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Nach unseren Abstechern in die Natur rund
um Kutaissi folgte am Freitag die recht lange Autofahrt in die
Hauptstadt Tiflis. Aufgrund der mangelhaften Infrastruktur in
Georgien muss man für die ca. 230 Kilometer mindestens
dreieinhalb Stunden Nettofahrtzeit einplanen. Da wir auf dem Weg
jedoch in Gori und der Felsenstadt Uplisziche stoppten,
verlängerten wir unseren Trip künstlich. Beide Ziele waren
sehenswert und beanspruchten ein paar Stunden, sodass wir erst
gegen Abend in Tiflis aufschlugen. Hier wohnen mehr als ein
Viertel der Einwohner des Landes und dementsprechend wuselig war
es auf den Straßen der Millionenstadt. Am Tag nach unserer
Ankunft erkundeten wir Tiflis zu Fuß und blickten mit einer
geteilten Meinung auf unsere kleine Sightseeing-Tour zurück. Die
erste Hälfte unseres Weges, der uns unter anderem in den
Mtatsminda Park, die Altstadt und die Gegend rund um den Rike
Park führte, war wirklich sehenswert und schön. Rund um die
ebenfalls wirklich coole Sameba-Kathedrale und auf unserem
Rückweg trübte sich unser Bild der Stadt jedoch ein. Hier konnte
man aufgrund des Verkehres kaum die Straßen überqueren und
musste sich improvisierend zurück Richtung Hotel kämpfen.
Nach einer kurzen Erholungspause wartete
der zweite und damit letzte Ground der Tour auf uns. Wie gerne
hätte ich Dinamo Tiflis im Nationalstadion gesehen. Ich hätte
mich auch mit einem Spiel im ebenfalls schönen und ikonischen
Micheil-Meschi-Stadion im Südwesten der Stadt zufrieden gegeben.
Stattdessen wurde es letztendlich die Erstligapartie zwischen
WIT Georgia und Dinamo Batumi (zum dritten Mal in Folge hieß es
für mich Letzter gegen Dritter)
auf dem Nebenplatz des Micheil-Meschi-Stadions. Der
kleine Ausbau und die unattraktive Paarung konnten bei mir keine
Jubelstürme auslösen. Da man jedoch nehmen muss was man kriegt,
suchten wir in der Abenddämmerung das Umfeld der Sportanlage
nach Parkplätzen ab. Wir stellten unseren Miet-Renault in einem
Wohngebiet ab und vertrieben uns die Zeit bis zum Anpfiff im
angrenzenden Vake Park. Hier gab es im Schatten des Stadions
einen kleinen „Freizeitpark“ (in Georgien wimmelt es nur so vor
kleinen Jahrmärkten), ein paar große Springbrunnen und ein
Weltkriegsdenkmal. Bevor wir einem kulturellen Overkill erliegen
konnten ging es wenig später ins Stadion.
Das Stadion war, wie gesagt, der kleine
Bruder des Rücken-an-Rücken stehenden 25.000er-Grounds. Um
ehrlich zu sein, hätte sich die Öffnung der Tore der großen
Hütte auch kaum gelohnt. 300 Zuschauer, darunter ca. 50 Gäste
aus der Hafenstadt am Schwarzen Meer, konnten selbst die Ränge
des Nebenplatzes nicht ernsthaft füllen. Während die Gäste aus
Batumi ihre größte Zeit im schicken, derzeit noch im Bau
befindlichen, Neubau am Meer wohl noch vor sich haben, sieht es
beim Gastgeber düster aus. WIT Georgia, benannt nach einer
Tierfutterfima (wohl ein Alleinstellungsmerkmal), war immerhin
2004 und 2009 georgischer Meister. Mittlerweile zeigt die
Formkurve jedoch deutlich nach unten. Die Vorzeichen sollten
sich an diesem 23. Spieltag bestätigen. Die Jungs von der Küste
mit der Möwe auf der Brust hatten über weite Strecken der Partie
leichtes Spiel und konnten ohne übertriebenen Ehrgeiz oder die
Gefahr ausgekontert zu werden, Angriff um Angriff abspulen. So
war die Partie nach dem 2:0 in der 27. Minute bereits gelaufen
und plätscherte anschließend so vor sich hin. Die Anhänger aus
Batumi feierten ihr Team oberkörperfrei und die Trikots
schwingend während mein Fazit zum georgischen Fußball nicht
wirklich toll ausfällt. Mein Bild wird wohl weiterhin von den
großen georgischen Namen in der Bundesliga geprägt sein. Vilis
alez!
Fotos Sightseeing
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