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Ende Mai hatte ich zwei recht anstrengende
Wochen vor der Brust. Wenn man auf Reisen geht und nicht einfach
nur „Urlaub macht“ und sich dann auch noch Russland als Ziel
vornimmt, bedarf es schon im Vorhinein etwas Aufwand. Diesen
nahm ich jedoch gerne in Kauf und kümmerte mich unter anderem um
das leidige Visum. Nachdem wir dieses in der Tasche hatten,
saßen Alex und ich am Dienstagvormittag im Flieger nach St.
Petersburg. In den drei Tagen an der Newa-Mündung kamen wir
indes kaum mit dem runden Leder in Berührung. Die einzigen
Berührungspunkte mit dem frisch gebackenen russischen Meister
Zenit waren ein Besuch im Fanshop sowie das passieren des alten
und des neuen Ufo ähnlichen Stadions während einer Bootsfahrt.
Unser Hauptaugenmerk galt natürlich der wunderschönen Stadt und
all den Sehenswürdigkeiten mit denen ich sieben Jahren lang im
Russischunterricht gequält wurde. Umso schöner, dass man seine
mauen Fremdsprachen-Kenntnisse endlich an den Mann bringen
konnte. Auf Piter folgte Moskau. Per Schnellzug ging es am
Freitag in die Hauptstadt.
Wie oft hörte ich bereits, dass Moskau im
Vergleich zu Petersburg nicht viel zu bieten hat. Was für ein
Blödsinn. Moskau war eine Wucht und faszinierte schon alleine
mit seiner schieren Größe. Diese verlangte mir jedoch auch die
Qual der Wahl ab. Von den vier Erstligisten der Stadt sollten
drei an diesem Sonntag ihr letztes Heimspiel bestreiten.
Lediglich Spartak trat auswärts an. Da alle Spiele keine
wirklichen Kracher waren, entschied ich mich für die Begegnung
zwischen Lok und dem FK Ufa und somit für das Team von Höwedes
und Farfan. Des Weiteren konnte der amtierende Meister Loko,
direkt nach dem Pokalsieg, mit einem Sieg im letzten Saisonspiel
den zweiten Platz und somit die erneute Teilnahme an der
Königsklasse festzurren. Die beeindruckend zuverlässige Metro
brachte uns am Sonntagnachmittag recht flott in den Nordosten
der Stadt und spuckte und direkt am Stadion aus. Dieses fasst
zwar nur knapp 30.000 Zuschauer, sieht von außen jedoch größer
aus. Auf dem Vorplatz der Arena steht die bekannte alte Lok, die
zu Showzwecken kräftig „Dampf ablassen“ kann. Rund um das
Fahrzeug aus besseren Zeiten versammelte sich die
Anhängerschaft. Diese ist die kleinste und am wenigsten
respektierte der größeren Hauptstadtclubs und wird in Moskau
nicht wirklich ernstgenommen.
Ich stattete Alex und mich mit VIP-Tickets
aus, sodass wir in einem abgetrennten Bereich ein ganz leckeres
Catering genießen konnten. Dieses kam jedoch ohne Alkohol aus,
weshalb ich mir den Frust über die Verletzungen, die ein
Mitwirken meiner beiden Schalker verhinderten, nicht wegtrinken
konnte. Stattdessen sahen wir auf unseren Ledersitzen ein
mäßiges Spiel vor einer durchwachsenen Kulisse. Ufa brachte eine
gute Busladung in den Gästeblock, der sich in den ersten Minuten
sogar Gehör verschaffen konnte. Dies lag jedoch an den
schweigenden Lok-Fans, die sich erst nach zehn Minuten (wohl
wegen dem Pokalsieg - dem 10. Titel der Vereinsgeschichte) mit
einer ganz netten Choreo und Gesängen zu Wort meldeten. Meiner
Meinung nach ist indes jedes Wort über das Spiel ein Wort zu
viel. Die mit Rentenverträgen ausgestatteten Kicker schienen
sich nicht wirklich anzustrengen. Ein vom Lok-Star Fernandes
präzise getretener Freistoß reichte dem Favoriten zum Sieg
(39.). Im zweiten Durchgang verschoss Fernandes dann einen
Strafstoß. So oder so reichte es zum benötigten Sieg, der ein
kleines Feuerwerk sowie den Auftritt eines Geigen-Spielers nach
sich zog. Hier freute man sich über die Vizemeisterschaft, mir
blieb die Freude über Länderpunkt Nummer 49.
Fotos Sightseeing
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