|
Die Szenerie an diesem Sonntag glich derer
vor genau einer Woche. Daniel und ich trafen uns abermals zur
Mittagszeit um ins Nachbarland Belgien zu reisen und einen
weiterer Drittligaground zu erobern. Bei gleicher Anstoßzeit und
annähernd gleicher Strecke legten wir dieses Mal etwas später
los, da an unserem Zielort kein Sightseeingprogramm auf uns
wartete. Es ging nach Boom. Die 20.000-Einwohner-Stadt mit dem
doch etwas lustigen Namen liegt im Dunstkreis der Städte
Antwerpen, Mechelen und Brüssel und ist wohl jedem Fan
elektronischer „Tanzmusik“ ein Begriff. Anders als das in Boom
stattfindende Tommorowland-Festival, zieht der Fußballverein
Rupel Boom keine tausende Menschen an. Uns war das ganz recht
und sowohl die entspannte Menge, als auch das Klientel der
Menschen rund ums Parkstadion passte wohl etwas besser zu uns.
Nachdem wir unweit der Spielstätte parken konnten, nahmen wir
zuerst den Imbiss-Wagen vor dem Eingang zur massiven Tribüne ins
Visier, verstauten schnell die soeben erstandenen
Stehplatztickets und gaben bei der talentierten Dame am
Fettgrill unsere Bestellungen auf. Die Vorfreude auf den Ground
ließ uns dann mit den Broodjes im Mund ins Stadion gleiten. Das
Essen schmeckte und uns gefiel sofort, was wir sahen.
Ein wirklich schmuckes Stück 50 Jahre altes
Stadion. Der absolute Blickfang ist die übermächtige
Haupttribüne, die mit 43 Grad Neigung vergleichsweise steil ist.
Auf der Gegenseite gibt es einen überdachten Stehbereich, dem
man das Alter ebenso ansieht wie den unüberdachten Kurven. Alles
in allem ein tolles Stadion, in das im Fall der Fälle das halbe
Dorf passen würde. Das können wohl nur recht wenige
Stadien-Stadt-Kombinationen von sich behaupten. Der frühe
Termin, zu einer Zeit, in der der deutsche Fußball noch immer
nicht komplett angelaufen ist, zog neben uns noch ein Dutzend
weiterer deutscher Hopper an. Wir konnten uns recht bedeckt
halten und verfolgten die erste Hälfte mit den Gästen aus Heist
auf Höhe der Mittellinie von der Gegengerade aus. Sowohl die
knapp 500 Zuschauer, die eben genau Zuschauer waren und keine
aktiven Anhänger, als auch das Spiel selber hatten dann leider
weniger zu bieten als die schicke Kulisse. Ich könnte mich jetzt
an der Henne-Ei-Problematik abarbeiten,
ob das Gekicke niemanden von den Rängen riss oder ob die
Zuschauer das Feuer in den Spielern nicht entfachen konnten. So
oder so passierte wenig. Die Anfangsphase gehörte Rupel Boom.
Mit zunehmender Spielzeit im ersten Durchgang wurden der Gast
und Tabellennachbar stärker und konnte die beste Chance vor dem
Pausenpfiff zwar verbuchen aber auch ebenso kläglich vergeben.
Die Halbzeitpause bot uns die Gelegenheit
sich im Inneren der Haupttribüne aufzuwärmen. Gefühlt
versammelte sich hier die gesamte Zuschauerschar und aß, trank
und klönte. Wir beobachteten interessiert das Geschehen und
sehnten uns für die zweite Halbzeit etwas mehr Schnelligkeit und
Abschlussglück auf dem Feld herbei. Es wäre übertrieben zu
sagen, dass unsere Gebete erfüllt wurden. Immerhin nahmen die
Hausherren nun wieder das Heft in die Hand und verlagerten das
Spiel zu großen Teilen in die gegnerische Hälfte. Zur Belohnung
klärte der Keeper des KSK einen eigentlich schon für den Stürmer
nicht mehr zu erreichenden Ball, indem er eben jenen Angreifer
plump von den Beinen holte. Der Schütze hatte schließlich
Mitleid mit dem unglücklichen Schlussmann und jagte die Kugel in
hoeneßscher Manier in den vom Flutlicht spärlich beleuchteten
Himmel. Mehr als ein müdes Lächeln, kombiniert mit einem
Kopfschütteln hatten wir für die Situation nicht mehr übrig.
Vier Minuten später erlösten uns die Gäste aus dem so oft
zitierten „Nichts“ mit dem ersten und einzigen Treffer des Tages
(76.). Van Keilegom kam in Billard-Manier vor dem Strafraum der
Boomer an den Ball und lief alleine aufs Tor zu um wenig später
abgeklärt zu verwandeln. Dank des Tores fanden wir unseren
Frieden mit der Partie und brachen mit Ablauf der 90 Minuten
wieder gen Ruhrpott auf.
|
|