwechsel war der Einwurf-Spaß
vorbei, sodass nun endlich Tore her musste. Es dauerte jedoch 30
Minuten bis erstmals Gefahr in einem der Strafräume aufkam. Der
Favorit aus dem sieben Autostunden entfernten Molde brachte
seine mitgereisten Fans zum Jubeln. Diese standen, ohne
ernsthaft zu supporten, lose in der Kurve, in der sich sogleich
einige Wohnungen mit Balkonen Richtung Spielfeld befinden und
durften Eikrems Führungstreffer in der 75. Minute ausgelassen
feiern. Ein Tor nach einer Kopfballverlängerung, das so immer
mal wieder fallen kann. Der Abschluss war schon stark und der
Ball zischte ansatzlos ins kurze Eck. Die endgültige
Entscheidung brachte dann der unter pfiffen eingewechselte
Knudtzon. Der 30-Jährige spielte bis zum Sommer insgesamt neun
Jahre für Lilleström ehe er (unter welchen Umständen auch immer)
zum Ligakonkurrenten ans Moldefjord wechselte. Dementsprechend
verhalten fiel die Begeisterung des Torschützen aus, nachdem er
zuerst den Torwart umkurvte und danach einschob. Mit dem Ende
der Partie endete auch unser schöner Trip nach Norwegen. Heute
Abend ging es nur noch ins Hotel, bevor wir am nächsten Morgen
Richtung Flughafen aufbrachen.
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