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Am Morgen nach dem Spiel in West Bromwich
saßen Marc und ich bereits wieder im Zug nach London. Wir waren
nicht die einzigen Fußballverrückten in der Bahn und teilten uns
diese mit den Schlachtenbummlern von Aston Villa. Die Fans der
weinrot-himmelblauen Villans trafen im League Cup-Finale auf
Manchester City und hofften auf ihre Chance im Wembley Stadium.
Wir quatschten ein wenig mit unseren Sitznachbarn und ich war
die Ruhe in Person, was Marc in Anbetracht des doch recht
zeitigen Beginns der anvisierten Partie zwischen Tottenham und
Wolverhampton etwas wunderte. Nun habe ich jedoch nicht alle
meine Charakterzüge über Bord geworfen, sondern hatte
fälschlicherweise angenommen, das Spiel würde erst eine Stunde
später und somit zur üblichen Anstoßzeit um 15 Uhr beginnen.
Marc schaute also nicht schlecht, als ich uns im Pub neben
unserem Hotel in Stratford zum obligatorischen Bier munter Fish
and Chips orderte. Als auch mir die richtige Anstoßzeit klar
wurde, war es bereits zu spät. Unser Mahl schaffte es nicht mehr
rechtzeitig und uns war das Spiel im neuen Stadion der Spurs
dann doch wichtiger. Schnell ging es zur Bahnstation und in den
Zug gen Norden. Wir erreichten das „Ufo“ noch rechtzeitig und
erlebten den Anpfiff mit.
Ich musste mich noch mit meinen Nachbarn
auf eine Sitzverteilung einigen, da hier wohl Unklarheit unter
den Anwesenden herrschte. Da wir über ein Vereinsmitglied der
Spurs zwei Restkarten bekamen, saßen Marc und ich zwar nicht
zusammen, hatten aber trotzdem unseren Spaß. Auch bei meinem
zweiten Besuch, nach dem NFL-Spiel im Oktober, beeindruckte mich
das neue Heim des letztjährigen Champions-League-Finalisten.
Eine moderne Arena mit allen Schikanen, von denen einem
insbesondere die vier riesigen Bildschirme in den Ecken der
Arena sofort ins Auge fallen. Alles in allem ein irres Stadion.
Ich sehnte mir meine Portion Fish and Chips oder ein schönes
englisches Frühstück herbei und wollte mir trotzdem zuerst das
Spiel geben. Die Partie zwischen den favorisierten Hausherren
und den sehr ambitionierten Wolverhampton Wanderers sollte es in
sich haben. Das schnelle und zielgerichtete Spiel machte Spaß
und hielt die 60.000 Anhänger über die gesamte Spielzeit auf
Trab.
Den Anfang machte Tottenhams Bergwijn, der
einen Abpraller locker verwertete (13.). Weitere 13 Minuten
später durfte Doherty für die Gäste eine ähnliche Situation
abschließen. Mehr als der Ausgleich faszinierte mich der
grenzen- und zügellose Jubel der Gäste, die sich im normalen
Spielverlauf nicht wirklich Gehör verschaffen konnten oder
besser wollten. Mit zwei Toren auf der Habenseite gönnte ich mir
meinen ersten Pie und durfte schmatzend das 2:1 von
Spurs-Verteidiger Aurier bestaunen (45.). Zu viel Platz im
Strafraum und ein feines Auge machten es dem Ivorer recht
leicht. So ging die Rentner-Gang neben mir letztendlich
zufrieden in die Pause. Ich bekam für meine schlappen 77 Euro
für einen Platz hinter dem Tor wenigstens etwas geboten. Im
zweiten Durchgang häuften sich die „F*cks“ in meinen Ohren. Die
Wolves drehten auf und ließen Spurs-Coach Mourinho und sein
Star-Ensemble alt aussehen. Es war toll mit anzusehen, wie
clever Jota und Jimenez den Rückstand in eine eigene Führung
drehten. Hinten ließ man indes nichts mehr zu und ich ließ
dieses tolle Fußballspiel mit einem weiteren Pie ausklingen.
Nach dem Spiel trafen sich Marc und ich wieder und machten uns
auf den Weg zum Lee Valley Ice Center, wo ein großartiges
Amateurspiel im Eishockey auf uns wartete. Vokuhilas und
Schnäuzer inklusive.
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