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Mein Verein kommt immer wieder auf tolle
neue Ideen. Da war zum Beispiel die Posse rund um viagogo und
die wahnwitzige Idee, ein Deal mit einem zwielichtigen
Schwarzmarkt-Portal würde den Fans einen allseits akzeptierten
Ticket-Zweitmarkt schaffen. Einen weiteren Bärendienst gegenüber
den Anhängern gab es in diesem Sommer, als man den erprobten
blockweisen Mitglieder-Vorverkauf auf eine Ticketorgie, in der
man für die gesamte Saison Karten vorbestellen konnte,
umstellte. Ich habe sogar noch ein zwei Sachen gleichen Rangs
vergessen, die jedoch so abstrus waren, dass sie noch vor der
Umsetzung abgesagt wurden. Immerhin hatte man an der Arena
bisher kostenlose Parkplätze in ausreichender Zahl, die eine
bessere An- und Abreise sicherstellten als an den meisten
anderen Bundesliga-Standorten. Mitten in der Hinrunde kam der
S04 nun mit Parkgebühren um die Ecke. Jeder, der später als zwei
Stunden vor Spielbeginn auf die Parkplätze fährt, darf nun bei
der Abreise fünf Euro blechen. Man begründete diesen Schritt
jedoch nicht mit reiner Profitgier, sondern mit einer dadurch
reibungsloseren Abreise. Wie das auch nur ansatzweise Sinn
ergeben soll frage ich mich noch heute. Dementsprechend reisten
Andre und ich separat recht früh an und trafen uns mit Max zum
gemeinsamen Mahl am Currywurst-Stand. Man hatte sich lange nicht
gesehen und dementsprechend viel zu erzählen.
Das größte Thema waren jedoch die
Ergebnisse der 15:30-Uhr-Spiele. In einer engen Spitzengruppe
versagte die Schalker Konkurrenz auf ganzer Linie und ließ
reihenweise die Punkte liegen. Bayern musste sich Hoffenheim
geschlagen geben, der BVB kam in Freiburg nicht über ein Remis
hinaus und auch Leverkusen und Leipzig trennten sich
unentschieden. Im Ergebnis konnte der S04 heute mit einem Sieg
gegen den Aufsteiger aus Köln Spitzenreiter werden. Neben der
grundsätzlichen Abneigung gegen alles kölsche also ein weiterer
Grund hochmotiviert in die Partie zu gehen. Die Stimmung in der
Arena war dementsprechend gut und gemeinsam mit Steven, der
später zu uns stieß, schmiedeten wir im Block Pläne für die
wochenlange ausufernde Meisterfeier. Uns war jedoch auch
bewusst, dass unser Team dazu geschaffen wurde genau diese
Situation gegen die Wand zu fahren. Ich sah die Knappen-Elf
schon, wie sie mit nem Bolzen in der Hose an der Chance, die
Fehler der Konkurrenz zu nutzen, kläglich scheiterte. An uns
sollte es nicht liegen und so sang die Kurve von Beginn an was
das Zeug hielt und ließ an ihrer Vorfreude auf diese so seltene
Chance keinen Zweifel.
Die Mannschaft probierte es nicht mit der
Brechstange, sondern ging das emotionsgeladene Duell taktisch
klug und ruhig an. Man arbeitete sich langsam Richtung Kölner
Tor vor und kam zu einigen Möglichkeiten. Der Sturm um Burgi und
Uth entwickelte jedoch noch keine Durchschlagskraft. Vor allem
Uth konnte seine Startelf-Nominierung zu keiner Zeit
rechtfertigen. In der Defensive wirkte der S04 indes seltsam
fahrig und musste sich gegen zweitklassige Ziegen-Besteiger
mehrmals bei Schlussmann Nübel bedanken. Der bei vielen mit
seinem „Welttorhüter“-Gehabe in Verruf geratene Schnapper hielt
uns mehrfach mit aberwitzigen Paraden im Spiel. Man mag vom
Menschen Nübel halten was man will, auf der Linie ist derzeit
niemand stärker. Es ging mit einem torlosen Unentschieden in die
Pause. Dies löste zwar keine Begeisterungsstürme in der Arena
aus, machte aber auch niemandem wirklich Sorgen. Zur zweiten
Halbzeit kam McKennie für Uth und vorne wirbelten nun Harit,
Serdar und eben McKennie die Kölner Defensive nach allen Regeln
der Kunst auf. Für den Führungstreffer brauchte man trotzdem
eine Standardsituation. Sane verlängerte einen Eckball per Kopf
auf den starken Serdar und die Arena platzte vor Freude. Im
weiteren Spielverlauf ließ der Tabellenführer etliche
Gelegenheit fahrlässig und verspielt liegen. Das wäre alles halb
so schlimm gewesen, hätte man in der Nachspielzeit nicht eine
Kopie des eigenen Treffers zum 1:1-Ausgleich gefressen. Völlig
überflüssig vergeigten wir die sicher geglaubte Tabellenführung
und ich war und bin dermaßen bedient. Wieder waren wir die
Deppen der Nation.
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