|
Das Schicksal brachte mich Ende Februar ein
zweites Mal nach West Bromwich. Es trat im Fall von Steffi, Marc
und mir als League Cup-Finale auf, für das sich unser
eigentliches Ziel, Aston Villa, qualifizierte. Blöderweise fand
jenes Endspiel nämlich am Sonntag nach dem eigentlich auf
Samstag terminierten Villa-Heimspiel statt und verhagelte uns
ein wenig den lange geplanten Aufenthalt in Birmingham. Für
diesen hatten wir bereits Hotel und Bahnfahrt gebucht, sodass
wir uns nach einer Alternative in der Umgebung umgucken mussten.
Wir einigten uns hier recht flott auf die Partie zwischen West
Bromwich und Wigan, obwohl zumindest ich den Baggies bereits
einen Besuch abgestattet hatte. Glücklicherweise habe ich mich
damals ein bisschen ins schicke Stadion und den Club verguckt,
sodass der Revisit für mich kein Problem war. So fuhren wir also
am Samstagmorgen gemeinsam mit der Bahn von London nach
Birmingham und fanden uns nach einem Pubbesuch in der Metro
Richtung West Bromwich ein. Wenige Minuten später standen wir
vor dem The Hawthorns, einem wirklich klassischen und
altehrwürdigen englischen Stadion, so wie es im Buche steht.
Die Baggies sind derzeit Spitzenreiter der
zweiten Liga und peilen nach dem Abstieg 2018 und dem vierten
Platz in der vergangenen Saison den Wiederaufstieg an. Es läuft
also unter Coach Slaven Bilic und so wäre auch heute alles
andere als ein Sieg gegen Kellerkind Wigan eine Überraschung
gewesen. Die Latics nahmen nach dem FA Cup-Sieg von 2013 eine
äußerst ungewöhnliche Entwicklung. Im Jahr des größten Erfolgs
der Vereinsgeschichte stieg man sogleich aus der Premier League
ab und ist nun weit von einem erneuten Aufstieg entfernt.
Stattdessen ging es zwischenzeitlich sogar runter in die League
One und so dümpelt man zwischen zweiter und dritter Liga rum und
musste seine Ansprüche in den letzten Jahren wohl neu einnorden.
Wir freuten uns auf das Duell zweier englischer Traditionsclubs
mit so ähnlichen Voraussetzungen und so unterschiedlichen
Entwicklungen. Wir durften das Ganze auf Höhe der Mittellinie
aus der ersten Reihe beobachten. So erfüllte auch ich mir,
obwohl es nun mal leider keinen neuen Ground gab, einen kleinen
Wunsch, den ich schon etwas länger hegte. In einer alten
englischen Hütte in der ersten Reihe sitzen und pöbeln - Check.
Nachdem das Maskottchen Baggie Bird
gemeinsam mit dem Boiler des Hauptsponsors seine Runden gedreht
hatte, entwickelte sich über der Grasnarbe ein überraschend
ausgeglichenes Spiel. Dass in der ersten Halbzeit kein Tor fiel,
hatten wir Steffi zu verdanken, die auf eine Berührung des Fußes
der Tony Brown-Statue am Stadion verzichtete. Zum Glück wussten
die West Bromwich-Fans nichts von diesem Fauxpass und gaben
ihrer Mannschaft die Hauptschuld an der bisher äußerst
durchwachsenen Leistung. Nachdem wir uns im Bauch des Stadions
etwas aufgewärmt hatten ging es erneut auf unsere Plätze, um in
der zweiten Halbzeit endlich Tore zu sehen. Hier und da schickte
uns die Sonne ein paar wärmende Strahlen durch die Wolkendecke
und auch das Spiel hellte etwas auf. Ein Duell zwischen zwei
Mannschaften an unterschiedlichen Enden des Klassements hätte
der ahnungslose Betrachter hier jedoch nicht beschrieben. So war
der Siegtreffer durch Wigans Morsy, der einen Abstauber in die
Maschen drosch (73.), letztendlich sogar verdient. Es folgte
kein Robson-Kanu-Kopfball-Hattrick innerhalb von 13 Minuten wie
bei meinem letzten Besuch, sodass die Überraschung perfekt war.
Durchgefroren ging es zurück in die zweitgrößte Stadt des
Landes.
|
|