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Das zweite Spiel des Chisinau-Trips sollte
am Freitagabend stattfinden. Zugleich war das Duell zwischen
Zimbru und Milsami in der großen „Arena Zimbru“ das angedachte
Highlight. Da das Wetter heute deutlich freundlicher war als
noch am Vortag, nutzte ich die Zeit, die moldawische Hauptstadt
ausgiebig zu erkunden. Natürlich ist es spannend eine unbekannte
Stadt wie Chisinau zu erkunden, die sich stark von den typischen
Großstädten Westeuropas unterscheidet. Andererseits muss man
ehrlich sein und sich eingestehen, dass es hier eben auch nicht
so viel (Schönes) zu sehen gibt. Zwischen den heruntergekommenen
Plattenbauten erstrahlen die Regierungsgebäude in aufgeräumten
Glanz. Zudem ist Chisinau sehr grün und hat recht große Parks im
Herzen der Stadt. Die durchaus netten Ansätze verschwinden
leider schnell unter der Smogwolke, die die Stadt an diesem
schwülen Tag gefangen hielt. So kam ich durchgeschwitzt zurück
ins Hotel, duschte mich und machte mich bereit für den erneuten
Marsch Richtung Zimbru-Sportgelände. Dieses Mal ging es dabei
durch den Park inklusive Bier- und Imbissstopp auf halber
Strecke.
Heute gab es, anders als am Vortag, sogar
einen Ticketverkauf. Hierbei hatte man die Wahl zwischen den
ganz zentralen VIP-Sitzen für 2,50 Euro sowie den angrenzenden
Plätzen für 1,50 Euro. Da fiel die Entscheidung natürlich leicht
und so war man endlich wieder als (Pseudo-)VIP unterwegs. Meine
Flasche Wasser musste ich trotzdem selbst bezahlen. Das Stadion
im Südosten der Stadt präsentierte sich als recht schickes
Fotomotiv. Als besonderer Blickfang fungierte der große
Wohnblock hinter der Gegengerade. Hier nutzte es jedoch keiner
der Bewohner, sich einen kostenlosen Blick vom Balkon aufs
Geläuf zu verschaffen. Ob dieser Umstand der Statik der Balkone
oder dem schieren Desinteresse zuzuschreiben ist weiß ich nicht.
Ins 10.000 Zuschauer fassende Stadion verirrten sich insgesamt
immerhin 500 Zuschauer. Wir staunten nicht schlecht, als aus der
Ferne plötzlich Schlachtrufe zu hören waren, die die knapp 20
Auswärtsfans aus Orhei ankündigten. Während diese unter
aberwitziger Polizeibewachung in der Kurve links von uns
Stellung bezogen, ließen sich ungefähr genauso viele
Zimbru-Anhänger rechts von uns nieder. Somit gab es zumindest
etwas Unterstützung zu bestaunen.
Die nun deutlich professionellere Umgebung
verleitete uns dazu, unsere Erwartungshaltung gegenüber dem
gestrigen Grottenkick in die Höhe zu treiben. So vergaßen wir
recht schnell, dass es sich trotzdem um eine Partie der gleichen
Spielklasse handelte. Nach wenigen Minuten mussten wir
ernüchtert feststellen, dass die Leistung auf dem Rasen heute
noch trauriger und enttäuschender war als am Tag zuvor. Da
fragte man sich dann, warum hier ein junger Franzosen in der
Verteidigung der Gäste spielt, dessen Aufgabe jeder deutsche
Kreisligakicker nach einer durchzechten Nacht besser hätte
wahrnehmen können. Die zahlreichen Böcke zwangen beide Trainer
bereits nach einer halben Stunde das erste Mal zu wechseln. Aus
einem Einwurf der Hausherren in der eigenen Hälfte entstand im
zweiten Durchgang das Tor des Tages für die Gäste aus Orhei. Da
der Empfänger des Einwurfs den Ball unbedrängt zurück ins Aus
beförderte, konnte Milsamis Außen im Anschluss einen Ball in die
Mitte spielen, den ein Verteidiger unglücklich ins eigene Tor
bugsierte. Die Gäste retteten im Spielverlauf zwei Bälle auf der
Torlinie und somit auch den knappen Sieg. Zimbru bleibt im
Tabellenkeller und wurde trotzdem über die Maßen von den eigenen
Fans gefeiert.
Fotos Sightseeing
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