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Auch unser zweiter Tag in Estland begrüßte
uns mit strahlendem Sonnenschein. Somit lag unsere Planung für
den Vormittag auf der Hand. Es ging an den Strand, genauer
gesagt an den Pikakari Rand. Ich besuchte den etwas abseits
gelegenen, aber noch immer gut zu erreichenden Strandabschnitt
bisher bei jedem meiner Tallinn-Besuche. Mittlerweile bin ich
ein Fan von diesem Geheimtipp im Nordwesten der Stadt. Nach
einem ausgiebigen Sonnenbad, auf das ein umso kälterer Badespaß
bei 16 Grad Wassertemperatur folgte, ließen wir uns zur
Mittagszeit in einer Pizzeria nieder. Abermals verabschiedete
ich mich nach der Mahlzeit und ging meiner eigenen Wege. Heute
brachte mich der Fabia gen Süden nach Paide und Viljandi. Der
Spielplan bescherte mir nämlich glücklicherweise die Möglichkeit
auf einen einfachen Doppler, die ich sogleich ergriff. Nach
einer Stunde Fahrt erreichte ich das selbsternannte „Herz
Estlands“ – die 10.000-Einwohnerstadt Paide - deren Stolz neben
einer mittelalterlichen Ordensburg der Fußballverein Paide LM
ist. Dieser landete in den letzten Jahren recht konstant im
Mittelfeld der Meisterliga und schnuppert derzeit sogar an den
Europa League-Plätzen.
Mögliche Europapokalspiele könnten wohl
nicht im örtlichen Stadion ausgetragen werden. Dieses ist, wie
schon das Pendant am Tag zuvor in Narva, nur ein einfacher
Sportplatz mit Laufbahn und einer noch kleineren provisorischen
Stahlrohrtribüne. Immerhin gab es am Einlass ein Ticket sowie
ein Stadionheft. Auch in Paide gab es ein paar nette Schmankerl
zur Belustigung. So durften die Kinder sich wieder auf einer
Hüpfburg ablenken, während am Platz ein paar Cheerleader für
Begeisterung sorgen. Die Paarung zwischen dem Tabellendritten
Paide und dem Schlusslicht Maardu versprach jedoch auch genügend
Action. So traf ein recht treffsicherer Angriff auf die
Schießbude der Liga. Ich erwartete hier so Einiges, nachdem
Frolov den ersten Angriff sofort zum 1:0 für die Hausherren
verwertete. Das sah wirklich viel zu einfach aus, wie sich der
Mittelfeldspieler da durch den Strafraum wuselte und aus spitzem
Winkel einschob. Nach einer Viertelstunde erhöhte Välja auf 2:0,
nachdem sein Distanzschuss unhaltbar abgefälscht über den Keeper
flog. Fünf Minuten vor der Pause verwertete abermals Välja einen
recht strittigen Foulelfmeter zur 3:0-Führung. Trotz einiger vor
allem asiatischer Legionäre fanden die Gäste aus Maardu nicht
wirklich statt.
In der Halbzeit verkroch ich mich hinter
die Tribüne. Diese bot weit und breit den einzigen Schatten am
Platz. Sonderlich viel geholfen hat die kurze Pause vor dem
knallenden Planeten jedoch nicht, da mein Hals bereits an
einigen Stellen rot aufleuchtete. Es lohnte sich jedoch wieder
zurück in die Sonne zu gehen. Obwohl die Gäste nun phasenweise
den Weg über die Mittellinie fanden, blieb auch der zweite
Durchgang eine klare Kiste. Direkt mit dem Wiederanpfiff
verwertet Mööl einen Querschläger von Välja zum 4:0. Der
Doppeltorschütze ärgerte sich nur kurz über seine vergeben
Chance zum Hattrick, ehe er sich mit seinem Kollegen über dessen
Treffer freute. Während die Zuschauer, animiert vom
Stadionsprecher, ihrer Freude freien Lauf ließen, nahm Paide den
Fuß vom Gas. Die Gäste vergeigten ihre wenigen Möglichkeiten
kläglich und stattdessen setzte es in der letzten Spielminute
durch einen platzierten Volley das 5:0, was zugleich das
Endergebnis bedeutete. Ich bewegte mich entgegen der Masse vom
Spielfeldrand auf die Tribüne und beobachtete noch ein wenig,
wie die Anhänger die siegreiche Elf abklatschten, ehe es zurück
ins Auto und ab nach Viljandi ging.
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