|  | Gefühlt sollte ich den halben August dieses 
				Jahres im Flieger verbringen. Was Greta sicherlich wütend macht, 
				sorgte bei mir für viel Abwechslung, aber auch Stress. So 
				brachen Alex und ich eine Woche nach unserer Georgien-Reise gen 
				Estland auf. Hier besuchten wir Anni und waren dank des 
				Mietwagens recht flexibel in unserer Planung für das verlängerte 
				Wochenende. So kam es auch, dass ich bei meinem dritten Besuch 
				in Tallinn nicht einen Schritt in die schöne und historische 
				Altstadt setzte. Stattdessen brachte uns der Skoda Fabia nach 
				unserer Ankunft am späten Samstagvormittag zuerst in den 
				Nationalpark Laheema, der etwas östlich von Tallinn an der 
				Ostsee liegt. Hier erfreuten wir uns am größten Wasserfall des 
				Landes, ehe es nach Käsmu ging, wo edel gespeist wurde. Nach 
				einer kurzen Wanderung zur Landzunge Jüri’s End war es an der 
				Zeit für den längeren Teil unserer Tagestour. Als Ziel hatten 
				wir die Grenzstadt Narva ausgerufen, die im Osten des Landes am 
				gleichnamigen Fluss liegt. Auf der Überlandfahrt dorthin fühlte 
				man sich wie zu Hause. Die weiten und flachen Landschaften 
				erinnerten mich doch stark an meine nordostdeutsche Heimat. Das Schöne an unserer heutigen Destination 
				war natürlich das abendliche Fußballspiel zwischen Trans Narva 
				und Flora Tallinn. Da wir vorher jedoch noch etwas Zeit hatten, 
				parkten wir nahe dem Stadion und liefen zu Fuß in Richtung 
				Grenzfluss. Dort stehen sich auf estnischer sowie auf russischer 
				Seite zwei Festungen gegenüber und bieten ein schönes Fotomotiv. 
				Während die Narva recht flach, ruhig und ungesichert wirkte, war 
				die Brücke, die Narva mit Iwangorod verbindet, streng bewacht. 
				Es hatte schon seinen Reiz auf diese teils so andere Welt im 
				Osten zu blicken. So groß sind die Unterschiede hier jedoch 
				nicht, da ein Großteil der Einwohner Narvas Russen sind. Wir 
				wagten indes den kulturellen Spagat und kehrten in einen 
				nahegelegenen Irish Pub ein, das uns mit frischem Bier und Fish 
				and Chips versorgte. Nach der Mahlzeit trennten sich unsere Wege 
				und ich brach wieder Richtung Stadion auf, während sich die 
				Damen dem Sightseeing zuwandten. Jetzt sollte ich auch des 
				Rätsels Lösung finden, warum bereits bei unserer Ankunft mächtig 
				viel Bewegung rund um den Sportplatz herrschte. Vor dem Spiel der „Meisterliga“ duellierte 
				sich bereits am Nachmittag eine Mannschaft aus estnischen 
				Legenden mit der Traditionself von Zenit St. Petersburg. 
				Dementsprechend herrschte bei bestem Wetter eine stattliche 
				Volksfeststimmung samt Hüpfburg und Tretauto-Verleih. Insgesamt 
				kauften gut 1.000 Zuschauer Tickets für das Doppelevent, das nun 
				mit dem Spiel zwischen den beiden Qualifikationsteilnehmer zum 
				Europapokal fortgesetzt wurde. Dabei konntenn die Gäste ihrer 
				Favoritenrolle gerecht werden und setzten die harmlosen 
				Hausherren unter Druck. Kurz vor der Pause zappelte der Ball 
				nach einer Ecke im Tor der Grenzstädter. Der Referee sah jedoch 
				den Schubser des Angreifers, der dem Treffer vorausging. So 
				verpasste ich durch einen Toilettengang kurz nach der Pause das 
				einzige Tor des Tages (54.). Wieder ein - diesmal regelkonformer 
				- Kopfball nach einer Ecke. An Chancen auf beiden Seiten 
				mangelte es im Anschluss nicht mehr. So gab es einige 
				Situationen in den sich die heimischen Fans die Haare rauften, 
				wenn mal wieder eine Möglichkeit fahrlässig liegen blieb. 
				Spätestens jetzt wurde mir klar, warum Trans Narva in diesem 
				Jahr zum siebten Mal seit 2009 in der Europa League-Quali 
				startete und stets deutlich in der ersten Runde scheiterte. Für 
				uns ging es im Anschluss durch die Nacht zurück in die 
				Hauptstadt. |  |