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Am Freitagmorgen beim Aufwachen war mein
erster Gedanke: „Heut is Schalketag.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte
ich seit mehr als fünf Monaten kein Schalke-Spiel mehr live
gesehen und war dementsprechend euphorisch. Nach einer völlig
verkorksten Spielzeit 2018/2019 versprach die neue Saison eine
deutliche Besserung. Mit sieben Punkten aus vier Spielen legte
die Wagner-Elf einen guten Start hin und erfüllte die
Erwartungen voll und ganz. Nun durfte ich mich auch selbst von
einer Schalker Elf überzeugen, die sich personell wenig
verändert hat und wohl trotzdem ein ganz neues Gesicht zeigt.
Für Alex und mich ging es also zum Abschluss der Arbeitswoche
recht entspannt Richtung Berger Feld. Unser erster Weg führte
uns zum Wurststand, wo ich meine Schulden aus der Wurstwette vom
Mittwoch (wer tippt schon einen 2:1-Sieg von Moskau in
Leverkusen…) einlöste. Der Mantateller schmeckte heute umso
besser, da die Abendsonne für milde Luft und warmes Licht
sorgte. In der Arena positionierten wir uns erstmals im Block N6
und fieberten dem Duell mit Mainz entgegen.
Trotz des ordentlichen Saisonstarts blieben
gut 3.000 Plätze in der Arena leer. Hierfür gibt es mal wieder
mehrere Gründe. Als erstes ist natürlich der Spieltermin am
Freitagabend zu nennen. Der Gegner aus der Karnevalshochburg
reißt den Eventfan, der hier und da mal die letzten hundert
Plätze vollmacht, schlichtweg auch nicht vom Hocker. Zudem haben
die spaßigen Rheinhessen ganze 1.000 Karten ihres deutlich
größeren Kontingents abgerufen. Dieser Verein ist und bleibt mir
ein Rätsel und kann von mir aus gerne runter in Liga zwei oder
auch komplett in der Versenkung verschwinden. Schalke konnte
heute dazu beitragen, dass man die bisher schwachen Nullfünfer
dem Tabellenkeller noch näher bringt. Dafür sollte die fast
unveränderte Elf sorgen, die gegen Paderborn brillierte und fünf
Tore schoss. Allen voran Amine Harit, der nach einer ganz
schwachen letzten Saison wieder wirbelt und in Topform kaum zu
stoppen ist. Beide Teams starteten verhalten in die Partie und
auch die Stimmung in der Arena hatte durchaus Potential nach
oben. Über einen langen Teil der ersten Hälfte schwieg die Kurve
zudem, da in der Südkurve ein Fan reanimiert werden musste.
Zwischenzeitlich wurde es trotzdem richtig laut, als Harit
Serdar freispielte und dieser eiskalt zum 1:0 einnetzte (36.).
Das, was Schalke hier zeigte, ließ hier und
da individuelle Klasse aufleuchten. Vor einer kompakten und eher
rumpelfüßigen Abwehr spielte das königsblaue Mittelfeld den ein
oder anderen Ball schnell und direkt nach vorne. Nicht jeder
Pass und folgerichtig nicht jeder Vorstoß sollte sein Ziel
erreichen und trotzdem machte das hier Dargebotene phasenweise
Spaß. Mit dem Beginn des zweiten Durchgangs zeigten die Knappen
jedoch alte Muster und igelten sich ein. Das vielgelobte
Nachlegen beim 5:1-Sieg in Paderborn fand hier und heute nicht
statt. So kam es wie es kommen musste und Onisiwo überwand den
heute oft fahrigen Möchtegern-Nationaltorwart Nübel (74.).
Abermals hielt der Blues Einzug in die Arena und sorgte für
enttäuschte und wütende Gesichter. Erst mit der Einwechslung vom
19-jährigen Kutucu, der den wie immer bemühten, aber blassen
Burgi ablöste, kam wieder Leben ins Spiel. Das Zusammenspiel
zwischen Harit und Kutucu klappte auf Anhieb und sorgte für
gefährliche Szenen im Mainzer Strafraum. Schlussendlich
entschied ein harit’scher Geniestreich die Partie in der
Schlussminute. Den schönen Außenristtreffer verpassten so einige
Zuschauer, die bereits auf dem Weg nach Hause waren. Der FC
Schalke wird Deutscher Meister!
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