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Abseits des öffentlichen Interesses und
schon vor dem offiziellen Übergang in die neue Spielzeit,
startete die Champions League Ende Juni in ihre 28. Spielzeit.
Den Beginn machte, erst zum zweiten Mal überhaupt, das kleine
Vorrundenturnier der vier Meister aus den schwächsten
Mitgliedsverbänden Gibraltar, Andorra, San Marino und Kosovo.
Nach Gibraltar im letzten Jahr, sollte der Austragungsort nun
die Hauptstadt des Kosovo, Pristina, sein. Diesen Fakt nahm ich
zuerst nur interessiert, aber nicht sonderlich aktiv zur
Kenntnis. Dies änderte sich, als ich auf eine wohl recht neue
Flugverbindung zwischen Düsseldorf und Pristina aufmerksam
wurde. Der Flug war wenig später gebucht und so stand ich am
Diesntagmorgen am Düsseldorfer Flughafen und verließ die
deutsche Affenhitze gen Balkan. Die Atmosphäre im Flieger war
durchaus munter und ich erfreute mich an meinem Sitzplatz in der
ersten Reihe. In Pristina begrüßte mich ein riesiges Bill
Clinton Poster und eine ebenso große Statue des geilen
Staatsmannes an der Hauptstraße in Richtung Zentrum. Wenig
später offenbarte sich mir der erwartete Charakter der Stadt,
die sich so kaum von den anderen Hauptstädten auf dem Balkan
unterscheidet.
Meine spartanische Bleibe war dann
schneller gefunden als ein gescheites Restaurant. Die Suche nach
einem Lokal mit lecker Bierchen und einer fettigen Mahlzeit
erwies sich als schwieriger als gedacht. Da es entweder am
Speise- oder Getränkeangebot haperte, starb ich den Getränketod
und gönnte mir vor dem ersten Spiel des Tages im Nationalstadion
einen leckeren Hähnchen-Burger. Bereits um 15 Uhr ging es also
wenige hundert Meter entfernt mit der Partie zwischen Tre Penne
aus San Marino und dem andorranischen Meister FC Santa Coloma
zur Sache. Der modernisierte Austragungsort im Stadtzentrum
erwies sich dabei als echtes Schmuckstück in blau und weiß.
Bevor es auf die Tribüne ging, musste ich jedoch zuerst den
Ticketverkauf finden. Leichter gesagt als getan. Nach etwas
orientierungslosem Umherirren erblickte ich die drei Nasen, die
hinter dem Stadionzaun aus der Hand und scheinbar trotzdem
offiziell, die Tickets auf der VIP-Tribüne für drei Euro
verkauften. Die engen aber bequem gepolsterten Ehrenplätze
sollten sich später als nicht sonderlich förderlich für meine
Aufmerksamkeit herausstellen.
Leider war der Kartenkauf vorerst das
Letzte, das mich ernsthaft bewegte. Zwischen den beiden Kratern
im Fünf-Meter-Raum vor beiden Toren spielte sich nämlich
herzlich wenig ab, das man als „ansehnlich“ bezeichnen konnte.
Bis auf die sechs durchaus aktiven und gut angeschossenen
Schlachtenbummler aus San Marino fragte sich hier wohl jeder,
warum er sich gerade genau hier und nicht an einem beliebigen
anderen Ort auf diesem Planeten aufhielt. Während auf dem Rasen
ein klägliches Schauspiel abgeliefert wurde, das mich vor die
Frage stellte, wie wohl der Sieger bei einem torlosen Remis nach
90 Minuten ermittelt werden würde, rülpsten die Jungs aus San
Marino sich das Spiel förmlich schön. In der Halbzeit gesellte
sich ein Offizieller vom SP Tre Penne zu „seinen“ Fans und
genehmigte sich heimlich ein paar Züge Bier aus deren Bechern.
Königsklasse. In der zweiten Halbzeit übermannte mich dann
(nicht als Einzigen) die Müdigkeit, sodass ich weite Strecken
der Partie verschlief. Glücklicherweise war ich pünktlich zum
Siegtreffer für Santa Coloma wieder wach, als der Ball zwischen
mehreren am Boden liegenden Spielern aus nächster Nähe ins Tor
gestochert wurde (75.). Das sah alles irgendwie nicht ganz
regulär aus, aber schlussendlich wollte wohl auch der
Schiedsrichter nach diesen 90 Minuten nach Hause - ohne eine
Verlängerung oder ein Elfmeterschießen.
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