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Mittlerweile bin ich dienstlich wieder
etwas öfter, als es in den letzten zwei bis drei Jahren der Fall
war, in der Republik unterwegs. Meistens geht es dabei nach
Frankfurt, was nicht sonderlich spannend ist, jedoch auch seine
positiven Seiten hat. So konnte ich nach einem überraschend
gewinnbringenden Tagungstag Fabian treffen, um den Abend
gemeinsam mit den Löwen vom KSV zu verbringen. Die Hessen
spielten unter der Woche beim Regionalliga-Absteiger Dreieich
südlich der Mainmetropole. Die Nachholpartie zwischen den beiden
Teams war zugleich ein Duell der Enttäuschten. Beide Clubs sind
nach einem Drittel der Saison weit entfernt von den ersten
beiden Plätzen, auf denen sich mit Eddersheim und Stadtallendorf
nicht unbedingt die Schwergewichte des hessischen Fußballs
sonnen. Natürlich habe ich keinen Überblick über die
finanziellen Möglichkeiten dieser beiden Teams, deren Geldgeber
in jenen Spielklassen meist recht „verdeckt“ operieren. Das
heutige Heimteam des SC Hessen hat mit der ortsansässigen
Charterfluggesellschaft Hahn Air sowie der ebenfalls in Dreieich
beheimateten MusterHausKüchen-Group zwei offensiv auftretende
Geldgeber die dem kleinen Club einen Namen verschafften.
Schon bei meinem ersten Besuch mit Alex vor
knapp vier Jahren wurden die Ambitionen des Oberligisten
sichtbar. Neben dem Kunstrasenplatz, auf dem damals gespielt
wurde, befand sich ein Rasenplatz mit überdachter
Sitzplatz-Tribüne sowie zwei LED-Anzeigetafeln. Da ich mich
seither nicht groß über die Entwicklungen rund um den Hahn Air
Sportpark informiert habe, staunte ich vor Ort nicht schlecht.
Nachdem Fabian und ich im Wirtshaus um die Ecke auf lecker
Schnitzel und Bier einkehrten und den Weg vom Parkhaus zum
Ground absolvierten, sahen wir ein richtiges Stadion. Wir und
ca. 100 weitere Gästefans nahmen auf Stehrängen hinter einem der
Tore Platz. Auf der gegenüberliegenden Seite fand sich ein
ähnliches Bild, nur mit weniger Anhängern. Links von uns gab es
mittlerweile eine überdachte Sitzplatzgerade über die volle
Länge und auch die bereits damals bestehende Tribüne wurde
großzügig erweitert. Somit hat man jetzt im beschaulichen
Dreieich ein ansehnliches Regionalligastadion, das jederzeit für
einen erneuten Aufstieg gerüstet wäre. Davon ist man jedoch
derzeit, wie bereits erwähnt, weit entfernt.
Die mitgereisten Fans des KSV, die ihren
Verein in den sportlich und finanziell schwierigen Zeiten im
zweiten Jahr in der Oberliga begleiten, durften im nur sehr
spärlichen gefüllten Sportpark überraschend früh jubeln. Der
kosovarisch-albanische Nationalspieler Meha konnte in der 19.
Minute eine schöne Vorlage zum 1:0 verwerten. Beide Teams
schenkten sich im weiteren Verlauf nichts und kamen zu einigen
Möglichkeiten. Die besseren Chancen auf ein zweites Tor vor der
Halbzeit hatten indes die Hausherren, die jedoch am starken
Kasseler Schlussmann verzweifelten. Wir verquatschten einen
Großteil des Spiels, ohne den Blick vom umkämpften Geschehen auf
dem Rasen zu nehmen. So sahen wir auch, wie der eingewechselte
Schmeer die Partie zu Gunsten der Nordhessen belebte und
ebenfalls im gegnerischen Torhüter seinen Meister fand. Das 2:0
für die Löwen erlebte ich dann nur akustisch. Während ich das
Toilettenhäuschen besuchte schoss Dawid in der Schlussminute das
entscheidende Tor. Eine gute Gelegenheit das Stadion zu
verlassen, um sicher meine Bahn gen Duisburg zu erwischen.
Während wir das weitläufige Gelände umrundeten fiel in der
Nachspielzeit der Anschlusstreffer und nach einem Blick auf
fussball.de wurde uns im Auto klar, dass die wenig später zu
hörende euphorische Durchsage des Stadionsprechers dem
Ausgleichstreffer in der 95. Minute galt. Da fällt dir wenig zu
ein.
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