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Dass ein Endspurt meistens kein
Zuckerschlecken ist, sollte jedem bewusst sein. Bei der
Komplettierung einer oder wie in meinem Fall mehrerer Ligen, ist
das nicht anders. Natürlich hat man schon alle attraktiven und
nahen Ziele abgehakt. Es verbleiben somit Touren wie an diesem
Samstag, an dem ich für zwei Drittliga-Spiele 600 km durch
Holland und Belgien fuhr und letztendlich zwölf Stunden
unterwegs war. Mein erstes Ziel des Tages liegt kurz vor
Rotterdam und hört auf den schönen Namen Hendrik-Ido-Ambacht.
Der örtliche Fußballklub wollte dem in nichts nachstehen und
firmiert als Voetbalvereniging Altijd Sterker Worden
Hendrik-Ido-Ambacht. Kurz übersetzt, man „wird immer stärker“.
Irgendwie ist der besondere Name dann aber doch zu lang, sodass
sich die Kurzform ASWH letztendlich durchgesetzt hat. Dass man
in der drittklassigen Tweede Divisie spielen darf, hat man einem
weiteren Fallbeispiel der aberwitzigen niederländischen Auf- und
Abstiegsregelungen zu verdanken. Im dritten Jahr in der Derde
Divisie, das gleichzeitig das Aufstiegsjahr werden sollte,
belegte man in der Tabelle lediglich den siebten Platz. Als
Periodenmeister des dritten Saisonabschnitts durfte man jedoch
an den Play Offs teilnehmen und schaltete im entscheidenden
Spiel überraschend den etablierten Tweede-Divisie-Club FC
Lienden aus.
Somit stand ich nach zwei Stunden Fahrt am
frühen Nachmittag im Sportpark Schildman im Herzen der
Kleinstadt. Ich landete zeitglich mit den Gästefans des VV
Noordwijk, die den kurzen Weg von der Küste gen Süden mit dem
Bus auf sich nahmen. Noordwijk stieg im letzten Sommer gemeinsam
mit dem ASWH auf, konnte die Saison jedoch als Meister beenden.
Aktuell spiegelt sich der damalige Qualitätsunterschied auch in
der Tabelle wieder. Während die Gäste im gesicherten Mittelfeld
stehen, sieht es beim ASWH nach einer baldigen Rückreise in das
natürliche Habitat Derde Divisie aus. Das Stadion im Sportpark
Schildman ist auch unter den meist wenig attraktiven
Spielstätten in Hollands Amateurfußball eines der kleinsten und
austauschbarsten. Aber, ich hatte es schon in meiner Einführung
angesprochen, die Rosinen sind längst rausgepickt. Wenn schon
der Ground öde war, hatte ja zumindest das Spiel ein gewisses
Potential. Außerdem sind wir in Holland, hier geht fußballerisch
doch immer was.
Bevor es los ging wurde der Kapitän der
Hausherren, Mittelfeldmotor Jesper van den Bosch, für sein 250.
Spiel im Dienste des ASWH mit einem Blumenstrauß geehrt. Im
Anschluss an die kurze Zeremonie durfte, wie auf vielen Tweede
Divisie-Plätzen, der Jugendspieler der Woche mit dem Ball aufs
Tor des Gegners zulaufen und für den ersten Treffer des Tages
sorgen. In der Hoffnung auf viele weitere Buden wurde der kleine
Ajax-Fan Floris bejubelt und überließ das Feld fortan den großen
Jungs. Leider zeigten diese sich von Anfang an weniger
treffsicher als der Grundschüler. Beide Mannschaften bekämpften
sich und versuchten ihr Glück in der gegnerischen Hälfte. Im
ersten Durchgang war das selten zwingend und dementsprechend
nicht erfolgreich. Mit den besten Wünschen für die zweiten 45
Minuten wärmte ich mich mit einer Erbsensuppe im Vereinsheim
auf. Ich hätte jedoch was Härteres benötigt. Da die Heimelf zwar
überraschenderweise das Heft in die Hand nahm, vor dem Tor aber
zeigte, warum man abgeschlagen im Tabellenkeller rumdümpelt,
gab’s für mich das erste 0:0 des noch jungen Jahres. Immerhin
heiligte der Zweck die Reise und in der Tweede Divisie stehe ich
nun bei 16 von 18 Stadien. Die nächste Möglichkeit auf Tore war
drei Stunden entfernt. Ich setzte meine Tour in Richtung Belgien
fort.
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