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Die Motivation, in der Sommerpause über
eines der letzten Spiele der abgelaufenen Saison zu schreiben,
ist bei mir derzeit nicht sonderlich hoch. Mehrmals habe ich
diesen Text bereits begonnen, um den gemeinsam mit Andre
absolvierten Spielbesuch in Köln Mitte Juni zu verewigen. Die
Partie zwischen dem SV Deutz und der Spielvereinigung Frechen
war zu dieser späten Zeit eines der letzten regulären
Saisonspiele im semiprofessionellen Bereich der deutschen
Ligenpyramide. Sonst hätte es Andre und mich an diesem
sommerlichen Sonntag sicherlich nicht ins verhasste Köln
gezogen. So hatten wir aber nicht besseres vor und parkten das
Auto 30 Minuten vor Spielbeginn direkt an der Sportanlage
Rolshover Kirchweg. Der rechtsrheinische zur Innenstadt
gehörende Stadtteil, der für seinen Fernbahnhof, seine Messe und
die Lanxess Arena bekannt ist, hat seit dem vergangenen Sommer
nun auch einen Oberligisten. Dessen Spielstätte ist ein
vergleichsweise trostloser Kunstrasenplatz, der größtenteils von
modernen Bürogebäuden umgeben ist. Dazu gibt es einen
Kleinfeldplatz, ein paar Stufen auf einer der Längsseiten, ein
Vereinsheim, ein Kassenhäuschen, eine Sprecherkabine, einen
Bierstand und eine Wurstbude. So weit so unspektakulär. Ein paar
kauzige Gegebenheiten sollten uns trotzdem in Erinnerung
bleiben.
So war der Kassierer im etwas deplatzierten
Kassenhäuschen der Meinung, er müsse Andre ein Ticket geben und
mir nicht. Er könne sich mein Gesicht schon merken. Im Anschluss
sorgte die Dame in der
Wurstbude für weitere ungläubige Blicke meinerseits. Alleine
kämpfte sie mit der Gastmannschaft des Vorspiels, die hier
zugleich ihren Aufstieg feierte und mächtig Hunger hatte. Als
wäre es nicht schwer genug, den Andrang alleine zu bewältigen,
schnitt sie jede Currywurst per Hand und servierte als Sauce den
„guten“ Hela-Curryketchup. Dass man in Köln keinen Geschmack
hat, zeigt sich ja schon an der heimischen Brau“kunst“. Während
wir unser Grillgut aßen und sich auch die aufgestiegen
Amateurkicker nebenan dank ihrer Wurst- und Bierflat bestens
versorgt sahen, warteten wir auf den Anpfiff. Laut den Webseiten
beider Vereine ging es hier nämlich nicht um die goldene Ananas,
wie es die Tabellensituation eigentlich vermuten ließ. Im Duell
der beiden Aufsteiger könnte der SV Deutz nämlich mit einem Sieg
an den Gästen aus dem rheinischen Braunkohlerevier vorbeiziehen
und sich somit mit dem Titel „Bester Aufsteiger“ schmücken.
Zusammen mit dem 1. FC Düren bilden alle drei Neulinge das
Mittelfeld der Tabelle, das sich fernab von Gut und Böse im
Saisonendspurt durchaus entspannen könnte. Ohnehin ist die
Mittelrheinliga keine sonderlich attraktive Spielklasse und
wartet zumeist mit Meistern auf, die die Regionalliga regelmäßig
nach nur einer Spielzeit nach unten verlassen.
Wie auch immer. Andre und ich verfolgten
die Partie von der Gegengerade und nutzten hier und da die
Option, uns der prallen Sonne unter ein paar Bäumen zu
entziehen. Um uns herum versammelte sich ein bunt gemischtes
Publikum vom noblen Rentner-Paar bis zum prolligen
Leasing-Mercedes-Nachwuchskicker. Im ersten Durchgang fiel
jedoch vor allem ein Schreihals auf der gegenüberliegenden Seite
auf, der alkoholgeschwängert immer wieder probierte, seine
Schlachtrufe zu etablieren. Diese waren jedoch entweder nicht
nötig oder gar erfolgreich, da sich die Hausherren gegen
erschreckend lustlose Gäste gut behaupteten. Nachdem Kölns Blum
nach 36 Minuten der Chancenflut Taten folgen ließ und einen
langen Ball über den Keeper hob, nahm die Partie im zweiten
Durchgang an Fahrt auf. Schlussendlich standen insgesamt sechs
Tore zu buche, von denen vier auf die Hausherren entfielen.
Frechens Coach sprach seiner Mannschaft anschließend den Willen
ab und klammerte dabei wohl zumindest den Doppeltorschützen
Sakri aus. Für die bleibende Erinnerung sorgte jedoch die dritte
Mannschaft der Deutzer, die singend vom Auswärtsspiel
zurückkehrte und anschließend am Ende der „Tribüne“ Stellung
bezog. Angeheitert und teilweise recht humorvoll feierte man
sich selbst und ab und zu auch die Erste. Man freute sich
überall auf die Sommerpause.
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