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Der deutsche Fußball verweilt noch in der
Winterpause und ist entweder gerade aus dem Trainingslager
zurück oder fliegt unterhalb der 1. Bundesliga in diesen Tagen
gen Süden. Dem inländischen Fußball ist die Winterpause trotz
modernen Stadien und Arenen heilig, während man in vielen
anderen europäischen Ligen rund um den Jahreswechsel
weiterkickt. So auch in Belgien, wo sogar die Amateure dem in
unserer heutigen Zeit gar nicht mehr so kaltem Winter trotzen.
Somit bot sich mir nach den jüngsten Ausflügen zum Eishockey und
Basketball bereits am zweiten Wochenende des neuen Jahres ein
respektabler Kick in unserem Nachbarland an. Auch Daniel hatte
die sonntägliche Tour zum RFC Liege bereits im Terminkalender
vermerkt, sodass wir uns gemeinsam auf den Weg in Richtung
Lüttich machten. Wir fuhren am späten Vormittag extra etwas
früher los, um das touristische Highlight Lüttichs zu genießen.
Ich rede nicht von den bekannten tief gemusterten Waffeln,
sondern von der Montagne de Beuren. Wir parkten oberhalb der
imposanten Treppe mit ihren 374 Stufen und stiegen sie zuerst
hinab, um sie danach mühevoll zu erklimmen. Als Belohnung für
die sportliche Höchstleistung, folgte, wie sollte es anders
sein, ein reichhaltiger Frituurbesuch.
Wir waren also bereit für das wenig später
stattfindende Spiel zwischen dem RFC Liege und Patro Eisden. Der
Weg zum Stadion war für uns recht kurz. Der traditionsreiche RFC
Lüttich, immerhin in grauer Vorzeit mehrmaliger belgischer
Meister, kann das von sich nicht behaupten. Zwischen 1995 und
2015 war der stolze Club nach dem Abriss des Stade Velodrome
heimatlos. Mittlerweile bis in den Amateurfußball durchgereicht,
wich der RFC nach Tilleur, Seraing und Ans aus. Der neue Ground
liegt unweit des alten Stadions in einem Gewerbegebiet am
Stadtrand. Von der Straße aus lässt sich das Gelände nicht als
Sportstätte erkennen und ist bei näherer Betrachtung eher
zweckmäßig als schön. Am Spielfeld kann man zwischen einer
Sitzplatztribüne, einer Stehtribüne hinterm Tor sowie einem
VIP-Bereich wählen. Wir entschieden uns für die günstigste
Variante und mischten uns unter die zumeist betagten Anhänger
der Heimfans. Ich freute mich über das zunehmend dichte Gedränge
auf den Rängen, hatte ich doch meine Jacke beim Umsteigen in
Daniels Auto auf meiner Rückbank liegen lassen. Auch wenn es
zog, wurde einem Dank des Spiels doch recht warm ums Herz.
Die kriselnden Hausherren hatten ihren
Trainer gewechselt, sodass der neue Coach Brncic heute sein
Debüt feierte. Und das was wir sahen, sah ganz gut aus. Nach 15
Minuten überwogen jedoch vorerst die langen Gesichter. Ein
unglückliches Eigentor nach einer Hereingabe von der linken
Seite eröffnete die Partie zu Gunsten der Gäste. Auf der von uns
aus gesehen gegenüberliegenden Seite des Platzes freuten sich
die durchaus zahlreich mitgereisten Anhänger aus Maasmechelen.
Phasenweise war die Begegnung nun gefährlich ruppig. Vor allem
die in weiß spielenden Gäste langten ordentlich zu. Nachdem sich
die Gemüter etwas beruhigt hatten, drehte die Heimelf völlig
verdient mit einem Kopfballtreffer nach einer Ecke sowie einem
Foulelfmeter die Partie (32. und 38.). Der Höhepunkt des Spiels
erwartete uns dann nach 58 gespielten Minuten. Es kam die
Sternstunde des Yady Bangoura. Lüttichs guineischer Angreifer
zauberte sich irgendwie mit dem Ball am Fuß im Strafraum frei
und drosch den Ball bei der erstbesten Gelegenheit in die
Maschen. Vor uns entstand eine Jubeltraube rund um den
23-jährigen, der vor der Bande unter den Anhängern verschwand.
Ein grandioser Auftakt ins neue Fußballjahr!
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