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Die 2. Bundesliga startete mit einer
englischen Woche ins Kalenderjahr 2020. Somit räumt man dem
Unterhaus eine etwas längere Winterpause ein, was sich nicht
mehr wirklich zeitgemäß ist, jedoch trotzdem weiterhin so
praktiziert wird. Den Auftakt des 19. Spieltags machte sogleich
der Spitzenreiter aus Bielefeld. Da Mike seine Karte abgeben
wollte, sprang ich kurzfristig ein und begleitete Daniel nach
Ostwestfalen. Somit ging es für mich vom Büro direkt nach Bochum
und ebenso flott nach Bielefeld. Die Fahrt war vergleichsweise
entspannt und endete nahezu zeitgleich mit dem Sonderzug der
VfL-Fans am Bielefelder Hauptbahnhof. Wir bevorzugten jedoch die
Anreise mit dem Auto und liefen unabhängig vom Tross vom
Parkhaus in Richtung Alm. Das Wetter war durchweg ungemütlich
und mir wurde langsam klar, was meine Kollegen mit den
„stürmischen Aussichten“ meinten. Sie meinten wirklich die
Wetterlage und nicht das berüchtigte Sturmduo der Arminia aus
Klos (13 Tore) und Voglsammer (9). Wir freuten uns
dementsprechend, als wir das Stadion erreichten und uns mit
einer leckeren Currywurst stärken konnten. Wir verweilten die
meiste Zeit im windgeschützten Bereich unter der Tribüne und
verpassten somit leider den legendären Lohmann-Song.
Ersatzweise konnte ich meine Sympathien
fürs Bielefelder Maskottchen im nahen Fanshop ausleben, in dem
es Lohmanns in aller Formen und Größen gab. Mich faszinierten
trotzdem eher die angeboten Memorabilia mit Unterschriften bzw.
Spielbezug, die man so in Deutschland recht selten antrifft. Mit
dem näher rückenden Anpfiff begaben wir uns auf unsere Plätze,
die belebender Weise in Mitten mehrerer Grundschulklassen lagen.
So wirklich ruhig wurde es um uns herum nicht und die teilweise
sowieso viel zu dicken Schüler/innen labten sich mit Hilfe ihrer
Lehrkräfte an dem reichlich vorhandenen Pommes-Angebot. Und ich
dachte die Schulen wären heute bessere Hippie-Öko-Kommunen.
Wenig später bekamen die Kids in ihren Warnwesten dann ihre
erste Lehrstunde in Sachen Fußballkultur. Natürlich wurde auf
Seiten des benachbarten Gästeblocks nicht wirklich jugendfrei
gepöbelt und zeitgleich hüllte sich der Mob in schwarze Folien.
Zum Einlaufen der Teams gab es dann ein Spruchband gegen die
nicht wirklich arbeitnehmerfreundliche Terminierung und eine
stattliche Menge Rauch. Der bereits erwähnte Wind trieb diesen
jedoch ungewohnt schnell fort, sodass die Partie nur kurz
unterbrochen wurde. Es folgte ein hitziges und stimmungsvolles
Spiel, das letztendlich jedoch nicht das Prädikat „fußballerisch
wertvoll“ erhalten sollte.
Ich glaube es war Daniel, der recht schnell
feststellte, dass die Hausherren hier wie ein Spitzenreiter
spielten. Der Deutsche Sportclub dominierte die Begegnung mit
eben jenem Selbstverständnis und war dem Kellerkind aus dem Pott
in so ziemlich allen Belangen überlegen, ohne sich zu sehr zu
verausgaben. Trotzdem kam die Bielefelder Führung dann ohne
wirkliche Vorankündigung. Der VfL konnte einen Freistoß nicht
klären und musste folgerichtig mit ansehen, wie Voglsammer den
Ball in bester Torjägermanier für sein zehntes Saisontor in die
Maschen drosch. Als weitere Randnotiz der ersten Hälfte möchte
ich die fünf gelben Karten, munter verteilt von Schiri Kempter,
nicht unerwähnt lassen. Bochums Dornröschenschlaf wollte auch im
zweiten Durchgang nicht enden und wurde nur durch hitzige
Zweikämpfe hüben wie drüben unterbrochen. Auch aufgrund der
dölfzehn Verwarnungen, die schlussendlich nur knapp am
Zweitligarekord vorbeischrammten, wird mir diese spielerisch
recht maue Veranstaltung wohl doch noch in Erinnerung bleiben.
Auch dank Bochums Keeper Riemann, der sich – es wurde bei den
Gästen bereits drei Mal gewechselt – dazu hinreißen ließ, eine
gelbe Karte wegen Meckerns mit einem höhnischen Applaus in
Richtung Kempter zu beantworten. Es folgte eine blitzschnelle
gelb-rote Karte und Janelts Debüt im Tor. Für Daniel, mich und
wohl auch für Bochums Mittelfeldmann eine Premiere. Der
Feldspieler im Kasten konnte erst in der Nachspielzeit von
Topstürmer Klos überwunden werden und so endete die Begegnung
verdient mit 2:0 für die weiterhin bockstarken Arminen.
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