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Totensonntag in NRW. Es wird den
Verstorbenen gedacht, sodass zumindest am zweiten Tag des
Wochenendes in ganz Nordrhein-Westfalen kein Ball rollt. Somit
blieb auch mein Sonntag mit der DJK spielfrei. So richtig Lust,
den ganzen Tag zu Trauern und zu Gedenken hatte ich dann aber
doch nicht. Somit verabschiedete ich mich bereits am
Samstagnachmittag in Richtung Belgien. Genauer gesagt ging es in
den frankophonen Teil des Landes, in dem mir noch ein paar
Grounds fehlten. Umso mehr Stadien man abgearbeitet hat, umso
länger wird bekanntlich der „Schlussspurt“ zu den noch fehlenden
Clubs auf der Liste. An diesem schönen Herbsttag führte mich
mein erster Weg in die Nähe von Charleroi. Mein genaues Ziel,
die immerhin elftgrößte Stadt des Landes, La Louviere war mir
bis vor wenigen Wochen noch kein Begriff. So stutzte ich, als
Daniel mir bei unserem Besuch der Partie zwischen Olympic
Charleroi und La Louviere offenbarte, dass die Gäste mehrere
Jahre erstklassig spielten. Genauer gesagt war es der
Vorgängerverein des heutigen Drittligisten, der von 2000 bis
2006 in Belgiens höchster Liga spielte und 2003 sogar den Pokal
gewinnen konnte.
Blöderweise kam dem Verein eine kleine
Verwicklung in einen Wettskandal dazwischen. Es ging runter in
die Niederungen des belgischen Fußballs und anschließend wurde
fusioniert was das Zeug hält. Übrig blieb La Louviere Centre,
der das Erbe und das schicke Tivoli-Stadion übernahmen. Ich
machte mich jedenfalls mit einer gewissen Vorfreude auf den
kurzen Weg vom Hotel zur Spielstätte. Nach dem entspannten
Einlass erkundete ich dieses Schmuckstück leicht abgegriffener
Stadion-Kultur. Hier gibt es noch eine Laufbahn, Flutlichtmasten
und Sitzbänke. Dafür gab es zu meinem Leidwesen keine typisch
wallonische Fettwanne und somit auch kein Essen, dafür hatte man
für die Stimmung eine Blas- und Schlagkapelle. Ich nahm zuerst
auf der blau und weiß gestrichenen Haupttribüne Platz, die einem
einen tollen Blick auf die Plattenbauten im Schatten der
Gegengerade ermöglichte. Zur Blasmusik liefen die grün-weißen
Hausherren und die Gäste vom Tabellenführer Deinze auf. Auf den
Rängen standen sich die Hobbymusiker der ULTRASCOOL und ca. 50
Fans des Spitzenreiters gegenüber.
Nach den ersten 20 sehr mauen Minuten
wechselte ich, auch in der Hoffnung etwas Essbares zu finden,
auf die Gegengerade. Auf meinem Weg zeugten etliche Graffitis
und Sticker von einer lebhaften Fankultur, die jedoch mit den
Fusionen verloren gegangen zu sein scheint. Ich bereute es recht
schnell auf die andere Tribüne gewechselt zu sein. Hier war ich
näher an der Dauerbeschallung, die einem den letzten Nerv
raubte. Dementsprechend freute ich mich über den Doppelschlag
der Gäste in der 25. und der 27. Minute und dem damit
verbundenen Schweigen des Orchesters. Die Defensive nahm sich in
beiden Fällen eine völlig unerklärliche Auszeit vom Verteidigen.
So einfach und ungestört wie man hier vors Tor kam, ist es einem
meist nicht mal in der Kreisliga vergönnt. Somit gab es in einem
chancenarmen Spiel dennoch eine völlig verdiente
2:0-Pausenführung für die Gäste. In der zweiten Halbzeit kamen
die Hausherren endlich zu Möglichkeiten. Deinze machte indes zu
wenig und konterte gar nicht oder zu verhalten. Somit kam es
konsequenterweise in der 65. Minute durch einen Distanzschuss
zum Anschlusstreffer. Trotz der nun wiedergekehrten Spannung war
ich im Gedanken schon längst bei meiner nächsten Mahlzeit. Der
Abpfiff kam und für mich ging es ins Hotel und somit auch zum
vorsorglich gepackten Lunch Paket.
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