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Ich spreche es ganz offen an, spielst du
als FC Schalke gegen Paderborn willst und musst du das Spiel
gewinnen. So viel Anspruch sollte ohne jegliche Arroganz erlaubt
sein. Getragen vom wenige Tage alten Sieg gegen den Big City
Club und der damit verbundenen Hoffnung aufs Pokalfinale,
machten uns Andre und ich also guten Mutes auf den Weg Richtung
Gelsenkirchen. Bei bestem Frühlingswetter und zur besten
Fußballzeit am Samstag um halb vier fanden wir uns eine knappe
Stunde vor Spielbeginn in der Arena ein. Unser Wohnzimmer war
nun wieder besser gefüllt als noch am Dienstag und auch die
Gäste aus der Domstadt konnten ihren Block ganz passabel füllen.
Trotz diverser neuer Ausfälle, vor allem in der Defensive, waren
die Knappen in der eindeutigen Goliathrolle gegenüber dem
biederen Kellerkind. So rutschte der 22-jährige Timo Becker als
Außenverteidiger in die sonst doch recht etablierte Aufstellung
des S04.
Was Schalke dann im ersten Durchgang zeigte
konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen. Nachdem man dem
Sportclub im Hinspiel fünf Dinger einschenkte agierte man hier
sehr verhalten, fast schon passiv. Spiele gegen die vermeintlich
kleinen Gegner sind eine Kopffrage und hier schien bei unseren
Jungs so einiges nicht zu stimmen. Am Ende der ersten Hälfte
konnte man lediglich eine gute Chance für Königsblau verbuchen.
McKennies Schuss wurde jedoch abgefälscht und schlussendlich vom
Schnapper entschärft. Zu allem Überfluss verletzte sich mit
Kabak der nächste Verteidiger und wurde durch die Barca-Leihgabe
Todibo ersetzt. Spaß machte das Zuschauen bisher nicht und die
Paste, die die leicht debile Reisegruppe direkt hinter uns
quatschte machte die Laune nicht besser. Man musste nicht
klatschen, die vereinzelten Pfiffe fürs Team fand ich dann doch
irgendwie überzogen. Ich hoffte auf einen tieferen Sinn dahinter
oder auf so etwas wie eine vom Chefcoach Wagner verschriebene
„Erholungs-Halbzeit“ nach den 120 Minuten unter der Woche.
Ich könnte Recht gehabt haben, denn nach
dem Wiederanpfiff kam sichtbar neuer Schwung in die Partie. Es
hätte bereits nach kurzer Zeit mit einem Elfmeter für den S04
richtig gut losgehen können. Schöpf fiel im Strafraum und in der
Mitte des Feldes war dank eines übereifrigen Ordners ein zweiter
Ball im Spiel. Nun kam der ätzende VAR ins Spiel und verwehrte
uns den Strafstoß. Ob dies am nicht elfmeterwürdigen
„Tathergang“ oder dem Störball lag wird man aufgrund der nicht
vorhandenen Transparenz in der Kommunikation mit dem Kölner
Keller wohl nie erfahren. Nun hätte wenigstens Gregerl fürs
Erfolgserlebnis sorgen musste. Was ihn jedoch dazu brachte, frei
vorm Tor nicht für den völlig blanken Sturmpartner Raman
aufzulegen oder zumindest das lange Eck für den Torabschluss
anzuvisieren ist mir bis heute nicht klar. Stattdessen kullerte
der Ball im luftleeren Raum an Freud und Feind vorbei. Die jetzt
viel agileren Hausherren vollbrachten noch einen Lattenschuss,
ehe es endlich zum Führungstreffer kam. Joker und Wirbelwind
Kutucu tankte sich durch den Strafraum und schloss eiskalt und
überlegt zum 1:0 ab (63.). Kutucu hätte sich wenig später mit
einem weiteren Treffer belohnen können, scheiterte jedoch an
Zingerles Fingerspitzen im Kasten der Paderborner. Am Ende wurde
uns die eklatante Schwäche bei eigenen und eben gegnerischen
Ecken zum Verhängnis. Der eingewechselte Maskenmann Gjasula
besorgte per Kopf gegen Becker den Ausgleich und brachte den
Schalker Anhang zum Schweigen. Dem Torschützen selbst konnte man
jedoch nicht böse sein. Er erwähnte im Nachgang wie geil er die
Stimmung in der Arena im Vergleich zum gelb-Schwachen
Zeckentempel fand. Schmerzhaftes Tor - Guter Mann.
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