|
Einen Tag vor dem vierten Advent und somit
wenige Tage vor dem Weihnachtsfest, sollte der S04 seine
Hinrunde gegen den Freiburger Sportclub abschließen. Das erste
halbe Jahr unter Eurofighter und Neu-Coach David Wagner lief
dabei äußerst gut. Wagner machte aus den lustlosen, fahrigen und
behäbigen Profis der letzten Saison eine scheinbar
eingeschworene Truppe meist junger, hungriger und schneller
Spieler. Die Neuzugänge Kenny, Raman oder Kabak haben sich alle
samt zu Leistungsträgern gemausert und mit Harit und Mascarell
sind zwei Totalausfälle der letzten Saison in dieser Spielzeit
unverzichtbare Bestandteile des Schalker Kreisels. Der wohl
derzeit stärkste Kicker in königsblau ist jedoch Suat Serdar,
der schon unter Tedesco zu den wenigen Lichtblicken gehörte.
Kurzum, derzeit macht es Spaß zum S04 zu fahren. Dementsprechend
gut könnte die Stimmung rund ums Berger Feld sein. Auf dem Weg
zum Spiel zwischen Wolfsburg und Schalke unter der Woche
verunglückte jedoch mit Drüse ein Schalker Allesfahrer, der den
Verein lebte wie kein zweiter. Ich kannte Drüse nicht, wusste
jedoch, dass man ihm mit Sicherheit am heutigen Samstag
gebührend Gedenken würde. Bevor wir uns dem Spiel und den somit
recht traurigen Umständen widmeten, trafen Alex und ich uns mit
Christoph und seinen Kids vor der Arena. Gemeinsam bezogen wir
unsere Plätze im oberen Teil des Unterrangs, sodass die Jugend
einen ungestörten Blick auf den Rasen hatte.
Mit dem Einlaufen beider Teams versperrten
schwarze Papptafeln im gesamten Unterrang der Nordkurve die
Sicht. Mehrere Zaunfahnen sowie ein Spruchband erinnerten an
Drüse und ließen mich verwundert zurück, wie man so schnell ein
entsprechendes Kurvenbild vorbereiten und zaubern konnte.
Während wir Fans die ersten vier Minuten schwiegen, passierte
auch auf dem Rasen nicht viel. Für Schalke und Freiburg ging es
heute darum, zwei super Hinrunden zu vergolden. Der sonst oft
als Abstiegskandidat gehandelte Sportclub blühte nämlich bisher
so richtig auf und ließ einige große und finanzstarke Teams
hinter sich. Alles in allem enttäuschten mich die Gäste jedoch
heute fußballerisch. Nicht, dass ich enttäuscht war, hieß das
doch, dass der S04 hier das Spiel machte. Königsblau spielte,
anders als in Wolfsburg, mit der quirligen Variante, bei der
Matondo und Raman die eher körperlichen Burgstaller und Reese
wieder ersetzten. Wir spielten gewohnt trickreich und direkt und
diese Aussage hört sich für mich noch immer irgendwie fremd an.
Zusätzlich zum schönen Fußball entdeckte man heute jedoch auch
das Schießen für sich und das ist eine ganz neue Stufe. Endlich
zauberte man sich nicht nur vors Tor, sondern prüfte Freiburgs
Flekken auch immer wieder gefährlich aus der Distanz. Das nun
überfällige 1:0 für den S04 bescherte uns jedoch Ramans
Zuckerpass auf Serdar, der den Ball zur Führung ins Tor
grätschte (26.)
Natürlich kam der erste Durchgang nicht
ohne den Einsatz des VAR aus, der in diesem Fall jedoch nur Zeit
und Nerven kostete, aber ohne Konsequenz blieb. Generell fühlte
man sich, auch aufgrund des überragenden Keepers Schubert, sehr
sicher. Niemand, wirklich niemand, vermisst seinen arroganten
Vorgänger, der sich schon jetzt als besten Keeper der Welt sieht
und hoffentlich eher heute als morgen zu den Bayern abwandert.
Verpiss dich, Nübel! Zurück zum Spiel, das nach dem
Wiederanpfiff von Schiedsrichter Felix Brych und seinem
Geltungsdrang geprägt wurde. So legte ich mir das Geschehen
jedenfalls vor Ort aus. Ehrlicherweise lief es etwas anders und
die Defensive der Knappen legte sich zwei Eier selbst ins Nest.
Ein katastrophaler Kenny-Fehlpass sowie ein ebenso
leichtsinniger Dribbel-Versuch von Kabak hatten zwei
Elfmeterpfiffe zur Folge. Ich hielt beide Pfiffe für falsch,
verfluchte zudem den VAR und kriegte mich nach dem 1:2, das
Grifo per Lupfer vom Punkt besorgte, nicht mehr wirklich ein.
Warum zum Teufel, konnte man dieses Spiel nicht einfach
gewinnen, klar und deutlich, ohne Herzkasper. Ich nahm Alex und
wir verließen verfrüht die Arena, da mich die Umstände mal
wieder etwas überforderten. So verpassten wir zwar Kutucus
sehenswerten Ausgleich, waren aber mit mir und meinem tobenden
Herzen auf der sicheren und gesünderen Seite.
|
|