|
Unser Jahresurlaub führte Alex und mich in
diesem Jahr in der Hauptferienzeit für eineinhalb Wochen nach
Georgien. Obwohl die Reise am Dortmunder Flughafen startete,
hatten wir eine grandiose Zeit im eurasischen Staat, der
mittlerweile kein wirklich geheimer Geheimtipp mehr ist. Wir
landeten in Kutaissi und erkundeten weite Teile des Landes mit
dem Mietwagen, der am Ende 1.500 Kilometer mehr auf dem Tacho
haben sollte. Die Urlaubsplanung wurde dabei natürlich auch ein
wenig an den Spielplan der georgischen Fußballigen ausgerichtet.
Diese Mühe machte ich mir jedoch umsonst, da die von mir
anvisierten Partien, unter anderem Dinamo Tiflis im
Nationalstadion, verschoben wurden. Somit musste ich nach
Alternativen Ausschau halten und fand die erste bereits am Tag
nach unserer Ankunft. Nachdem sich Kutaissi am ersten Abend
nicht wirklich in unsere Herzen spielte, ließen wir die Stadt
links liegen und brachen gen Norden auf. Dort wartete zuerst der
Kurort Tskaltubo, der früher als Thermalbad der Reichen und
Mächtigen diente und heute als wunderschöner Lost
Place-Spielplatz vor einem liegt. Weiter ging es zum Okatse
Canyon, der uns bei bestem Wetter eine schöne Wanderung und eine
noch schönere Aussicht bot.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass die
Abendplanung vielleicht noch ein Fußballspiel bereithalten
konnte. Um 17:30 Uhr sollte die Zweitligapartie zwischen Guria
Lanchkhuti und Samtredia angepfiffen werden. Laut Navi wären wir
nach eineinhalb Stunden Fahrt genau pünktlich am Stadioni
Evgrapi Shevardnadze in Lanchkhuti ankommen. Georgien wäre aber
nicht Georgien, wenn es nicht so einige Unzulänglichkeiten auf
dem Weg gegeben hätte. Das wussten wir schon nach etwas mehr als
24 Stunden hier. Neben den Kühen, Schweinen und Gänsen, die
immer mal wieder über die Straße liefen oder dort schlichtweg
verweilten, hielt uns auch eine Straßensperrung auf. In
Lanchkhuti wollte uns das Navi dann über einen Bahnübergang
schicken, der jedoch durch einen parkenden Güterzug blockiert
wurde. Somit parkten wir hinter den Gleisen und gingen den
restlichen Weg zum Ground zu Fuß. Der Aufwand hat sich jedoch
gelohnt. Das Stadion war eine echte Augenweide und überzeugte
mich mit seinem gammeligen Charme sofort. Dafür genügten eine
überdimensionierte funktionsunfähige Anzeigetafel, die ebenso
unbrauchbaren aber recht monströsen Flutlichtmasten sowie der
eingezäunte Rasenplatz samt unüberdachter Haupttribüne.
Für die Zweitligapartie zwischen dem FC
Guria und den Gästen aus dem nur 30 Minuten entfernten Samtredia
verlangte man keinen Eintritt. Dafür bekam man neben je einer
kleinen Fangruppe beider Teams ein ganz ansehnliches und vor
allem torreiches Spiel geboten. Mit unserer Ankunft gingen die
favorisierten Gäste beim Tabellenletzten mit 1:0 in Führung
(11.) und konnten in der Folge die nicht wirklich gefährlichen
Angriffe der Hausherren überstehen. Statt des Ausgleichs sorgten
ein Elfmeter (41.) und ein schön herausgespielter Treffer (44.)
vor der Pause für die klare 3:0-Führung der Gäste. Die Anhänger
der Heimelf wollten mit der Strafstoßentscheidung nicht leben
und bepöbelten die Offiziellen beim Gang in die Kabine aufs
Übelste. Zu den Worten und den wild fuchtelnden Händen gesellte
sich unter anderem eine Wasserflasche die feierlich über die
Schiris gegossen wurde. Im zweiten Durchgang leckte der FC Guria
dann Blut, als man zwei Mal über die rechte Seite zum Torerfolg
kam (55. und 66.). Die Hoffnung der gut 1.000 Anhänger wurde
jedoch spätestens mit dem Konter zum 2:4 in der Nachspielzeit
begraben.
Fotos Sightseeing
|
|